EnergiemarktSorge um Gasversorgung treibt Nachfrage nach Kaminen

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Ein Kamin vermittelt Gemütlichkeit.

Köln – Seit Wochen steigen die Preise für Energie drastisch. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, sind die Kosten für Gas im Mai um 148 Prozent und für leichtes Heizöl um 96 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Wirtschaftsminister Robert Habeck warnt vor Lieferengpässen für Gas und fordert zum Energiesparen auf. Hauseigentümer suchen daher nach Alternativen zum Heizen – und das spüren Handwerker in Köln und der Region.

Bei Fachfirmen, die Kamine einbauen, häufen sich daher die Aufträge. „Ich kann mich vor Anfragen kaum retten“, sagt Dirk Ruch, Inhaber der Mülheimer Firma Köln Kamine. Üblicherweise erhalte er im Sommer fünf bis zehn Anfragen pro Monat, sagt er im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Derzeit kämen 20 bis 30 Kunden auf ihn zu.

Ähnlich ist die Lage bei Sascha Becher, Inhaber der Firma Formteq in Rodenkirchen. Ruhige Jahreszeiten gäbe es seit Corona zwar nicht mehr, weil sich mehr und mehr Menschen zu Hause gemütlich auch mit Kamin einrichten wollten. Aber dennoch hätten sich die Anfragen seit dem Ukraine-Krieg und den gestiegenen Energiepreisen verdoppelt.

Wartezeiten wegen Lieferengpässen

Kunden, die jetzt bestellten, müssten sich auf Lieferengpässe einstellen, weil die Hersteller mit der Produktion nicht nachkämen. Metall, Stahl und andere Materialien seien knapp.

Je nachdem, welcher Kamin bestellt werde, gäbe es Wartezeiten von mindestens zwei bis drei Monaten. „Manche Aufträge kann ich erst im Februar 2023 durchführen“, so Ruch.

Günstig ist ein Einbau auch nicht: Wer in einen Kamin investiert, müsse mit Kosten von 2000 bis 7000 Euro für Standgeräte rechnen, mitunter kämen auch 10.000 bis 15.000 Euro für Kaminlandschaften auf den Kunden zu.

Das Heizen mit Holz könne sich lohnen, erläutert der Experte. „Mit Sicherheit kann man ein Drittel bis 50 Prozent der Heizkosten sparen“, sagt Ruch. Das sieht auch Becher so. Allerdings müsse man auch die gestiegenen Holzpreise betrachten. Kostete der Kubikmeter Hartholz vor einem Jahr 85 Euro, seien es mittlerweile um die 120 Euro.

Feinstaub und CO2-Emmissionen

Kamine stehen allerdings bei Umweltschützern in der Kritik. „Verzichten Sie aus ⁠Klimaschutz⁠-, Luftreinhalte- und ökologischen Gründen auf die Nutzung von Holz zur Wärmeversorgung Ihres Hauses“, rät das Umweltbundesamt. Holz sei ein begrenzter Rohstoff und wichtiger Kohlenstoffspeicher. „Er sollte deshalb in Maßen und dann vor allem in langlebigen Holzprodukten genutzt werden.“

Kleinfeuerungsanlagen seien „eine bedeutende Quelle für besonders gesundheitsgefährdende Stoffe, wie beispielsweise Feinstaub, Kohlenmonoxid oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)”, heißt es auch auf der Homepage der Stadt Köln. Nach dem Straßenverkehr seien Feuerungsanlagen der zweitgrößte Verursacher für Feinstäube. Laut Weltgesundheitsorganisation bewirke die gegenwärtige Belastung mit Feinstaub in Deutschland eine Verkürzung der durchschnittlichen Lebenserwartung der Bevölkerung im Mittel von zehn Monaten.

Schwedisches Modell

Aus Sicht der Branche sind Kamine CO2-neutral. „Was der Baum beim Verbrennen ausstößt, hat er zuvor beim Wachstum an sich gebunden“, sagt Becher. Auch die Feinstaub-Problematik habe man mit modernen Anlagen besser im Griff. So filterten Feinstaub-Abscheider 90 Prozent der umweltschädlichen Stoffe, bevor sie in die Luft gelangen.

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Problematisch seien dagegen ältere Geräte, die eigentlich gar nicht mehr betrieben werden dürften. „Die Verordnungen werden leider nicht immer durchgesetzt.” Ruch plädiert dafür, das schwedische Modell zu übernehmen, um den Rohstoff Holz zu schonen. Das System ist ganz einfach: Die Skandinavier pflanzten für jeden verbrannten Baum einen neuen.

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