Debatte um ParkplätzeDürfen Anwohner künftig ihre Autos in Kölner Parkhäusern abstellen?

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Das Bild zeigt das Parkhaus von Kaufhof an der Schildergasse von außen.

Bald auch für Anwohner geöffnet? Galeria kann sich vorstellen, sein privates Parkhaus an der Schildergasse auch für Anwohner zu öffnen.

Viele Autos sollen laut des Mehrheitsbündnisses aus dem öffentlichen Raum verschwinden – doch die Pläne stoßen teils auf Widerstand.

Das Ziel des Mehrheitsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt ist eindeutig: Die Anzahl geparkter Autos im öffentlichen Raum soll deutlich reduziert werden. So steht es im Auftrag der drei Fraktionen an die Verwaltung, die einen Masterplan Parken erstellen soll. Unter anderem soll die Stadt prüfen, ob Anwohner in Parkhäusern oder auf Parkplätzen von Bezirkseinrichtungen, Autohändlern, Kaufhäusern oder an Schulen parken können, damit sie nicht mehr an der Straße parken müssen. Auch Quartiersgaragen sind eine Option.

Doch auch mehr als ein Jahr nach dem Beschluss zeigen Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei den Betreibern von grob 20.000 Parkplätzen in Köln, dass die vorgesehenen Alternativen häufig auf Ablehnung stoßen oder noch viel Zeit kosten. Es gibt aber auch Parkhaus-Betreiber, die die Idee befürworten, einen Teil ihrer Stellplätze für Anwohner freizugeben.

Zahl der Kraftfahrzeuge nimmt zu

Beispielsweise sagte ein Sprecher von Galeria zu einer möglichen Öffnung: „Dem Konzept steht das Unternehmen grundsätzlich positiv gegenüber.“ Die Kaufhaus-Kette betreibt vier Parkhäuser mit 3098 Stellplätzen in Köln. Galeria ist laut des Sprechers mit der Stadt dazu im Austausch – eine überraschende Aussage, weil die Verwaltung laut eigener Aussage noch keine Gespräche mit Betreibern führt.

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Wo Autos zukünftig geparkt werden sollen, ist eine Frage, die viele Kölnerinnen und Kölner betrifft. Ende des vergangenen Jahres lebten 1.092.118 Menschen in Köln, die Zahl der zugelassenen Autos betrug laut Stadt 486.492 – es ist laut Statistik das erste Mal seit 2004, dass die Anzahl leicht zurückgegangen ist (minus 0,1 Prozent). Allerdings nimmt die Zahl der Kraftfahrzeuge (Krafträder, Nutzfahrzeuge, Autos) weiter zu, Ende 2022 waren es 576.000, ein Plus von 0,5 Prozent.

Autohändler-Verband ist skeptisch

Unter anderem sollte die Verwaltung prüfen, ob Autohändler ihre Flächen für Anwohner zur Verfügung stellen könnten. Doch laut eines Sprechers des Bundesverbandes freier Kfz-Händler werden Besucherparkplätze „grundsätzlich auch außerhalb der Geschäftsöffnungszeiten benötigt, um Interessenten zum Beispiel auch am Wochenende die Möglichkeit der Besichtigung der zum Verkauf stehenden Fahrzeuge zu ermöglichen“.

Seiner Aussage nach könnte im Einzelfall die Perspektive positiver sein, aber: „In der Regel ist allerdings davon auszugehen, dass Kfz-Händler in den betroffenen Regionen ebenfalls nicht gerade über üppigen Parkraum verfügen.“

Vor zwei Jahren hatte die Verwaltung dem Stadtrat schon einmal die Probleme präsentiert, die es mit sich bringen kann, wenn die Betreiber privater Parkhäuser einen Teil ihrer Fläche für Anwohner freigeben sollen. Denkbar wäre diese Option beispielsweise für Inhaber eines Bewohnerparkausweises, der aktuell 30 Euro jährlich kostet.

Grundsätzlich bieten Private auch Stellplätze in ihren Tiefgaragen an, jedoch werden diese dann als Dauermietstellplätze zu privatwirtschaftlichen Konditionen vermarktet.
Stadt Köln

Laut Stadt befürchteten die damals gefragten Betreiber eine beeinträchtigte Kontrolle und Sicherheit sowie eine eingeschränkte Verfügbarkeit von Kurzzeitparkplätzen. Das bestätigt Contipark auch heute noch, das Unternehmen betreibt 23 Parkeinrichtungen mit rund 6500 Stellplätzen, unter anderem die Tiefgarage am Dom. Laut eines Sprechers spielen Sicherheitsaspekte und die Sorge um die Wirtschaftlichkeit eine Rolle.

Die Stadt teilte mit: „Grundsätzlich bieten Private auch Stellplätze in ihren Tiefgaragen an, jedoch werden diese dann als Dauermietstellplätze zu privatwirtschaftlichen Konditionen vermarktet.“ In der Tiefgarage am Rheinauhafen beispielsweise kostet der Parkplatz monatlich 220 Euro – deutlich mehr als die 30 Euro jährlich für das Bewohnerparken, selbst wenn es demnächst möglicherweise auf 360 Euro jährlich steigt. Das Bündnis will die Kosten möglichst zum 1. Januar 2024 anheben, der Preis ist noch unklar. Es wäre also zu klären, wie die finanziellen Unterschiede ausgeglichen  werden.

Aldi und Lidl: Priorität haben die Kunden

Ein Sprecher des Betreibers Q-Park kann nachvollziehen, dass Betreiber sich Sorgen um Sicherheit, Zugänge und die Verfügbarkeit von Kundenstellplätzen machen. Das Unternehmen betreibt drei Parkhäuser mit rund tausend Stellplätzen, unter anderem die Tiefgarage am Börsenplatz. Der Sprecher sagte aber auch: „Wo ein Wille ist, sollte auch eine Lösung möglich sein.“

Anders sieht es aus bei Aldi Süd und Lidl. Aldi Süd beispielsweise betreibt 55 Filialen mit mehr als 5000 Parkplätzen, das Unternehmen teilte mit: „Die Priorität von Aldi Süd ist es, dass alle Kundinnen und Kunden zu jeder Zeit einen Parkplatz finden. Daher sind grundsätzlich die Stellplätze den Kundinnen und Kunden von Aldi Süd für die Dauer des Einkaufs vorbehalten.“ Ähnlich sieht es Lidl, die Firma verfügt über 36 Filialen mit Parkplätzen in Köln, zur Anzahl der Stellplätze äußerte sich Lidl nicht.

Bis der Masterplan greift, dürfte aber noch dauern. Noch bearbeitet die Stadt den Masterplan Parken, laut eines Sprechers enthält er „eine Vielzahl unterschiedlicher Themen, deren Vorbereitung und Umsetzung sehr unterschiedliche Zeiträume beanspruchen“.

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