Hilferuf der Elternschaft„Psychische Probleme sind an Kölner Schulen die größte Baustelle“

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Schülerinnen und Schüler in einer Klasse.

Nach Ansicht der Eltern sind psychische Probleme von Kindern und Jugendlichen an den Kölner Schulen das größte Problem. (Symbolbild)

In einem offenen Brief fordert die Elternschaft Oberbürgermeisterin Reker auf, zügig sinnvolle Präventions- und Hilfskonzepte zu entwickeln.

Zum Schuljahresende hat die Kölner Elternschaft einen Hilferuf an die Stadt gesendet: Psychische Probleme von Schülerinnen und Schülern sind nach ihrer Einschätzung inzwischen das größte Problem an den Kölner Schulen.

Es habe die Themen Schulplatz- und Personalmangel an den Kölner Gymnasien von Platz eins der Sorgen-Liste verdrängt, schreibt die Schulpflegschaft der Kölner Gymnasien in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Schuldezernent Robert Voigtsberger. Alle Elternvertretungen seien in großer Sorge, weil es nicht nur an den Gymnasien einen massiven Anstieg an seelischen Belastungen in der Schülerschaft gebe.

Kölner Schulen: Anstieg von Depressionen und Angst- und Essstörungen

Psychotherapeuten berichteten von einem signifikanten Anstieg von Depressionen, Angst- und Essstörungen, selbstverletzendem Verhalten und erhöhter Suizidalität. Daher fordern die Eltern die Stadt nachdrücklich auf, zügig sinnvolle Konzepte zu entwickeln. Es brauche finanzielle Mittel für Präventionsprogramme an Schulen, Fortbildungen für Lehrkräfte und endlich multiprofessionelle Teams an allen Schulen.

Wir brauchen Unterstützung. Und zwar sofort, direkt vor Ort, niedrigschwellig und langfristig finanziert
Antje Schmidt, Schulleiterin Albertus-Magnus-Gymnasium

Die Kölner Schulleitungen sehen das ganz genauso: Bereits im Januar hatten sie Alarm geschlagen, weil trotz der nun wieder eingetretenen Normalität nach der Pandemie weiterhin so viele Schülerinnen und Schüler wie noch nie psychische Probleme hatten. Die beiden Suizide, die es während der Pandemie am Albertus-Magnus-Gymnasium gegeben habe, seien nur die Spitze des Eisbergs, hatte Schulleiterin Antje Schmidt beklagt.

Weitere Kölner Schulleitungen bestätigten, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Essstörungen, Depressionen Sozialphobien, Panikattacken oder Schulabsentismus massiv zugenommen habe. Auch die Lehrerschaft forderte lautstark Unterstützung. „Wir brauchen Unterstützung. Und zwar sofort, direkt vor Ort, niedrigschwellig und langfristig finanziert“, hatte Schulleiterin Schmidt im „Kölner Stadt-Anzeiger“ gefordert.

Genau diese Unterstützung hatte die Politik daraufhin zugesagt und eine parteiübergreifende Initiative für die psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler gestartet. In einem gemeinsamen Antrag, dem alle Ratsfraktionen geschlossen zugestimmt hatten, wurde die Verwaltung Ende Januar aufgefordert, ein Konzept zu entwickeln, wie das Geld aus dem „Fördertopf mentale Gesundheit“ an den Schulen eingesetzt werden soll. Ziel sollte sein, für alle Schulen etwa Workshops zur psychischen Gesundheit fest zu verankern und zu finanzieren. Schuldezernent Robert Voigtsberger hatte für die Verwaltung zugesagt, zügig ein solches Konzept zu entwickeln.

Konzept für alle Kölner Kinder soll in Workshop erarbeitet werden

Knapp ein halbes Jahr später ist dieses Konzept allerdings noch nicht in Sicht. Es sei unter dem Titel „Psychologische Hilfsangebote für Jugendliche – Niedrigschwellige Versorgung der Kölner Kinder und Jugendlichen in psychischen Notlagen“ derzeit in Arbeit, hieß es auf Anfrage auf Seiten der Stadt.

In diesem Monat hat nach Angaben der Stadt ein Auftakt-Workshop stattgefunden, an dem neben Gesundheits-, Jugend- und Schulentwicklungsamt auch die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters teilgenommen hätten. Ziel der Arbeitsgruppe, die sich weiter treffen werde, sei es, dieses gemeinsame Konzept zu entwickeln, Lücken im Angebot zu eruieren und Angebote dafür zu erarbeiten.

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