Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Ehrenfelder Clubkultur bewahren“Pläne überarbeitet – Altes Thyssen-Areal wird umgestaltet

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist das ehemalige und unter Denkmalschutz stehende Verwaltungsgebäude von Thyssenkrupp an der Oskar-Jäger-Straße.

Das ehemalige Verwaltungsgebäude von Thyssenkrupp an der Oskar-Jäger-Straße steht unter Denkmalschutz.

Das ehemalige Thyssenkrupp-Gelände in Köln-Ehrenfeld soll zu einem urbanen Quartier umgestaltet werden. Wohnungen sind nicht geplant.

„Hochglanzkultur“ sei auf dem ehemaligen Thyssenkrupp-Gelände nicht erwünscht, hatten die Besucherinnen und Besucher einer Info-Veranstaltung im Frühjahr den Vertretern von Verwaltung und Politik, aber vor allem dem Unternehmensverbund Soravia mit auf den Weg gegeben.

Der Immobilienkonzern möchte auf dem gut zwei Hektar großen Gelände an der Ecke Oskar-Jäger-/Vogelsanger Straße ein „urbanes Quartier“ hochziehen. Da fürchtet mancher eine weitere Verdrängung der bereits arg dezimierten Ehrenfelder Clubkultur aus dem Gebiet.

Thyssenkrupp-Gelände Ehrenfeld: Politik sichert Clubkultur und plant Büro- und Dienstleistungsnutzung

Bezirksbürgermeister Volker Spelthann konnte die Gemüter beruhigen: Es sei im Gegenteil erklärter Wille der Politik, „zusätzliche Möglichkeiten für Clubkultur zu schaffen“, aber auch „die bestehenden Angebote zu sichern“. Konkret also die Live Music Hall an der Lichtstraße und den Sonic Ballroom an der Oskar-Jäger Straße, die letzten Reste der Party- und Ausgeh-Szene in der Nachbarschaft.

So sei die Verträglichkeit der künftigen Nutzung mit diesen Konzert-Lokalitäten eine Voraussetzung für die Aufstellung eines neuen Bebauungsplans für das Thyssenkrupp-Areal. Wohnungsbau ist damit praktisch ausgeschlossen. Sehr schwer dürfte der Verzicht nicht gefallen seien, denn das Gelände liegt fast unmittelbar am Bahndamm der Zugstrecke Köln-Aachen, und Platz für einen Lärmschutzwall ist nicht vorhanden.

Deshalb setzt Soravia hier auf eine Büro- und Dienstleistungsnutzung ergänzt durch Kreativwirtschaft. Damit sollen rund 95 Prozent der künftigen Nutzfläche von gut 50.000 Quadratmetern in den Gebäuden belegt werden. Hinzu kommen kleinere Läden sowie gastronomische und kulturelle Angebote in den Erdgeschossen, darunter möglicherweise auch der eine oder andere Club.

Thyssenkrupp-Gelände Ehrenfeld: Überarbeitete Pläne und Bürgerbeteiligung

Das niederländisch-belgischen Büros neutelings riedijk architecten und kollektif landscape, die sich mit ihrem Entwurf in einem mehrstufigen Wettbewerb durchsetzten, hatten ihre im Frühjahr vorgestellten Pläne noch einmal überarbeitet und kürzlich der Ehrenfelder Bezirksvertretung (BV) vorgelegt. Darin ist auch von einem Hotel mit bis zu 100 Betten die Rede. Möglicherweise wird es einmal auf dem deutlich kleineren Teilgrundstück westlich der Oskar-Jäger-Straße stehen.

Ein Großteil der Gewerbe- und Gastro-Betriebe soll nach dem Umbau in die ehemalige große Produktions-Halle im Innenbereich hinter dem früheren Thyssen-Verwaltungsgebäude an der Oskar-Jäger-Straße einziehen. Das Verwaltungsgebäude stammt aus dem Jahre 1922 und steht unter Denkmalschutz, hier ist Büro-Nutzung vorgesehen.

Die meisten anderen Thyssen-Bauten auf dem Gelände sind zum Abriss freigegeben, auch der Riegel entlang der Vogelsanger Straße. Dafür werden neun meist dreigeschossige Gebäude inmitten öffentlich zugänglicher Grünflächen errichtet. Zwei „Türme“ allerdings sollen sieben Geschosse haben. Vorgesehen waren zunächst acht, doch auf Anregung der Teilnehmer am Info-Abend beziehungsweise an der Online-Befragung haben die Planer deren Höhe reduziert.

Dafür soll der markante „Hochpunkt“ nahe der Vogelsanger Straße nun 17 statt der bisher angedachten 15 Geschosse bekommen. Auch über eine Abgrenzung des Geländes zur Vogelsanger Straße hin, wie sie von Bürgern etwa in Form einer Sitzmauer gewünscht wurde, denkt man in den Planungsbüros nun nach.

Ein Problem an Thyssenkrupp-Gelände bleibt

Die Vogelsanger Straße selbst soll auf einen Antrag der Ehrenfelder Bezirksvertretung aus dem Jahre 2021 ebenfalls komplett umgestaltet werden. Schon wegen der vielen Schüler, die hier nach der Fertigstellung der Heliosschule, unterwegs sein werden. Derzeit hat die Straße keinen eigenen Radweg, das soll sich ändern: Für jede Richtung steht ein Schutzstreifen auf dem Wunschzettel, dazu ein breiter Gehweg.

Ein Problem bleibt: Der unübersichtliche „Knick“ in der Straße an der nordöstlichen Ecke des Thyssen-Geländes soll möglichst abgemildert werden. Auf Vorschlag des Rahmenplanungsbeirats Ehrenfeld, Müngersdorf und Braunsfeld soll deshalb geprüft werden, ob dies „in der Gebäudeform vorweggenommen“ werden kann. Die BV schloss sich dem an, der Stadtentwicklungsausschuss inzwischen ebenfalls.