AfD-Parteitag in KölnProtest der Karnevalisten zieht weitere Kreise

Lesezeit 3 Minuten
Im großen Saal des Maritim finden derzeit fast täglich Karnevalsveranstaltungen statt.

Im großen Saal des Maritim finden derzeit fast täglich Karnevalsveranstaltungen statt.

Köln – Der Aufruf der Kölner Karneval-Stars, sich gegen einen für April geplanten Bundesparteitag der AfD im Kölner Hotel Maritim zu solidarisieren, zieht weitere Kreise.

Am Dienstag hatten sich im „Kölner Stadt-Anzeiger“ zahlreiche Bands, darunter Bläck Fööss, Höhner, Brings, Paveier, Kasalla oder Cat Ballou sowie Redner wie Bernd Stelter und Marc Metzger in einem offenen Brief dafür eingesetzt, diesen Parteitag zu verhindern, damit AfD und Björn Höcke keine Gelegenheit hätten, „einer menschenverachtenden Gesinnung Gehör zu verschaffen“ – auf derselben Bühne, auf der sie ein buntes Köln präsentieren, das steht „für Weltoffenheit, Toleranz und nicht zuletzt Nächstenliebe.“ Das Festkomitee Kölner Karneval unterstützte seine Künstler: „Wir ziehen an einem Strang,“ sagte FK-Sprecherin Sigrid Krebs am Dienstag. „Wir wollen Flagge zeigen und gemeinsam ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt setzen.“

Auch die Kölner Traditionskorps beziehen Stellung. „Ich bin fassungslos über die Aussagen von Björn Höcke zum Holocaust-Mahnmal und über die Art und Weise, wie er in der AfD überlebt hat,“ sagte Heinz-Günther Hunold, Präsident der Roten Funken dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Partei habe einen deutlichen Ruck nach rechts gemacht: „Da muss man mit aller Entschiedenheit aufschreien und sich wehren.“ Natürlich müsse ein Demokrat andere Denkweisen zulassen. Vor allem aber gelte es herauszufinden, wo die Politikverdrossenheit vieler Menschen herkomme. „Rattenfänger nutzen das aus. Weltweit. Wir müssen gucken, wie wir das verändern können.“

Alles zum Thema Jochen Ott

Mit Blick auf den Bundesparteitag in Köln sagte Hunold: „Mit der Entgleisung Höckes hat sich die Situation verändert. Da muss man auch von Seiten des Maritim eine Reaktion erwarten.“ Konkret schlug Hunold vor, der Karneval könne den Termin im April übernehmen und den Saal im Maritim selbst bespielen: „ Statt Parteitag machen wir ein Fest der Kulturen.“ Darüber sei man mit den anderen Korps im Gespräch.

Jochen Ott wünscht sich, „dass das Maritim seine Entscheidung für den Parteitag überdenkt“

Ehrengarde-Präsident Hans-Georg Haumann sagte: „Auch die Ehrengarde ist auf demokratischen und liberalen Werten aufgebaut. Wir sind ist erschüttert über den Inhalts des Höcke-Zitats und dessen Dimensionen. Vor diesem Hintergrund sollte man wirklich ernsthaft überlegen, ob eine AfD dort, wo wenige Wochen vorher die Grundwerte der Freiheit und Menschlichkeit gefeiert wurden, ihren Parteitag abhalten sollte.“

Jochen Ott, Chef der Kölner SPD und Landtagsabgeordneter, wünschte sich, „dass das Maritim seine Entscheidung für den Parteitag überdenkt“. Er begrüßte überdies den Aufruf der Künstler gegen die AfD-Veranstaltung, „auch, weil sie als Staatsbürger dagegen protestieren“. Köln sei eine bunte Stadt, in der Ausgrenzung keinen Platz habe. Der Parteitag selbst und die damit verbundenen Gegendemonstrationen seien zudem erneut Großereignisse, von denen es in der jüngeren Vergangenheit übermäßig viele gegeben habe. „Es wird von allen Seiten versucht, Köln als Symbol zu vereinnahmen. Das schadet der Stadt“, sagt Ott. Für den AfD-Bundesparteitag wünsche er sich vor allem friedlichen Protest im Sinne eines Familienfests.

Die AfD selbst war auch am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Das könnte Sie auch interessieren:

KStA abonnieren