Auszeit des Kölner ErzbischofsWoelki zur Einkehr in Eichstätt

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Kardinal Woelki im Kölner Maternushaus

Köln – Über den Aufenthaltsort des Kölner Erzbischofs, Kardinal Rainer Woelki, während seiner vom Papst festgelegten Auszeit bis Anfang März herrschte bislang Rätselraten. Das Erzbistum machte dazu keine Mitteilung. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr jetzt erste Details.

Demnach befindet Woelki sich zurzeit in Eichstätt. Er wurde am Donnerstag in der bayerischen Bistumsstadt an der Altmühl gesichtet. Wie weiter zu erfahren war, logiert er dort im Priesterseminar, einem repräsentativen Bau im Zentrum der barocken Altstadt. Wie lang Woelki  zu bleiben gedenkt, ist nicht bekannt.

30-tägige Exerzitien

Er selbst hatte erklärt, er wolle im Rahmen seiner gut viermonatigen Beurlaubung 30-tägige Exerzitien (Einkehrtage mit geistlichen Übungen) absolvieren. Wie aus Kirchenkreisen berichtet wird, habe er damit nun in Eichstätt begonnen. Für die dann noch verbleibenden zweieinhalb Monate bekundete Woelki die Absicht, sich zum Beispiel in den Niederlanden nach Best-Practice-Modellen für die Pastoral umzusehen.

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Dass er Eichstätt als Zwischenziel ansteuert, ist auch kirchenpolitisch interessant. Der dortige Bischof Gregor Maria Hanke gehört mit seinen Mitbrüdern Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stefan Oster (Passau) zu einer bayerischen Phalanx erklärter Gegner der Reformbestrebungen auf dem Synodalen Weg, einem Projekt der deutschen Bischöfe und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), des Dachverbands der Laien. Auch Woelki steht dem Synodalen Weg ablehnend gegenüber.

Zeichen in Köln stehen auf Konflikt

Im eigenen Bistum stehen die Zeichen in Woelkis Abwesenheit weiterhin auf Konflikt. Die Fronten zwischen denen, die auf umfassende Veränderungen samt einem möglichen Wechsel an der Bistumsspitze dringen, und einer – kleineren – Gruppe von Verteidigern Woelkis  scheinen sich sogar noch zu verhärten. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ prallten die widerstreitenden Positionen in einer Sitzung des Priesterrats  aufeinander. Die sogenannten Reformer in dem Gremium seien von einer Minderheit scharf attackiert worden.

Im Streit über die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und den Umgang der Kölner Bistumsleitung mit Fällen sexualisierter Gewalt sei das Argument laut geworden, katholische Priester seien auch schon vor 80 Jahren mit Missbrauchsvorwürfen überzogen worden – eine unmissverständliche Anspielung auf die kirchenfeindliche Agitation der NS-Propaganda. 

Der 2. März als „Damoklesschwert“

Berichtet wurde aber auch, dass es dem vom Papst bestellten Bistumsverwalter, Weihbischof Rolf Steinhäuser, gelinge, eine Atmosphäre der Offenheit zu schaffen und einen Austausch zu ermöglichen. Anders als Woelkis Generalvikar Markus Hofmann, der seine Aufgaben zurzeit als „Delegat“ Steinhäusers versieht, beschreibe Steinhäuser in internen Runden die Situation im Erzbistum mit deutlichen Worten als schwierig und verfahren.

„Über allen aber hängt als Damoklesschwert der 2. März“, sagt ein hochrangiger Insider im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Am Aschermittwoch 2022 endet für Woelki die vom Papst verfügte Auszeit. „Wenn er danach wiederkommt, war alles für die Katz“, so die Einschätzung.

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In der kommenden Woche wollen die pastoralen Führungsgremien des Erzbistums erste Beratungen führen, wie die Zeit von Woelkis Abwesenheit gestaltet werden kann und wie es nach deren Ende weitergehen soll. Woelki hat mehrfach seine Absicht bekundet, Anfang März seinen Platz an der Bistumsspitze wieder einnehmen und „mit voller Kraft“ weiterzumachen.  

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