Die Kölner Schriftstellerin Husch Josten hat eine Idee, wie ungepflegte oder aus der Zeit gefallene Zäune, Gitter oder Mülleimer aufgehübscht werden könnten.
100 Ideen für KölnSchriftstellerin Husch Josten wünscht sich einen Farbton für die Stadt

Vielerorts sieht vor allem die Kölner Altstadt nicht gepflegt aus.
Copyright: Jan Wördenweber
Was ist meine Idee für Köln?
„Ein Ton für die Stadt“. Köln ist eine bunte und quirlige Stadt, das soll natürlich so bleiben, aber mehr Ruhe fürs Auge wäre hier und da wünschenswert. Meine Idee: Ungepflegte, wild zusammengewürfelte, vernachlässigte oder farblich aus der Zeit gefallene Zäune, Betonwände, Masten, Gitter, KVB-Haltestellen, Mülleimer, Stromkästen... nach und nach in einer einheitlichen, zurückhaltenden Farbe anstreichen — etwa einem tiefen Dunkelgrün oder Schwarz. Dieser Farbton wäre ein visuelles Gegengewicht zum städtischen Reiz- und Werbeüberfluss, in dem das Auge keine Ruhe findet, sondern Chaos und Verwahrlosung wahrnimmt. Eine ruhige Farbe brächte ästhetische Qualität und Ordnung in den öffentlichen Raum, besonders an Orten ohne gestalterisches Konzept.
Warum wäre das gut für die Stadt?
Das Stadtbild würde entlastet. Visuelle Unordnung würde mit einfachsten Mitteln neutralisiert und Köln dadurch — wie andere Großstädte, die diese zurückhaltenden Farben längst flächendeckend einsetzen — aufgewertet, insgesamt aufgeräumter. Pflege statt Abriss: Der bestehenden, oft völlig vernachlässigten Infrastruktur würde bei geringer technischer Komplexität kostengünstig zu neuem Glanz verholfen. Neue Elemente würden gleich in diesem zurückhaltenden Köln-Ton bestellt. Jeder, der schon mal seine Wohnung gestrichen hat, kennt den Effekt. Köln frisch zu streichen, wäre ein sichtbares Zeichen für eine bewusstere, nachhaltige Stadtgestaltung und Pflege.
Wie könnte die Umsetzung gelingen?
Im ersten Schritt wäre der Farbton zu definieren, das „Kölner Schwarz“ oder das „Kölner Dunkelgrün“. Dann wäre die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger gefragt: Wo müsste in ihrem Veedel (endlich) mal gestrichen werden? Wo gibt es besonders erbarmungswürdige An- und Aussichten — Zäune, Wände, Fahrgastunterstände, Stromkästen, Verteiler, Roller, Lüftungseinheiten ...?
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Husch Josten liest beim Festival „Literatur am Dom“ 2025 in Altenberg aus ihrem Roman „Die Gleichzeitigkeit der Dinge“.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Die Ämter für Stadtentwicklung, Landschaftspflege und Grünflächen, Straßen und Verkehrsentwicklung müssten bei diesem Projekt Hand in Hand arbeiten — gegebenenfalls mithilfe der AWB, KVB, externer Dienstleister und sogar von Bürgerinitiativen. Lokale Freiwillige in allen Stadtvierteln könnten nach entsprechender Einführung einen Beitrag leisten, etwa „ihren“ Schulzaun streichen, Patenschaften für diesen oder jenen Anstrich übernehmen, was die Identifikation mit der Stadt und das eigene Verantwortungsbewusstsein für die Stadt stärkt.
Was braucht es dafür?
Zunächst einmal eine möglichst bedenkenlose und unbürokratische Stadtverwaltung. „Abers“ gibt es immer zu finden, viel schöner wären lauter „Trotzdems“. Darüber hinaus bräuchte es natürlich viel Farbe samt Anti-Graffiti-Beschichtung.
Die Kosten für die Planung, Projektsteuerung und Ausschreibung und die Arbeitskosten dürften alles in allem weit geringer ausfallen als die Summen, die manch anderes städtische Projekt verschlingt, zumal sicherlich auch Förderprogramme für saubere und grüne Städte angezapft sowie öffentlich-private Kooperationen angestrebt werden könnten. So verrückt die Idee erst einmal klingt und so unterschiedlich die Eigentumsverhältnisse mancher Verteilerkästen oder Zäune sein mögen: Wenn alle an einem Strang ziehen, um ihr Köln gemeinsam schöner zu machen, kann es mit verhältnismäßig wenig Aufwand gelingen.
Husch Josten, geboren 1969, ist Schriftstellerin. Sie hat Geschichte und Staatsrecht in Köln und Paris studiert und danach ein Zeitungsvolontariat bei der „Kölnischen Rundschau“ absolviert. In den 2000er Jahren arbeitete sie von London aus für Zeitschriften und andere Medien. Nach ihrer Rückkehr leitete sie zeitweilig die Pressestelle der Köln-Arena (heute Lanxess-Arena). 2019 erhielt Josten den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung. 2024 erschien von ihr im Berlin-Verlag der Roman „Die Gleichzeitigkeit der Dinge“. (jf)