KellerschätzeKölner handelt mit Mineralien – auch Teile von Meteoriten dabei

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Abdelhadi Ahmed in seinem Keller-Laden

Südstadt – Mitten auf dem Ubierring beginnt der Weg in eine völlig andere Welt. Kurz hinter dem Chlodwigplatz geht man nach links einige Stufen eine Kellertreppe herab und steht vor einer bunt verglasten Tür: Mineralienfachhandel Dr. A. Ahmed ist auf einem Metallschild zu lesen. Man öffnet die Tür und ist sprachlos. Bergkristalle funkeln auf Regalbrettern, Tektiten und Achate glitzern um die Wette. Es stehen auch Teile von Meteroiten zum Verkauf. Die zum Beispiel stammen aus Arizona, Mexiko, Argentinien und Namibia.

Mineralien im Kellerraum

Der Herr der Steine ist Dr. Abdelhadi Ahmed. „Ich bin kein Heiler“, erklärt er unmissverständlich gleich zu Beginn des Gesprächs. Er hält nicht viel von dem gewinnorientierten Einsatz der Steine in der Esoterik-Branche vor allem im Internet. Ahmed ist Wissenschaftler, studierter Mineraloge, ein promovierter noch dazu. Und einer der Letzten seiner Art. „Ich betreibe deutschlandweit wahrscheinlich hier den einzigen funktionierenden Mineralienhandel mit einem eigenen Geschäft“, erzählt er und nennt etliche Kollegen, deren Läden in den vergangenen Jahrzehnten dem Internethandel zum Opfer gefallen sind. Die goldenen Zeiten der Mineralien sind längst vorbei. Früher hat Ahmed viele Stücke an Universitäten verkauft. Zahlreiche Schulen verfügten über umfangreiche Sammlungen. „Die kaufen heutzutage nur noch Technik“, weiß der Händler, der schon lange Jahre im Geschäft ist.

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Der ehemalige Lagerraum im Keller ist jetzt auch Ladenlokal. 

1967 bezog er sein erstes Geschäft

Studiert hat er sein Fach in Köln und Bonn. Schon damals, in den 60ern, hat er Mineralien auf der Schildergasse verkauft. 1967 bezog er ein Geschäft an der Trajanstraße in der Südstadt, der er immer treu geblieben ist. Seit 1972 hat er sein Geschäft im Keller von Ubierring 7a. Eigentlich war das damals sein Lagerraum, aber als Ahmed sein Geschäft im Nachbarhaus wegen einer horrenden Mieterhöhung aufgeben musste, machte er aus dem Lager seinen Laden und sich einen Namen: „Wir können behaupten, es gibt kaum ein Mineral, was in der Natur vorkommt, das wir nicht vorrätig haben oder beschaffen können“, sagt er mit dem Selbstbewusstsein eines langjährigen Fachmanns.

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Der Mineralienhandel ist Abdelhadi Ahmed nicht an der Wiege gesungen worden. Die stand nicht am Rhein, sondern am Mittelmeer. Unweit der ägyptischen Hafenstadt Alexandria wurde er vor 83 Jahren geboren. Als Kind und Jugendlicher erlebte er das Regime von Gamal Abdel Nasser. Sein Bruder wurde interniert. Ahmed hat das Lager in der extrem heißen Wüste besucht. „Die Gefangenen hatten sich zu Dreiergruppen zusammen getan.

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Quarze generieren Energie, die auch in Uhren genutzt wird. 

Abwechselnd stand einer, die beiden anderen saßen in seinem Schatten.“ Da auch ihm die Internierung drohte, ging er nach Deutschland und landete schließlich im Dezember 1959 in Köln. „Meine Oma hat die Reise bezahlt.“ Bevor er auf die Steine kam, hat er sich mit Jobs durchgeschlagen. Zum Beispiel bei Ford. Und in der Druckerei des „Kölner Stadt-Anzeigers“. Ob Steine eine Wirkung haben, bestreitet der Mineraloge, wie gesagt.

Quarze produzieren Energie

Aber nicht grundsätzlich. „Quarze produzieren Energie. Das liegt an ihrem Atom-Aufbau und machte man sich ja in Uhren zu Nutze.“ In manchen Kulturen würden Steinen Kräfte gegen bestimmte Übel zugeschrieben. Da heiße es, der Achat sei wirksam gegen Depressionen und – etwa in Indien – der Türkis helfe gegen Neidgefühle. „Es gibt keine Steine, die einem helfen, reich zu werden. Und auch keine, die eine Frau von einem Mann befreien, der sie verfolgt“, weiß Ahmed. In diesem Fall empfiehlt er, einen schlichten Basaltstein aufzuheben, zu werfen und den Verfolger an einer Stelle zu treffen, die gemeinhin als empfindlich beschrieben wird. Wirkungen könnten Steine dem Experten zufolge auf anderen Ebenen entfalten. „Wenn sich jemand an einem Stein erfreut, kann das nicht schädlich sein. Vor allem nicht in unseren seelenlosen Betonwohnungen.“ Das Berühren der Steine einer Gebetskette etwa könne helfen, sich in sich selbst zu versenken. Und sich zu konzentrieren. 

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Die Steine ordnet Ahmed nach einer strengen Logik. 

Ende Januar macht sich der Fachhändler wieder auf den Weg. Vor Ort will er sich wie jedes Jahr ein Bild machen von den Qualitäten der Produkte, die er später verkaufen wird. Äthiopien wird er besuchen, wenn es die politische Lage zulässt. Dann geht es über Tansania und Madagaskar nach Brasilien und von dort zurück nach Köln. Eine echte Herausforderungen für einen Mann von 83 Jahren. Gute Gene? Oder doch die Kraft der Steine?

Mineralienfachhandel Dr. Abdelhadi Ahmed, Diplom-Mineraloge, Ubierring 7a, 50678 Köln

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