Einzigartiges Divertissementchen„Corona Colonia“ überzeugt mit mutigem Opern-Stream

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Schattenspiele auf der Bühne

Köln – Es braucht Mut, in diesen Zeiten ein Stück über Corona auf die Bühne zu bringen. Mut, den die Cäcilia Wolkenburg, die Bühnenspielgemeinschaft im Kölner Männer-Gesang-Verein, mit dem Divertissementchen „Corona Colonia“ zeigt. Die Botschaft: Je schwieriger die Zeiten sind, umso wertvoller ist heitere Gelassenheit. Mit Humor, Zuversicht, Musik und Tanz gelingt es sogar, Corona in Schach zu halten.

Bevor nun jemand zur Schnappatmung ansetzt. Wer spricht denn hier von einem Virus? In dem Stück geht es um die Heilige Corona, die seit dem 2. Jahrhundert eine Schutzpatronin für Geldangelegenheiten und gegen Seuchen ist.

Das aktuelle Stück ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig. Zum ersten Mal ist das „Zillche“ online als Stream zu sehen. Die Produktion hat die Kölner Oper übernommen. „Ohne diese Unterstützung hätte es in diesem Jahr kein Divertissementchen gegeben. Wir hätten das wirtschaftliche Risiko allein nicht stemmen können“, sagt Jürgen Nimptsch, Baas der Cäcilia Wolkenburg. Der Mut, dieses etwas andere Divertissementchen auf die Beine zu stellen, hat sich gelohnt. Das Ergebnis ist überragend.

Das eigene Wohnzimmer wird zum privaten Konzertsaal 

Gute Stimmen, überzeugende schauspielerische Leistungen, überraschende Ideen und witzige Dialoge sind so, wie man es vom Zillche gewohnt ist. Besonders ist etwas Anderes. Obwohl der direkte Kontakt zwischen Akteuren und Publikum fehlt, springt der Funke über. Das heimische Wohnzimmer wird zum privaten Konzertsaal. Man sitzt in der ersten Reihe, und plötzlich applaudiert man und hofft, dass dies bei den Künstlern ankommt – wohl wissend, wie aussichtslos der Wunsch ist. Weil die Sänger und Tänzer unbeschwert auftrumpfen, darf auch der Zuschauer lachen und fröhlich sein.

Die heilige Corona kommt nach Köln 

Unter der Regie von Lajos Wenzel und der künstlerischen Leitung von Nimptsch präsentiert sich „Corona Colonia“ als flotte Show-Revue mit dem gewohnten Mix aus kölscher Musik, Klassik, Schlager, Rock und Pop. Die Rahmenhandlung ist rasch erzählt: Die heilige Corona ist stinksauer. Seit Jahr und Tag kümmert sie sich als Patronin um das Glück der Menschheit, ohne Dank und Anerkennung. 2000 Jahre hat sie geschwiegen, nun will sie endlich zu ihrem Recht kommen, unterstützt von ihren Assistenten Co und Vid. Als Ort der Wiedergutmachung hat sie sich Köln ausgesucht.

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Da stören sie gleich mehrere Dinge: Colonia, was für ein blöder Name. Corona wäre viel angemessener. Und dann erst das Stadtwappen mit den Kronen von drei Männern drin. Die einzig wahre Krone, die der heiligen Corona, müsse abgebildet werden. Ganz zu schweigen davon, dass ihre Reliquien in den Kölner Dom gehören. Stattdessen liegen ihre Knöchelchen seit 1000 Jahren im Aachener Dom herum. Jetzt reicht es.

Männer und Biermarkt Kölns in Gefahr 

Sie will die Männer Kölns vom rechten Weg abbringen. Die erstarren zunächst schier vor Angst und begeben sich freiwillig 14 Tage in Quarantäne, um sich vor der wütenden Corona zu schützen. Davon sind auch die Sänger des Kölner Männer-Gesang-Vereins (KMGV) betroffen. Statt wie gewohnt regelmäßig zur Chorprobe zu gehen, bleiben sie daheim und entwickeln seltsame Vorlieben. Sie kramen ihre verstaubten Briefmarkenalben hervor, bauen die alte Modelleisenbahn auf, legen Hochbeete auf dem Balkon an und sortieren die Schallplattensammlung. Ihre Gattinnen sind alarmiert. Sie wittern Ungemach. Und das mit Recht. Die nach Genugtuung dürstende Corona überschwemmt die Stadt mit Freibier der Marke „Corona“, um den heimischen Biermarkt zu zerstören.

Kölsche Lebensart von Bedeutung 

Dagegen stemmen sich die Männer des KMGV nach Kräften. Sie arbeiten sich selbstlos durch Hektoliter Kölsch und avancieren zu Helden der Krise. Doch die Kölsch-Schluckimpfung zeigt Nebenwirkungen. Völlig betrunken ist an Chorproben nicht zu denken, selbst das „Zillche“ ist in Gefahr. So weit kommt es nicht. Mutter Colonia meldet sich aus dem Himmel zu Wort und ermutigt die Kölner, sich nicht der Angst zu beugen und stattdessen an ihrer kölschen Lebensart festzuhalten.

Vor dem Bildschirm stimmt die Zuschauerin aus dem Stream-Opernhaus den Worten von Mutter Colonia begeistert zu: „Do bruchs Humor, wann do Angs häs“ und „wä en su Zigge säht, dat för Humor keine Platz wör, der hätt nit verstande, wie ähnz die Saach es“. Oder wie es Opernintendantin Birgit Meyer und Zillche-Chef Jürgen Nimptsch ausdrücken: „Die Lampen im Theater müssen in Krisenzeiten besonders hell strahlen.“

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Die Arbeit hinter dem besonderen Stück

An der Produktion des Stücks sind 115 Männer der Cäcilia Wolkenburg als Solisten, Chorsänger, Ballett-Tänzer und Sprecher beteiligt. Es gibt zwei verschiedene Aufführungen mit jeweils gut 50 Akteuren. Dazu elf Orchestermusiker der Westwood Slickers. Geprobt wurde in kleinen Gruppen. Auf der Bühne wird mit viel Abstand agiert. Die musikalischen Arrangements sind von Thomas Guthoff, die musikalische Leitung haben Christopher Brauckmann, Steffen Müller-Gabriel und Bernhard Steiner. Für die Kostüme ist Judith Peter, für die Choreografie sind Jens Hermes-Cédileau und Katrin Bachmann, für das Bühnenbild Tom Grasshof verantwortlich.

Das Divertissementchen „Corona Colonia“ ist per Stream bis Freitag, 12. Februar, on demand abrufbar. Tickets in verschiedenen Preisstufen können über die Internetseite der Oper gebucht werden. Der WDR zeichnet ebenfalls eine Aufführung von „Corona Colonia“ auf und zeigt diese am Karnevalssamstag, 13. Februar, 11 Uhr. www.oper.koeln

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