Haben Sie Köln so schon gesehen?Förderverein schenkt der Stadt digitales Stadtmodell

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So sieht der Kölner Roncalliplatz 2019 in dem Modell aus. 

So sieht der Kölner Roncalliplatz 2019 in dem Modell aus. 

Köln  – Wenn Architekten ein neues Gebäude entwerfen, spielt es eine bedeutende Rolle, wie es sich in die Umgebung einpasst. Eine Immobilie, die nur für sich betrachtet von höchster Qualität wäre, kann je nach Umfeld eine völlig andere, möglicherweise auch negative Wirkung entfalten. Bei besonders wichtigen Projekten kommt das Kölner Stadtmodell zum Einsatz, das sich im Spanischen Bau des Rathauses befindet und die Innenstadt im Maßstab 1:500 abbildet – es dient als dreidimensionale Entscheidungshilfe.

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Das physische Modell wird jetzt um ein Computermodell ergänzt. Der Förderverein Freunde des Kölnischen Stadtmuseums und das Büro HH-Vision werden der Stadt beim traditionellen Herrenessen am Freitag ein digitales Stadtplanungsmodell schenken, damit das Stadtplanungsamt dieses zusätzlich bei größeren Bauvorhaben einsetzen kann.

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Jahrelanger Prozess 

Die Verwaltung nutzt bislang ein eigenes Programm, das die Gebäudestrukturen allerdings deutlich schematischer darstellt als das vom Ehrenfelder Büro HH-Vision entwickelte Modell. „Wir bauen das seit 15 Jahren auf“, sagt Geschäftsführer Martin Hennrich. Der Architekt und sein Team haben sich darauf spezialisiert, ganze Straßenzüge zu digitalisieren, um Entwürfe neuer Gebäude einfügen und ihre Wirkung testen zu können. Als Grundlage dienen Datensätze der Stadt und des Landesvermessungsamts sowie in bestimmten Fällen historische Fotografien, die Hennrichs Mitarbeiter zusammenfügen.

Architekt Martin Hennrich (l.) und Turadj Zarinfar

Architekt Martin Hennrich (l.) und Turadj Zarinfar

Das Unternehmen war mit der Technik unter anderem am Frankfurter Dom-Römer-Projekt beteiligt. Auf einem 7000 Quadratmeter großen Grundstück wurde von 2012 bis 2018 das Zentrum der Altstadt rekonstruiert. HH-Vision fertigte 3D-Modelle an, damit die Frankfurter bereits vor Baubeginn sehen konnten, wie die neuen Gebäude aussehen werden. Ein Vergleich zwischen den digitalen Visualisierungen und der heutigen Realität zeigt eindrucksvoll, wie genau die Baufirmen die Vorgaben der Architekten in Frankfurt umgesetzt haben.

Sponsoren gesucht 

Turadj Zarinfar, Geschäftsführender Gesellschafter der Projektsteuerungsfirma Zarinfar und Vorsitzender des Förderverein Freunde des Kölnischen Stadtmuseums, stellt sich eine ähnliche Anwendung auch in Köln vor. Beim Herrenessen werden er und Hennrich ein digitales Modell des Roncalliplatzes vorführen, um die Entwicklung des Dom-Hotels und seiner Umgebung zu zeigen. So können die Zuschauer den Zustand des Gebäudes im 19. Jahrhundert, in der heutigen Zeit sowie in der Zukunft nach dem Neubau betrachten. Zarinfar schwebt vor, diese Zeitreise nach und nach in der gesamten Innenstadt unternehmen zu können. „Wir suchen jetzt Sponsoren, damit das digitale Stadtmodell detaillierter werden kann“, sagt er.

Als digitales 3D-Modell: Der Roncalliplatz im Jahr 1893.

Als digitales 3D-Modell: Der Roncalliplatz im Jahr 1893.

HH-Vision hat bislang vor allem die Innenstadt und wichtige Entwicklungsgebiete wie den Deutzer Hafen und Mülheim-Süd genau digitalisiert. Geschäftsführer Hennrich erklärt am Beispiel des Deutzer Hafens, wie sich das digitale Stadtmodell einsetzen ließe. „Man könnte zum Beispiel Hochwasser-Szenarien testen oder schauen, wie die Gebäude von der anderen Rheinseite aus wirken“, sagt er. Das 3D-Modell ermögliche es, sich Projekte aus allen möglichen Blickwinkeln anzuschauen. Sogar das Sonnenlicht lässt sich simulieren, um darzustellen, welche Schatten ein Haus erzeugen würde.

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