Entscheidungen hinter verschlossenen TürenKölner Bürgerwehr soll das Fort X sanieren

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Zur Zeit geschlossen: Das Fort X

Köln – „Die Zukunft des Fort X darf nicht hinter verschlossenen Türen verhandelt werden.“ Mit dieser Kritik wendet sich Regina Börschel, Vorsitzende der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung (BV) Innenstadt und Sachkundige Bürgerin im Liegenschaftsausschuss des Stadtrats, gegen das Vorgehen der Stadt: In den nächsten Sitzungen der beiden Gremien will diese im nichtöffentlichen Teil über ihren Plan befinden lassen, den maroden preußischen Festungsbau am Neusser Wall per Erbpacht an die Nippeser Bürgerwehr zu übergeben.

„Ein Unding“, so Börschel, die sich seit langem für den Erhalt des unter Denkmalschutz stehenden Forts einsetzt. „Erst schaut die Stadt Köln dem historischen Gemäuer beim Verfallen zu – obwohl es ihre ureigene Aufgabe ist, das Bauwerk zu erhalten. Dann ist der Schaden so groß, dass der Stadt scheinbar das Geld für die dringend nötige Sanierung fehlt. Deshalb setzt sie nun auf einen Erbpächter, der für den Erhalt des Forts sorgen soll. Dabei ist die Verwaltung klar in der Pflicht!“

Börschel betont allerdings, der Weg über die Erbpacht müsse „kein schlechter“ sein. Die Nippeser Bürgerwehr sei ein „Verein mit vielen engagierten Mitgliedern – verwurzelt in Nippes und der nördlichen Innenstadt“. Zudem gebe es in Köln „gute Beispiele, wie sich Karnevalsgesellschaften für den Erhalt historischer Bauwerke engagieren“. Doch die Beratungen über Erhalt und Nutzung des Forts müssten „offen und transparent erfolgen“, beträfen sie doch „die jetzigen Mieter, die Menschen im Agnesviertel und die Stadtgesellschaft“. Viele Fragen seien noch zu klären.

Sanierung ist schon lange fällig 

Schon 2016 hatte der Rat die Stadt beauftragt, Maßnahmen für die Sanierung von Dach und Mauerwerk des Forts einzuleiten. Zwei Jahre darauf teilte die Verwaltung der BV mit, dass das ursprünglich beauftragte Planungsbüro geschlossen habe und nicht mehr im Spiel sei. Nun sei „ein mit denkmalgeschützten historischen Gebäuden vertrautes Ingenieurbüro“ beauftragt.

2019 fragte Börschel in der BV erneut nach dem Sachstand. Zwei Jahre habe sie warten müssen, sagt sie. Für die kommende BV-Sitzung liegt das Antwortpapier vor. Darin heißt es, die „grundsätzlichen Planungen für die Dachsanierung inklusive der denkmalpflegerischen Abstimmung“ seien abgeschlossen. In den für die Ratspolitiker bestimmten Unterlagen lautet das Fazit: „Die Sanierung des Forts ist für die Stadt wirtschaftlich nicht darstellbar. 

Nippeser Bürgerwehr soll die Festung übernehmen

Nun soll es also die Nippeser Bürgerwehr richten. Im Antwortpapier ist zu lesen, sie solle einerseits „die Nutzung durch Vereine sicherstellen, andererseits aber auch die Sanierung des Daches und der übrigen Räume übernehmen“. Das Traditionskorps, das im Volksmund „Appelsinefunke“ genannt wird, hat bereits ein umfangreiches Nutzungskonzept erarbeitet.

„Die Pläne der Nippeser Bürgerwehr habe ich mit Interesse zur Kenntnis genommen“, sagt Andreas Hupke (Grüne), Bezirksbürgermeister der Innenstadt. „Das klingt durchaus spannend.“ Erwartungsgemäß habe die Berichterstattung darüber für viel Resonanz gesorgt.

Auch weitere Interessenten sollen Konzepte vorstellen dürfen

„Auch bei mir haben sich schon etliche Interessierte gemeldet.“ Sie hätten „zurecht darauf hingewiesen, dass es womöglich noch andere Akteure gibt, die für dieses Objekt spannende Ideen haben“. Dies spreche für ein „transparentes Verfahren, an dem sich neben den Appelsinefunke auch andere Akteure beteiligen können“. So habe „die Politik die Möglichkeit, Vorgaben zu formulieren und sich am Ende für das überzeugendste Konzept zu entscheiden“.

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Im Zusammenhang mit den Innenstadt-Weihnachtsmärkten habe man „sehr gute Erfahrungen mit solchen Ausschreibungen“ gemacht; es habe „die Qualität enorm nach vorne gebracht“. Bei den Weihnachtmärkten gehe es um Vergaben für fünf Jahre, im Fall des Fort X um einen Erbpachtvertrag, „der unter Umständen drei Generationen lang gilt“. Umso wichtiger sei es, das beste Konzept auszuwählen. Laut Hupke hat sich eine Initiative formiert, „die fordern wird, dass vor einer politischen Entscheidung zur Vergabe des Forts ein transparente Bürgerbeteiligung stattzufinden hat“. 

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