Köln – Aufgrund von stetig steigenden Beiträgen zur Berufshaftpflichtversicherung sehen sich auch in Köln immer weniger Hebammen in der Lage, ihrer eigentlichen Befähigung nachzukommen. Geburtsbegleitung rechnet sich für sie nicht mehr. „Jeden Tag muss ich Frauen absagen“, sagt Daniela Degen. Sie ist Mitglied der Hebammenpraxis Köln-Süd und weiß um die Nöte vieler Frauen, die sich vor, während und nach der Geburt ihres Kindes den Beistand einer vertrauten Person wünschen.
Die Beleghebamme – sprich: die frei beruflich arbeitende Geburtshelferin, die mit einem oder mehreren Geburtskliniken einen Vertrag abgeschlossen hat – ist ein Auslaufmodell. Auch Degen hat die Geburtsbegleitung aufgegeben und bietet nur noch Beratung, Vor- und Nachsorge an. „5000 Euro für die Berufshaftpflichtversicherung kann ich nicht aufbringen.“
Im Juli soll dieser Beitrag, der vor zehn Jahren bei 1352 Euro und 1992 noch bei 178,95 Euro lag, auf 5091 Euro steigen. Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Kölner Geburtskliniken aus.
Im Evangelischen Krankenhaus Weyertal habe die letzte Beleghebamme im vergangenen Jahr aufgegeben, berichtet Hebamme Susanne Göbel. Zuvor habe es bis zu fünf gegeben. Im Porzer Krankenhaus, wo jährlich etwa 1200 Babys zur Welt kommen, gibt es keine Beleghebamme mehr. Die letzte, Grazyna Klecha, gehört nun zu einem Team von rund 20 fest angestellten Hebammen. Für werdende Mütter bedeutet dies: Sie wissen nicht, wer mit ihnen im Kreißsaal ist.
Von diesem Manko profitiere das Kölner Geburtshaus, so dessen Sprecherin Daniela Erdmann. Mit 160 Geburten im Jahr habe das Haus einen Höchststand erreicht. „Die Nachfrage ist höher als unser Angebot.“
„Obwohl sie laut Sozialgesetzgebung ein Anrecht darauf haben, auswählen zu können, wie und mit wessen Unterstützung sie ihr Kind bekommen möchten, werde ihnen diese Möglichkeit verwehrt. „Diese Einschränkungen sind ihnen offenbar noch nicht so bewusst.“ Petitionen an den Bundestag reichen ihrer Ansicht nach nicht mehr aus, um auf die Lage aufmerksam zu machen. (kb)