Christopher Street DayGeister-Truck beim kleinsten Kölner CSD

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Alexander (rechts) und Sascha

Sascha (r..) und Alexander aus Saarbrücken kamen zum CSD mit der Regenbogenfahne auf die Deutzer Brücke.

  • Wegen der Corona-Krise fiel die Parade anlässlich des Christopher Street Days aus.
  • Doch die Organisatoren hatten einen Lkw mit Parolen ausstaffiert, der durch die Stadt fuhr, und für Solidarität und gegenseitige Verständigung warb.
  • Und ganz ohne Besucher musste der CSD in Köln auch nicht auskommen.

Köln – Das Hotel war seit langem gebucht und die Macht der Gewohnheit groß. Also machten sich Alexander (43) und Sascha (37) aus Saarbrücken wie in den 15 Jahren zuvor auf den Weg nach Köln, obwohl sie wussten, dass sie weder das traditionelle Straßenfest auf dem Heumarkt, Alter Markt und Gürzenichvorplatz, noch die Parade zum Christopher Street Day (CSD) erwarten würden.

Wegen der Corona-Pandemie hat der Kölner Lesben- und Schwulentag (Klust) beschlossen, das Fest in diesem Jahr ausfallen und die Demonstration am 11. Oktober stattfinden zu lassen. Das schwule Paar bekam am Sonntagmittag auf der Deutzer Brücke wenigstens einen Hauch der üblichen CSD-Kundgebung mit.

Denn dort machte zur Präsentation für die Medien ein offener Lkw einen Zwischenstopp, bevor er, begleitet von der Polizei, ungefähr die gewohnte Parade-Strecke in der City abfuhr und mit beschrifteten Planen und Lautsprecherdurchsagen die politischen Botschaften des Klust in die Öffentlichkeit trug. „Das ist wohl die kleinste CSD-Demo, die Köln je gesehen hat“, hatte der Klust vorher mitgeteilt.

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Kleinster CSD, den es je gab

In Anlehnung an den karnevalistischen „Geisterzug“ nannte Klust-Sprecher Hugo Winkels, der mit den anderen Vorstandsmitgliedern, Beirat und Geschäftsführer zur Stelle war, den Wagen „Geister-Truck“. Zum einen solle die Aktion daran erinnern, dass an diesem Tag die Parade als krönender Abschluss der ebenfalls entfallenen Veranstaltungsreihe „Cologne Pride“ hätte stattfinden sollen, und zum anderen solle sie auf die Rechte und Forderungen der sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten aufmerksam machen.

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Nach Querelen in der Community um das ursprüngliche Motto „Einigkeit! Recht! Freiheit!“, das Kritikern zu nationalistisch vorkam, hatte der Klust die unverfänglichere Devise „Für Menschenrechte – Viele. Gemeinsam. Stark.“ festgelegt. Zu den Forderungen gehört, dass das Diskriminierungsverbot in Artikel 3 des Grundgesetzes um die Merkmale sexuelle und geschlechtliche Identität erweitert wird, die Bundesregierung sich international für die Einhaltung der Menschenrechte entsprechender Minderheiten einsetzt und die Europäische Union Sanktionen gegen Staaten verhängt, die deren Rechte verletzen.

Des Weiteren verlangt der Klust, so genannte Regenbogenfamilien, in denen die Eltern das selbe Geschlecht haben, trans- und intersexuelle Menschen sowie Flüchtlinge, die nicht der heterosexuellen Norm entsprechen, zu unterstützen und die Antidiskriminierungs- und Aufklärungsarbeit an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen finanziell zu sichern. 14 Forderungen sind es insgesamt.

Solidarität mit Rassismusopfer George Floyd

Aus aktuellem Anlass solidarisiert sich der Klust zudem mit der antirassistischen Bewegung, die nach dem Tod des Schwarzen George Floyd erstarkt ist. Deshalb war die große Regenbogenflagge auf dem Laster um die Farben Schwarz und Braun ergänzt, um Menschen anderer Hautfarbe, die „People of Colour“, einzubeziehen.

Waren keine Lautsprecherdurchsagen zu hören, ertönte Musik, aufgelegt von zwei DJanes. Auf zwei Flachbildschirmen liefen Ausschnitte von Filmaufnahmen früherer Kölner CSDs. „Wir wollen ein Zeichen setzen und daran erinnern, dass wir sonst 1,2 Millionen Besucher haben“, sagte Winkels.

Unterdessen bereitet der Klust den „Cologne Pride“ vor, der ersatzweise vom 26. September bis zum 11. Oktober stattfindet. Besonderes Augenmerk gilt der Schlusskundgebung. Ein Team von 20 Leuten habe eine Form der Demonstration entwickelt, die den Regeln des Infektionsschutzes genüge, sagte Vorstandsmitglied Martin Hommel. Zweierlei gelte es zu vereinbaren: einerseits für „Sichtbarkeit“ zu sorgen, andererseits zu verhindern, dass zu viele Zuschauer angezogen würden.

Alexander und Sascha, die seit 16 Jahren ein Paar sind, wollen im Oktober in Köln auf jeden Fall wieder dabei sein. Zwar werde der CSD auch in Saarbrücken gefeiert, aber die Parade dauere nicht lange, alles sei „ein bisschen kleiner“, für die beiden offenbar zu klein.

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