Nach zwei Jahren ist das Projekt „Klara und Stamm“ so gut wie abgeschlossen. 14 hochpreisige Wohneinheiten sind entstanden, in die auch Kreative ziehen.
Bauprojekt „Klara und Stamm“Lückenschluss in Ehrenfeld – Wo einst das Theaterhaus stand, ziehen wieder Künstler ein

Gerd Buurmann (l.) und Gudrun Höpker sind zwei der Künstler, die in Norbert Fischls Bauprojekt Klara & Stamm einziehen werden.
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In der Stammstraße nähert sich eine intensive Bauzeit allmählich ihrem Ende. Das Projekt Klara und Stamm, das Bauherr Norbert Fischl mit dem Büro Häck Architektur realisiert, hat die Geduld aller Beteiligten auf eine harte Probe gestellt. Die Behinderungen für den Verkehr in der monatelang gesperrten Stammstraße sind ein Dauer-Ärgernis. Im sowieso schon engen Ehrenfeld durften nur noch Fußgänger den Durchweg benutzen, weil ein Kran die Straße blockierte. Hinzu kam, dass Fahrradfahrer oft nicht abstiegen und einfach auf dem ausgewiesenen Fußgängerweg durchfuhren.

Das Theaterhaus an der Stammstraße wurde im Jahr 2021 abgebrochen.
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An der Stelle, wo einst das Theaterhaus stand, sind nun 14 Wohneinheiten zum Teil schon jetzt bezugsfertig. Das Theaterhaus war einst Probebühne des Kölner Schauspiels, zuletzt freie Bühne und Eventlokal. An seiner Stelle sind Wohnungen entstanden, die zwischen ca. 55 und 136 Quadratmeter groß sind. An der Klarastraße, wo einst der Eingang zum Lokal samt Biergarten war, sind nun drei Wohnungen in einem Haus mit markanter feuerverzinkter Fassade. In den Stadthäusern im Innenhof sind es sechs, an der Stammstraße fünf Wohnungen. Eine Tiefgarage bietet 14 Stellplätze. Der Preis liegt bei rund 9000 bis 11.500 pro Quadratmeter. Drei Objekte sind noch zu haben, darunter die mit 136 Quadratmetern größte Wohneinheit auf zwei Etagen in einem der Innenhof-Häuser. Kostenpunkt: 1,59 Millionen Euro.

Im Innenhof sind die alten Mauern noch zu sehen, der Klinker der Stadthäuser nimmt das Historische Element auf. Norbert Fischl hat mit seiner Firma das Projekt Klara&Stamm realisiert.
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Das Gesamtbauvolumen beläuft sich auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Fischl hat mit dem Projekt zwei Baulücken geschlossen, die nach dem Abbruch des Theaterhauses auf dem L-förmigen Grundstück zurückgeblieben waren. „Wir haben uns beim Bauen von der Klarastraße aus in den Innenhof bis zur Stammstraße vorgearbeitet“, erklärt der Kölner, der schon an die 30 Wohnungen im Viertel saniert hat. Das Stammstraßen-Projekt ist sein bisher größtes. Als Teenager begann Fischl einst für seine Großmutter, die einige Häuser geerbt hatte, Wohnungen zu verwalten, und dann auch zu sanieren.
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Alt und neu finden sich im Design der Häuser wieder
Sein erstes Objekt war das Wohnhaus der Großeltern in der Platenstraße. Schon damals, vor fast 20 Jahren, arbeitete er zusammen mit dem gleichen Architekturbüro. „Hier an diesem Standort des Theaterhauses war es uns wichtig, an die Geschichte des Ortes zu erinnern und ein ästhetisch gelungenes Gesamt-Ensemble zu bauen“. So suchte er für die Stadthäuser im Innenhof gemeinsam mit dem Architekturbüro wochenlang nach Klinker in einem dunkleren Farbton, der optisch einen Gegen-Akzent zur modernen Fassade bietet.

Das Haus mit der feuerverzinkten Fassade schließt die Lücke an der Klarastraße. Hier sind drei Wohnungen entstanden.
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Der Start des Projekts im Jahr 2020 stand unter keinem guten Stern. „Corona, Ukraine-Krieg, alles Schlechte kam zusammen“, erinnert sich Fischl. Allein die Fassade, die in der Stammstraße noch fehlt, wird 300.000 Euro teurer als ursprünglich kalkuliert. Aber dass nun an den ehemaligen Kreativ-Ort wieder Künstler einziehen, ist für ihn mehr als ein gelungener Abschluss des Projekts. „Die Stadt ist lebenswert, wenn es eine Mischung gibt.“ Fischl, der mit Software sein Geld verdient, hatte auch einmal überlegt, als Schlagzeuger eine Musiker-Karriere einzuschlagen, dann aber den sichereren Weg beschritten.

Der Innenhof, in dem sechs Parteien in mehreren Townhouses gelegen sind, ist noch nicht fertig. Er ist von der Stammstraße aus erreichbar.
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Dass Künstler nun einen Großteil der Bewohner stellen werden, freut ihn jedenfalls sehr und ist dem Wunsch der ehemaligen WDR2-Moderatorin Gudrun Höpker geschuldet, die auf einem bekannten Immobilienportal für sich, ihren Mann und Freunde Wohnungen suchte. „Stadtnah, etwas mit Innenhof, um den herum meine Freunde und ich wohnen können, davon hatte ich immer geträumt“. Sie stieß auf das Projekt „Klara und Stamm“. Ihr Mann, der Bonner Unternehmer Matthias Möseler, kaufte gleich mehrere Wohnungen, die er zu moderaten Konditionen an ein halbes Dutzend Bühnenkünstler aus Köln vermieten wird. „Melrose Place“ heißt die Whatsapp-Gruppe, die Höpker für die zukünftigen Mieter einrichtete.
War einmal Frühjahr 2025 als Fertigstellungstermin anvisiert, werden die letzten Mieter nun wohl im Februar 2026 einziehen können. Die Einheiten an der Klarastraße sind schon fertig, die Stammstraßen-Wohnungen sind die letzten. Gerd Buurmann, der für das Ehrenfelder Artheater die Reihe Kunst gegen Bares erfand, gehört auch zur „Melrose Place-Gruppe“, freut sich auf den Umzug. „Es fällt mir zwar auch schwer, nach mehr als 20 Jahren das Kwartier Latäng zu verlassen, aber so bekomme ich zum ersten Mal eine richtige Küche und eine eigene Waschmaschine“. Außerdem freut er sich auf ein lebendiges Veedel, in dem echte Menschen leben. Menschen, die froh sind, wenn die Sperrung in der Stammstraße dann auch endlich der Vergangenheit angehört.

