Debatte um BankLadenbesitzerin in Ehrenfeld muss Verwarngeld zahlen – Jan Böhmermann mischt sich ein

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Eine braune Sitzbank vor einem Schaufenster in Ehrenfeld.

Die Sitzbank vor einem Unterwäschegeschäft in Ehrenfeld ist umstritten.

Wegen einer Sitzbank vor ihrem Laden musste Diane-Sophie Durigon 35 Euro Verwarngeld zahlen. Sie kritisiert die Stadt und bekommt Zuspruch.

Bankenkrisen gab es zuletzt in der Schweiz und den USA, doch mittlerweile hat auch Köln seine Problembank: Sie steht vor dem Schaufenster des Le Pop Lingerie an der Geisselstaße in Köln-Ehrenfeld, dem feministischen Unterwäsche- und Sex-Toy-Laden von Diane-Sophie Durigon.

Die Inhaberin ihres Ladens steht hinter der Kasse.

Diane-Sophie Durigon feierte jüngst das elfjährige Bestehen ihres Geschäfts.

Sitzbank steht seit elf Jahren vor Ehrenfelder Geschäft

Vor ihrem Geschäft hat die Ehrenfelderin üblicherweise eine Sitzbank stehen, damit sich Kunden und Spaziergänger dort ausruhen können. Seit elf Jahren stünde sie dort, sagt Durigon, nie hätte es deswegen eine Beschwerde gegeben. Bis zum 29. März dieses Jahres. Aufgrund einer Bürgerbeschwerde rückte um 13.30 Uhr das Ordnungsamt an und belangte Durigon wegen einer Ordnungswidrigkeit – einem Verstoß gegen das Straßen- und Wegegesetz NRW – mit einem Verwarngeld von 35 Euro.

Vonseiten der Stadt heißt es, dass „die gesetzlich erforderliche Restgehwegbreite in Höhe von 1,50 Meter unterschritten wurde“ und somit „die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum“ nicht sichergestellt wird. Für Durigon war vor allem ein Pkw, der zu weit auf dem Gehweg geparkt habe, Schuld an der Enge an diesem Tag.

Durigon machte ihrem Ärger auf Instagram Luft und teilte den Beitrag auf der Plattform. Damit traf sie einen Nerv: Mehr als 1800 Likes gab es für den Beitrag sowie über Hundert größtenteils solidarische Kommentare. Das ist deutlich mehr Reichweite, als das Geschäft sonst bei Social Media erreicht. Die breite Anteilnahme habe sie selbst überrascht, sagt Durigon auf Anfrage dieser Zeitung. Im Text unter dem Bild wurde die Inhaberin anklagend und bemängelte, dass der öffentliche urbane Raum nicht für Menschen geschaffen sei, die auf Bänke angewiesen seien.

Moderator Jan Böhmermann schaltet sich ein

„Es geht nicht um meine Bank und auch nicht um die 35 Euro“, sagt sie. Es sei für die Gastronomie und den Einzelhandel schwer zu wissen, was man dürfe. „So gestaltet man keine lebenswerte Stadt. Die Lösung sind mehr Grünflächen, Sitzgelegenheiten und dafür weniger Autos“, appelliert sie. Für die Menschengruppen, die auf Bänke angewiesen seien, gäbe es keinen Platz in der Stadt: „Wir müssen den öffentlichen Raum gemeinsam gestalten.“

Dies wierderum rief Satiriker Jan Böhmermann auf den Plan. Dieser teilte via Twitter bereits häufiger seine Meinung zur Kölner Lokalpolitik, etwa wenn es um fehlende Fahrrad-Infrastruktur ging. So retweetete Böhmermann einen Tweet der Journalistin Hanna Herbst, welcher die Stadt nach Durigons Posting kritisierte. Dazu schrieb er lapidar „35 Euro Strafe. Für eine Bank“.

Antrag zum Aufstellen ist bei Stadt Köln eingereicht

Wie der Streitfall weitergeht, ist indes noch offen. Durigon stellte am 30.  März einen entsprechenden Antrag beim Gewerbeamt, um eine Bank aufstellen zu dürfen. Anträge werden laut Stadt Köln zeitnah geprüft, danach werden im Einzelfall Sondernutzungserlaubnisse bewilligt. Von der Bezirksvertretung Ehrenfeld sowie dem Bezirksrathaus habe sie jedoch moralische Unterstützung per E-Mail bekommen, so die Modeexptertin.

Die besagte Bank steht jedenfalls vor ihrem Laden, sie wirkt stabil, steht aber rechtlich doch eher auf wackligen Beinen. Durigon sagt: „Ich habe ältere Frauen, die hier jeden Tag sitzen. Das ist mein Beitrag zum öffentlichen Raum.“ Die Stadt Köln sagt dazu, dass der öffentliche Raum allen Kölnern gehöre. Dahingehend dürften sich alle Parteien einig sein.

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