Der Vorstand des Verkehrsunternehmens bietet konstruktive und nicht nur restriktive Lösungsansätze. Jetzt muss die Politik helfen, sagt unser Autor.
Verwahrlosung in der InnenstadtDie KVB hat gute Gründe, nicht einfach nur zuzuschauen – doch die Politik muss helfen


Die Zahl der Menschen, die in Kölner U-Bahn-Haltestellen übernachten, nimmt zu.
Copyright: Annika Ginster
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben die Aufgabe, die Kölnerinnen und Kölner mit Bahnen und Bussen möglichst schnell und störungsfrei durch die Stadt zu transportieren. Jeder weiß, dass diese Aufgabe angesichts knapper finanzieller Mittel, hoher Krankenstände, Lieferschwierigkeiten bei den Fahrzeugherstellern und fehlenden Fahrinnen und Fahrern nur schwierig zu erfüllen ist und die KVB an diesem Ziel oftmals scheitert.
Shuttlesbus und Wärmeraum für wohnungslose Menschen in Köln
Als wäre das alles nicht schon genug, muss sich die KVB zunehmend auch einer sozialen Problemlage stellen. Wohnungslose und drogenabhängige Menschen nutzen nachts verstärkt die U-Bahn-Haltestellen, um dort zu schlafen, zu essen und Drogen zu konsumieren. Das sorgt einerseits dafür, dass sich die Fahrgäste unsicher und unwohl fühlen. Und anderseits bergen die unerlaubten Übernachtungen die reale Gefahr, dass jemand von der Stadtbahn überfahren wird, wenn er morgens bei Betriebsbeginn noch neben den Gleisen schläft.
Der KVB-Vorstand hat also sehr gute Gründe, nicht einfach nur zuzuschauen. Es ist richtig, dass es jetzt einen Plan gibt, um den Problemen zu begegnen. Und es ist zu begrüßen, dass wohnungslose und aufgrund ihrer Drogensucht kranke Menschen nicht einfach nur stumpf verdrängt werden sollen. Die Idee eines Shuttlesbusses, der die obdachlosen Menschen zu einer Notschlafstelle bringt und eines Wärme-raums in einem Bus während der Wintermonate, zeigt, dass die KVB auch konstruktiv an einer Lösung arbeiten will und nicht nur rein restriktiv.
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Kölnerinnen und Kölner wollen sich beim Fahren mit der KVB sicher fühlen
Richtig ist aber auch, dass sich die Menschen in dieser Stadt sicher fühlen wollen, wenn sie die Fahrzeuge der KVB nutzen und die Haltestellen betreten. Das gilt ebenso für Kinder und Senioren wie Berufspendler, die sich auf dem Weg nach Hause befinden. Und auch der Gestank von Urin und Fäkalien ist ihnen nicht länger zuzumuten. Wer einmal versucht hat, am Neumarkt mit einem Kinderwagen oder Rollstuhl einen der Aufzüge zu benutzen, der weiß, dass an dieser Stelle die Grenzen des Erträglichen überschritten sind.
Angesichts der bereits erwähnten Herausforderungen für die KVB im Verkehrsbereich ist es nur folgerichtig, dass das zum Stadtwerke-Konzern und somit indirekt zur Stadt Köln gehörende Unternehmen die zusätzlichen Kosten für Sicherheit und Sauberkeit nicht vollständig vom eigenen Budget abknapsen kann. Denn das ohnehin schon reduzierte Angebot darf nicht noch weiter heruntergefahren werden.
Deshalb steht die Politik im Stadtrat jetzt in der Verantwortung, zusätzliches Geld zur Verfügung zu stellen. Angesichts einer angespannten Haushaltslage ist das kein leichtes, aber ein notwendiges Unterfangen.