„Das war etwas fürs kölsche Herz“Filmverleih-Chef über Brings-Dokumentation und „Oscar“ seiner Branche

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Holger Recktenwald lächelt in die Kamera. Er steht vor einer weißen Wand, trägt eine schwarze Jacke und eine Brille.

Holger Recktenwald ist Geschäftsführer von Mindjazz Pictures, die den Verleiherpreis gewonnen haben.

Mindjazz Pictures brachte etwa die Brings-Dokumentation ins Kino. Geschäftsführer Holger Recktenwald über die Arbeit eines Filmverleihs.

Die Arbeit der Filmverleiher geht oftmals etwas unter, wenn es um Kino und Fernsehen geht. Dabei sind die Verleiher für Filme so etwas wie ein Verlag für Bücher – sie sorgen dafür, dass die Produktionen auch gesehen werden können. Der Filmverleih Mindjazz Pictures aus Köln-Ehrenfeld feiert in diesem Jahr seinen 15. Geburtstag und hat kürzlich den Verleiher-Preis gewonnen, gewissermaßen der Oscar dieser Branche.

Die wohl kölscheste Produktion, in die Mindjazz involviert war, ist die Dokumentation über die Kölschband Brings, die 2022 ins Kino kam. Geschäftsführer Holger Recktenwald erinnert sich: „Wir wurden von Regisseur Andreas Fröhlich kontaktiert. Wir haben uns mit dem Produzenten Arne Birkenstock zusammengesetzt und überlegt: Was können wir tun, um diesen Film, der eigentlich nur im Fernsehen laufen sollte, ins Kino zu bringen?“ Weil auch die Musiker von Brings von der Idee begeistert waren, entwickelten sie gemeinsam ein Konzept. „Wir haben dann eine besondere Art der Auswertung gemacht und den Film im Kino gezeigt, aber auch zeitnah in Kneipen in Köln und im gesamten Rheinland. Hier und da waren Brings auch live dabei.“

Kölner Filmverleih: Enge Kontakte zu Kinos und Gewerken

Wie etwa bei der ausverkauften Premiere im Cinedom, bei der auch Jörg P. Weber dabei war. „Das war natürlich etwas fürs kölsche Herz“, sagt Recktenwald. Damit die Brings-Doku wie auch viele andere Filme auch tatsächlich auf der großen Leinwand laufen, brauche man ein gutes Standing bei den Kinobetreibern. Dokumentarfilme hätten es oft nicht leicht.

„Die Betreiber müssen wissen, dass ein Film funktionieren wird“, so Recktenwald. Oft laufe das inzwischen auf Vertrauensbasis. „Es ist eine familiäre Branche“, sagt der 54-Jährige. Dass seine Firma den von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ausgelobten Verleiherpreis gewonnen hat, ist für ihn ein Ergebnis seines guten Teams. „Was uns besonders gut macht ist, dass wir uns sehr intensiv um unsere Filme kümmern und ein partnerschaftliches Verhältnis mit den verschiedenen Gewerken an den Tag legen“, sagt er.

Vor 15 Jahren gründete der Kölner das Unternehmen gemeinsam mit einem Freund, der inzwischen nach Berlin gegangen sei, wie er erzählt. „Ich hatte davor schon für einen Filmverleiher gearbeitet, hatte aber immer das Gefühl, dass die Art und Weise, wie ich Filme ins Kino bringen möchte und welche Auswahl ich treffen möchte, eine andere ist“, sagt Recktenwald. 

Ein Film, der ihm im Gedächtnis geblieben ist, sei „Butenland“, ein Film über eine Art Altersheim für Kühe, die vor dem Schlachter gerettet wurden. „Die Kühe können ihr Leben leben, in einer natürlichen Umgebung. Die Tiere im Film altern zu sehen und sie so zu erleben, war etwas Besonderes. Ich kannte sie eher als Tiere, die nach vier Jahren spätestens tot sind.“ Der aktuellste Film ist der Spielfilm „Heaven can wait“ über einen Hamburger Seniorenchor, der am 12. Oktober in die Kinos kommt.

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