Internet belastet das KlimaWie Kölner IT-Standorte mit CO2-Emissionen umgehen

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Blick auf Server in einem Rechenzentrum (Symbolbild)

Köln – Wenn von klimaschädlichen Emissionen durch Kohlendioxid (CO2) die Rede ist, geht es in der Regel um den Auto- oder Flugverkehr in der Rolle des Übeltäters. Die Internet- und Computernutzung wird in diesem Zusammenhang kaum genannt. Einer britischen Studie der Universität Lancaster zufolge verursacht die Informationstechnologie jedoch fast so viel CO2 wie der internationale Flugverkehr.

Die Autoren der Studie gehen auch davon aus, dass die durch IT verursachten Emissionen weiter ansteigen werden. Auch das Umweltbundesamt äußert Forderungen in Richtung der Politik. Verbindliche Vorgaben und eine Auskunftspflicht hinsichtlich der CO2-Bilanz jedes einzelnen Rechenzentrums schaffe Transparenz. Doch ist dieses Problem auch Kölner Internet- und Mobilfunkanbietern bekannt? Treffen Kölner Rechenzentren Maßnahmen zur Eindämmung der CO2-Emissionen?

Netcologne stellt auf Ökostrom um

Der Telekommunikationsdienstleister Netcologne arbeite stetig an einer Verbesserung der Emissionswerte. Auf Anfrage berichtet eine Sprecherin des Unternehmens, man habe im vergangenen Jahr „alle Technikstandorte, darunter auch die Rechenzentren, vollständig auf Ökostrom umgestellt." Dadurch könne der Kabelnetzbetreiber „rund 5.000 Tonnen CO2 einsparen." Die Menge der freigesetzten Kohlendioxide hängt zu großen Teilen von der bestehenden Datenverbindung ab.

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Laut Umweltbundesamt verbrauche eine Stunde Videostreaming im Glasfasernetz durchschnittlich nur zwei Gramm CO2. Bei einer Verbindung via Kupferkabel sind es bereits vier Gramm. Mobiles Surfen ist deutlich klimaschädlicher. Eine Stunde Videostreaming im 4G-LTE-Netz verursache ca. 13 Gramm Kohlendioxid. Viele Unternehmen würden zwar bereits mit Ökostrom betrieben werden, doch auch regenerative Energien seien nur begrenzt vorhanden. Deshalb müssten Rechenzentren zum Beispiel die entstehende Abwärme sinnvoll weiter verwenden.

Die Verhältnismäßigkeit müsse stimmen

Elmar Altmeyer ist Geschäftsführer des Kölner Rechenzentrums „Surfplanet" und betont den Betrieb mit Naturstrom: „Seit mehr als 20 Jahren wird das Rechenzentrum mit CO2 neutralem Strom der Naturenergie AG versorgt. Dadurch entsteht zumindest hier kein zusätzliches CO2 oder sonstige Schadstoffe."

Ob durch die Internetnutzung zusätzliche CO2-Emission entsteht, könne er nicht pauschal beantworten: „Wenn ich eine Videokonferenz nutze und nicht in die USA fliege, wird mit Sicherheit CO2 eingespart. Das Gleiche gilt für Onlineshopping: der Pakettransporter ist wahrscheinlich umweltfreundlicher als 100 Leute, die in die City fahren, egal womit." Die Verhältnismäßigkeit müsse stimmen.

„Konsumverhalten hat sich massiv verändert"

Ulrich Lang ist Direktor des Rechenzentrums an der Universität zu Köln. Für ihn sind die Rechenzentren nicht in der Position, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren: „Das Konsumverhalten hat sich massiv verändert. Die Zunahme von Videostreaming und mobilen Endgeräten steigert den Bedarf an Rechenzentren enorm." Um die gesteigerte Nachfrage befriedigen zu können, müsse der Strom nun mal irgendwo herkommen. An der Universität Köln versuche man aber effizient mit dem vorhandenen Strom zu arbeiten.

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Darüber hinaus sei das Servergebäude bereits dafür ausgelegt, um die entstehende Abwärme zu nutzen. So könne man nach Angaben von Ulrich Lang zum Beispiel Nachbargebäude beheizen, die allerdings ebenfalls dafür ausgelegt sein müssen. Abwärme lasse sich nicht „über große Entfernungen transportieren wie etwa Strom", so Lang.

Auch Köln betreibt zwei Rechenzentren

Auch die Stadt Köln betreibt zwei Rechenzentren. Eine Sprecherin berichtet auf Anfrage: „Dass der Einsatz von IT mit einem hohen Energiebedarf verbunden ist und viel klimaveränderndes Kohlendioxid erzeugt wird, ist der Stadt Köln schon seit vielen Jahren bewusst." Bereits bei der Planung habe man großen Wert auf „den Einsatz energieeffizienter Systeme gelegt", heißt es weiter.

Darüber hinaus habe die Stadt ein Klimatisierungskonzept für die technische Gebäudeausstattung entwickelt. Bis zu einer Außentemperatur von 17 Grad würde eine sogenannte „freie Kühlung" den für die Klimatisierung benötigten Energieaufwand „deutlich verringern". Eine hohe Auslastung der Rechenzentren wirke sich außerdem positiv auf die Wirtschaftlichkeit und auch die Energieeffizienz aus.

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