Die ältesten Skulpturen des Kölner Doms werden an einem überraschenden Ort im Dom selbst aufbewahrt.
„Großer kunsthistorischer Wert“Dies sind die ältesten Figuren, die es vom Kölner Dom gibt

Steinmetzin und Steinbildhauerin Tanja Pinkale von der Kölner Dombauhütte sitzt in einem Depot auf dem sogenannten Uhrenboden des Doms. Vor ihr zwei stark verwitterte Wasserspeier vom mittelalterlichen Chor.
Copyright: Michael Bause
Der Dom ist sein eigenes Museum. Für alle zugänglich sind natürlich die Kathedrale selbst und die Schatzkammer. Mit einer Glocken- oder Dächerführung kommen Besucherinnen und Besucher auch in ein kleines Technikmuseum im Südturm. Dort gibt es zudem auf dem sogenannten Uhrenboden einen verwunschenen Ort, zu dem Tanja Pinkale, seit 2022 Leiterin der Steinrestaurierungswerkstatt der Dombauhütte, eigens die Tür öffnet: ein Depot in 20 Metern Höhe, in dem unter anderem Reste der originalen Zinkverkleidung des Vierungsturms, der demontierte spätbarocke Hochaltar oder das Bodenmosaik aus der Achskapelle des Doms lagern.

Tanja Pinkale leitet die Steinrestaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte.
Copyright: Michael Bause
Besonders angetan haben es Pinkale aber zwei Wasserspeier vom mittelalterlichen Chor. Sehr stark verwittert, waren die Figuren furchterregender Mischwesen schon bei der großen Restaurierung des Chors in den 1920er und 1930er Jahren abgenommen und durch Kopien ersetzt worden.
Wasserspeier sind von großem kunsthistorischem Wert
Trotz oder gerade wegen ihres schlechten Zustands sind die Wasserspeier aus Trachyt vom Drachenfels aufbewahrt worden. „Zum einen handelt es um die ältesten Figuren, die wir vom Kölner Dom haben. Sie sind von großem kunsthistorischem Wert. Mit ihrem Schadensbild sind sie für uns aber auch wichtige Studienobjekte“, sagt Pinkale, die 2009 in der Dombauhütte ihre Ausbildung als Steinmetzin und Steinbildhauerin begann und danach an der TH Köln unter anderem Restaurierung studiert hat.
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Der Zustand der Figuren im Vergleich mit solchen, die später als Ersatz an den Dom kamen, lässt zum Beispiel darauf schließen, welche Schäden am Stein auf die Luftverschmutzung des Industriezeitalters zurückzuführen sind. Die Expertin erkennt auch, wo an den Figuren noch vor ihrer Entfernung Reparaturen vorgenommen wurden. „Heute würden wir sie, wenn es irgend geht, nicht mehr ausbauen, sondern wirklich als Befund am Objekt erhalten. Aber es ist natürlich schön, sie als Vergleichsmaterial hier im Depot zu haben.“
Trachyt, erklärt Pinkale, ist für die Bildhauerei eine besondere Herausforderung: „Der Stein ist sehr fest und enthält große Kristalleinschlüsse, die es wahnsinnig schwer machen, Details wie die Behaarung eines solchen Fabeltiers herauszuarbeiten.“ Wie ihren Kollegen im Mittelalter das gelungen ist, findet Pinkale auch heute erstaunlich: „Die Figuren sind 750 Jahre alt, und wir sehen noch die Werkzeugspuren, als wären sie gestern hergestellt worden.“
Informationen zu den Sonderführungen im Dom und Buchungsmöglichkeiten finden Sie hier: https://www.koelner-dom.de/besuchen/fuehrungen

