Erzbistum KölnZustimmung und Ablehnung nach neuem Pfarreikonzept

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Marienstatue in Groß St. Martin

Köln – Mit Zustimmung, Ablehnung und auch abwartender Haltung haben Pfarrer, Pastoralreferenten und der Katholikenausschuss auf das Konzept des Erzbistums „Pfarrei der Zukunft“ reagiert. Das Erzbistum hatte den Entwurf präsentiert, mit dem künftig die Zahl der Pfarreien halbiert werden soll. Übrig sollen dem Papier zufolge 50 bis 60 Großpfarreien bleiben, die mehr Gemeinden als heute betreuen müssten. In den Gemeinden wiederum sollen Laien mehr Verantwortung übernehmen. Grund für die Maßnahmen sind der eklatante Priestermangel – die Zahl der Priester und Pastoralreferenten soll sich bis zum Jahr 2030 halbieren – und gravierende Finanzierungslücken. Möglicherweise müssen ab 2030 auch weitere Kirchen geschlossen werden.

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Dominik Meiering, Pfarrer der Innenstadtpfarreien, wertete das Konzept als bislang sehr allgemeine Skizze, die noch konkretisiert werden müsse. „Wir sind hier in der Kölner Innenstadt mit den vielen Angebotskirchen in einer anderen Situation als in der Fläche des Erzbistums. Wir haben ein Netz von Kirchen mit sehr klarem Profil“, sagte er. „Themen wie »Verantwortung vor Ort« wollen wir stark machen, um die Ergebnisse dann auch dem Erzbischof mit auf den weiteren Weg zu geben.“ Weitere Fragen müssten noch auf dem Seelsorgebereichsforum im September diskutiert werden.

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Zusammenarbeit mit Evangelischer Kirche?

Peter Otten, Pastoralreferent von St. Agnes in der Innenstadt, sagte: „Die Menschen interessiert, was du konkret vor Ort zügig und verlässlich für sie tun kannst.“ Man müsse daher möglichst viel vor Ort entscheiden. „Die Menschen begegnen dem Kirchlichen und Religiösen ja nicht durch Schilder und Faltblätter, sondern durch Geschichten, die sie mit konkreten Menschen erleben.“ Strukturen müssten den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Zudem dürfe man die Laien nicht überfordern. „Ich kann mich täuschen, aber: Wenn es noch tausend andere spannende Möglichkeiten gibt, seine Freizeit einzusetzen, wird sich die Kirche sehr strecken müssen.“

Otten regte an, stellenweise auch mit der Evangelischen Kirche, die vor ähnlichen Herausforderungen stehe, zusammenzuarbeiten. „Ich finde, da gäbe es noch viele Synergien – beispielsweise in der gemeinsamen Nutzung von Immobilien und Kirchen, aber auch in inhaltlichen Fragen wie Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Zeit, wo jeder seine eigene Bratpfanne auf den Herd stellt, ist jedenfalls vorbei.“

Ähnlich sieht das Karl-Josef Windt. Er ist seit 32 Jahren Pfarrer und bezeichnet sich als „Pastor vom alten Schlag“. „Ich bin von dem Konzept nicht begeistert“, sagt der 66-Jährige, der in Rodenkirchen, Sürth und Weiß die 2007 fusionierten Gemeinden St. Remigius und St. Joseph betreut. „Der Zugang und Kontakt zu den Menschen wird immer unpersönlicher, je größer die Pfarreien werden. Mir tun die armen Pfarrer leid, die später so arbeiten müssen.“ Windt selbst werde dann wohl in Rente sein. Die Seelsorge sei stark davon geprägt, dass man die Menschen kenne. Skeptisch ist Windt auch, dass es gelinge, ausreichend viele Laien zu finden, die sich neben ihrem Hauptberuf noch mehr ehrenamtlich in die Gemeinden einbringen.

Optimismus aus Brück und Merheim

Peter Weiffen, Pfarrer von St. Hubertus in Brück und St. Gereon in Merheim, ist vorsichtig optimistisch. „Angesichts der schlechten Zahlen geht es nur mit Neuerungen.“ Nicht nur in der Corona-Zeit habe Weiffen bemerkt, dass immer weniger Menschen zu den Gottesdiensten kommen. „Nur noch 49 Prozent der Kölner sind Christen“, sagt er. „Die Gemeinden werden Stück für Stück kleiner.“

Weiffen glaubt, dass die Teams in den Pfarreien auch mit größeren Einheiten umgehen könnten. „Wir brauchen die Hilfe der Laien. Die sind aber jetzt schon sehr aktiv.“ Andererseits sieht auch Weiffen die Gefahr, dass das Persönliche verloren geht. „Man kann nicht überall gleichzeitig sein.“ Aber auch Vikare und Diakone könnten Seelsorgearbeit leisten. „Man darf nicht alles negativ sehen: Die Kirche wird nicht untergehen.“

Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses in Köln, forderte, den Laien auch in den Pfarreien mehr Aufgaben zu übertragen. „Seelsorger sollen sich um die Seelsorge kümmern. Andere Aufgaben können durchaus von ehrenamtlichen Mitarbeitern übernommen werden.“ Derzeit setze das Erzbistum aber lediglich darauf, die ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Gemeinden, nicht aber in den Pfarreien einzusetzen. In letzteren hätten sie keinerlei Entscheidungsbefugnisse.

Zu den möglichen Kirchenschließungen ab 2030 sagte Stiels: „Das tut sehr weh. Es scheint aber eine Notwendigkeit zu geben. Da, wo keine Menschen mehr in die Kirche gehen, braucht man sie auch nicht.“ Allerdings seien viele Menschen mit ihren Kirchen emotional sehr verbunden – beispielsweise durch Eheschließungen oder Taufen. „Ich kann mir vorstellen, dass es noch einigen Widerstand geben wird, wenn wirklich Kirchen geschlossen werden.“

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