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Köln-WorringenHeimatarchiv-Gründer erhält das Bundesverdienstkreuz

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Ein älterer Herr mit grauem Haar und Oberlippenbart sitzt auf einem altmodischen Sessel, neben ihm auf einer Kommode steht ein antikes Radio.

Hans Josef Heinz hat viele der Ausstellungsstücke des Archivs selbst zusammengetragen. 

Hans Josef Heinz begann in den 1970ern, die Geschichte des Ortes zu dokumentieren. Für seine Arbeit erhielt er nun Anerkennung von höchster Stelle. 

Als Hans-Josef „Jupp“ Heinz die Neuigkeit erreichte, dass er für seine Verdienste um den Aufbau des Heimatarchivs Worringen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik, auch als „Bundesverdienstkreuz“ geläufig, ausgezeichnet werden sollte, war er überrascht. „Überrascht und im ersten Moment auch gar nicht so erfreut“, sagt er unumwunden, „denn das Archiv aufzubauen, das hätte ich als Einzelner nie auf die Beine stellen können. Man braucht eine Mannschaft, auf die man sich verlassen kann.“ Nach zahlreichen Glückwünschen habe bei ihm jedoch ein Umdenken eingesetzt, „so dass ich mir dachte: komm', nimm es an“, sagt er. Im Rahmen einer Ehrung im Historischen Rathaus im August konnte er den Orden daher aus der Hand von Oberbürgermeisterin Henriette Reker entgegennehmen.

Ein äterer Mann mit grauem Haar hält ein Buch geöffnet vor sich, neben ihm steht eine elegante Frau im braunen Kleid, Henriette Reker.

Der Bundesverdienstorden wurde Heinz im Historischen Rathaus durch OB Henriette Reker überreicht.

Der heute 84-Jährige ist in Worringen aufgewachsen, mit Geschichte hatte er in seiner Jugend aber noch nichts am Hut.  Das Interesse an seinem Heimatort erwachte erst in den 1970er Jahren, nachdem er das Buch „Worringen – Bild eines rheinischen Dorfes“ aus der Feder des Worringer Heimatforschers Josef Gödecke gelesen hatte. „Bis dahin hatte ich keine Ahnung von Worringen“, sagt er, „aber nach dem Buch dachte ich mir: Wer seine Heimat liebt, muss sie auch kennen“.

Vor Sperrmüll-Tagen durch Köln-Worringen gestreift

Heinz nahm Kontakt zu Gödecke auf, eine Freundschaft entwickelte sich. „Sein Buch war hervorragend recherchiert, aber es hatte keine Fotos enthalten“, so Heinz, „das brachte mich auf die Idee, nach alten Bildern und Gegenständen zu suchen.“ So begann er zunächst, vor Sperrmüll-Tagen des Nachts durch den Ort zu streifen, wobei er vor allem die Häuser älterer Worringer im Blick hatte. „Da bin ich oft fündig geworden, musste aber auch Prügel von Trödlern einstecken, die ebenfalls ein Auge auf die Sachen geworfen hatten“, lacht er.

Mit der Zeit wuchs sein Fundus an, und die Familienmitglieder und Freunde, bei denen er ihn deponiert hatte, wurden langsam ungeduldig. „Es mussten also Räumlichkeiten her, was gar nicht so einfach war“, so Heinz. Nach einer ersten Ausstellung im Jahr 1999, die auf großes Interesse stieß, fand Heinz erste Mitstreiter, mit denen er 2003 das Heimatarchiv Worringen offiziell als Verein gründete. 2004 tat sich dann auch eine Unterbringungsmöglichkeit auf: Der damalige Vorsitzende des Bürgervereins bot den Keller seines Anwesens an, der zuvor von einem Supermarkt als Lager genutzt worden war.

Seit 2004 ist das Archiv daher in der Hausnummer „Breiter Wall 4“ hinter einer unscheinbaren Kellertür zu finden. Zahlreiche Exponate vermitteln eher den Eindruck eines Museums als eines Archivs – so etwa eine Fahne des Worringer Männer-Gesangsvereins aus dem 19. Jahrhundert, Reservistenpfeifen von Soldaten des Ersten Weltkriegs und ein eiserner Taucherhelm.  Daneben aber auch viele Schriftstücke wie etwa Feldpostkarten von Soldaten des Zweiten Weltkriegs, auf denen inzwischen der Fokus der Heimatforscher liegt. Heinz ging außerdem dazu über, Worringer Senioren zu besuchen und ihre Erinnerungen zu dokumentieren. „Damit konnten wir auch manche Leerstelle füllen, etwa über die NS-Zeit, über die Gödecke nicht geschrieben hatte.“ Die Ergebnisse ihrer Forschungen veröffentlichen die Heimatforscher immer wieder in Form von Broschüren. 

„Als Ort finde ich Worringen nicht schön, da bin ich ganz offen“, so Heinz, „aber hier leben so viele Menschen, die sich für ihre Heimat einsetzen, in den vielen Vereinen etwa, das liebe ich einfach“. Um das Heimatarchiv jedoch sorgt er sich zur zeit, denn nachdem er den Vorsitz vor zwei Jahren eigentlich abgegeben hatte, ist er nun wieder voll involviert, nachdem sein Nachfolger aufgegeben hatte. „Es gibt zu wenig aktive Mitstreiter, die bereit sind, ihre Zeit zu investieren und auch mal eine Filmrolle zu sichten, oder ähnliches“, sagt er. „Wir haben zwar einen Vertrag mit dem Kölner Stadtmuseum, das einen Teil unserer Fundus übernehmen würde, müssten wir aufgeben. Aber es wäre doch sehr, sehr schade.“


Das Heimatarchiv Worringen ist mittwochs geöffnet, von 17 bis 18 Uhr (nicht mehr bis 19 Uhr).