Aufwand bleibt erheblichMehr Covid-Patienten als je zuvor in Kölner Kliniken

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Eine Pflegerin der Uniklinik auf der Intensivstation 4b. Hier steigt die Zahl der Covid-Patienten zwar langsam, aber stetig.

Köln – In Kölner Krankenhäusern liegen mehr Covid-Patientinnen und -Patienten als je zuvor. Die Stadt meldete am Sonntag 410 Menschen, die mit einem positiven Befund stationär betreut werden. Der Höchststand in der dritten Welle lag im Frühjahr bei 394 Patientinnen und Patienten. Für die Krankenhäuser ist die Lage dennoch erheblich weniger angespannt als vor einem Jahr. Das hat vor allem zwei Gründe.

Zum einen stagniert weiterhin die Zahl der Intensivfälle, die einen erheblich höheren Pflegebedarf haben – sie liegt bei 51. Auf dem Höchststand im vergangenen Jahr lag sie bei 139. „Auf den Intensivstationen ändert sich weiterhin nicht viel, das ist erstaunlich und erfreulich“, sagt Alex Lechleuthner, der im Krisenstab für die Klinik-Koordination zuständig ist, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Eine aktuelle Erhebung für den Kölner Raum mit Blick auf Altersstruktur, Impfstatus und Vorerkrankungen der Covid-Intensivpatienten gibt es nicht. Der Zusatzaufwand sei für die Kliniken derzeit zu hoch, heißt es aus dem Krisenstab.

Corona in Köln: Zwei Risikofaktoren für schwere Verläufe

Lechleuthner betont, seinem Eindruck aus den Kliniken nach gebe es zwei wesentliche Risikofaktoren für einen schweren Verlauf: „Den fehlenden Impfschutz und Vorerkrankungen.“ Er appelliert an Vorerkrankte, eine Ansteckung möglichst zu vermeiden. „Wir sehen leider, dass Vorerkrankte auch geimpft teilweise mit Covid auf unseren Intensivstationen landen. Für diese Menschen ist es weiterhin wichtig, sich gut vor einer Infektion zu schützen.“

Der zweite Grund für die vergleichsweise entspannte Lage trotz hoher Zahlen liegt darin, dass die 410 Covid-Patientinnen und –Patienten für die Stationen keinen reinen Zusatzaufwand im Vergleich zur ohnehin erwartenden Belegung darstellen, wie es in der dritten Welle noch der Fall war. Rund die Hälfte derjenigen, die auf Normalstation als infiziert gelten, liegen dort nicht eindeutig aufgrund einer Covid-Erkrankung, würden also eventuell auch ohne Infektion behandelt werden. Doch auch der Umkehrschluss, das Coronavirus würde für Behandlung dieser Gruppe keinen Unterschied machen, ist falsch.

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„Wir sehen, dass auch Patienten, bei denen Covid zunächst als Begleiterkrankung identifiziert wurde, Covid-Symptome entwickeln“, sagt Lechleuthner. Dies mache die Behandlung in vielen Fällen komplizierter. Zudem gibt es innerhalb dieser Gruppe Fälle, bei denen nicht klar auszumachen ist, ob das Virus nicht doch Auslöser der Beschwerden war – etwa bei Thrombosen, die auch von Covid ausgelöst worden sein können. Die Arbeitsbelastung für Kliniken sei aktuell hoch, betont Lechleuthner, „insbesondere in den Notaufnahmen und Allgemeinstationen durch die wachsende Zahl an Covid-Patienten“.

Krisenstab hält an strikten Schutzmaßnahmen in Kliniken fest

Kompliziert bleibt die Arbeit der Pflegenden auch durch die notwendige Isolierung aller Patientinnen und Patienten, die infiziert sind. Weiterhin werden hier die maximalen Maßnahmen zum Infektionsschutz ergriffen: separate Zimmer, doppelte Schutzkleidung für Pflegende, starke Einschränkungen für Besucher. Schränke voller Medikamente, die für mögliche Notfälle im Zimmer bereitstehen, werden vorsichtshalber entsorgt, wenn ein infektiöser Patient das Zimmer verlässt. Stundenlang müssen die Räume vorher und nachher gereinigt werden. Es sind Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI), die in Köln weiterhin eingehalten werden.

Der Krisenstab will daran vorerst nichts ändern. „Zur möglichen Lockerung von Isolationsregeln sehe ich den Krisenstab derzeit nicht in der Verantwortung“, sagt Gesundheitsdezernent Harald Rau dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Hier richten sich die Kliniken nach den Vorgaben des RKI. Befassen würden wir uns mit dem Thema, wenn wir in Köln einen klinischen Notstand hätten – davon sind wir glücklicherweise aber relativ weit entfernt“, so Rau weiter. „Ohne ganz große Not werden wir den bestmöglichen Infektionsschutz in Krankenhäusern nicht aufgeben.“ Im Umkehrschluss also gilt: Covid bereitet den Kölner Kliniken derzeit trotz der Rekordzahl an Patienten keine ganz große Not.

Vorsicht ist aus Sicht der Verantwortlichen dennoch geboten, insbesondere mit Blick auf die Intensivstationen. „Die Richtung, in die sich diese Welle im Intensivbereich entwickelt, ist mir bislang nicht wirklich klar“, sagt Alex Lechleuthner. Die Kliniken sind auf das Schlimmste vorbereitet. Und hoffen, dass es anders kommt. 

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