Inzidenz unter 100Hier findet in Köln bald Open-Air statt – „Schrotty“ nicht dabei

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Konzerte auf Distanz möglich: die Summer Stage im Kölner Jugendpark.

Konzerte auf Distanz möglich: die Summer Stage im Kölner Jugendpark.

Köln – Die Kultur ist seit Monaten im Dauerlockdown. Dieser könnte in absehbarer Zeit zumindest teilweise wieder aufgehoben werden: Bei einer stabilen Inzidenz von unter 100 darf nämlich nicht nur die Außengastronomie öffnen, sondern Veranstalter und Veranstalterinnen können laut der aktuellen Coronaschutzverordnung von NRW mit Freiluftformaten loslegen: mit bis zu 500 Personen, einer festen Sitzordnung und negativem Testergebnis. Doch viele Veranstalter warten noch auf das „Go“ der Stadtverwaltung.  

Neue Open-Air-Bühne an der Kölner Südbrücke

Mit baldiger Zusage rechnen die Betreiber der Jugendpark-Bühne, die vergangenes Jahr Kopfhörer-Konzerte durchgeführt haben. „Wir hoffen, dass Anfang, Mitte Juni alle Freigaben von Bau-, Ordnungs- und Gesundheitsamt vorliegen“, sagt Betreiber und Klubkomm-Vorstand Jens Ponke. Bis dahin seien auch Konzerte schwer planbar. Es gebe noch kein finales Programm. Wie er sich die Kontrollen von Getesteten, Geimpften und Genesenen vorstellt? „Es würde sich komisch anfühlen, vor Ort Impfpässe zu kontrollieren. Eine digitale Lösung wäre da schöner“.

Kurz vor einem Genehmigungsverfahren befindet sich der diesjährige Neuzugang: eine Bühne an den Poller Wiesen, auf der es Konzerte, Comedy und Podcast-Events geben soll. Die Szene-Location „Schrotty“ in Bickendorf wird allerdings wohl nicht bespielt werden: Hier fällt entgegen ursprünglicher Pläne des Betreibers Yediyar Isik die Open-Air-Saison vermutlich komplett aus.

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Die Bühne des Schrotty.

Statt eines vereinfachten Verfahrens für eine temporäre Nutzung habe die Stadt dieses Jahr von den „Schrotty“-Betreibern einen regulären Antrag erwartet; die Hürden dafür seien sehr hoch und für ihn nicht umsetzbar, so Isik. Stattdessen konzentriere er sich nun auf den Umbau der Location zum sozio-kulturellen Zentrum.

Isik ist allerdings nicht glücklich darüber. „Ich habe letztes Jahr viel Geld verloren an dem Projekt, wir haben das für die gebeutelte Szene gemacht, damit wenigstens etwas passiert“. Politischer Wille sei zwar über Monate da gewesen, aber geklappt habe es dennoch nicht.

Jan Krauthäuser: Open-Air ist große Chance

Dabei ist „Open-Air wie schon letztes Jahr die große Chance“, sagt Jan Krauthäuser von „Humba e. V“. Gemeinsam mit dem Odonien in der Hornstraße plant der Kulturschaffende wieder World-Music-Konzerte. Losgehen sollte es schon kommendes Wochenende.

Da die Inzidenz Samstag, 22. Mai wieder über 100 lag, wird das Event in mittlerweile geübter Manier lediglich als Online-Stream stattfinden. Grundsätzlich gibt er sich optimistisch, was den Sommer betrifft: „Wir haben jetzt mehr Erfahrung, die Leute sind zunehmend geimpft. Aereosolforscher haben ja festgestellt, dass die Übertragung an der frischen Luft minimal ist“.

Jack in the Box plant Veranstaltungen in Köln-Ehrenfeld

Auch Betreiber Amon Nanz von „WESTSPITZE“ / Jack in the Box ist über das schleppende Vorankommen nicht erfreut: Ein reguläres Genehmigungsverfahren sei zwar „rechtlich dauerhaft gesichert und sinnvoll, aber kostenintensiver, komplizierter und dauert länger“. Zudem wisse er erst seit dem Frühjahr davon. Er rechnet in frühestens vier bis acht Wochen mit grünem Licht für corona-konforme Events auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Ehrenfeld.

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Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger” betont die Stadt jedoch, dass „es keine Sonderregelungen gab im letzten Jahr. Allein der Schrotty hat – abweichend von den üblichen Regelungen – eine Genehmigung für temporäre Nutzungsänderung (normalerweise nur für 1-3 Tage, hier: 3 Monate) erhalten.” Hier habe es aber beim Betrieb erhebliche Beschwerden sowohl beim Ordnungsamt als auch beim Umweltamt (Schall/Lärmbelästigung) und beim Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung gegeben. Deswegen und aus Gründen der Gleichbehandlung könne diese Ausnahme aus dem letzten Jahr nicht wiederholt werden, heißt es weiter. Vereinfachte Verfahren galten zudem nur bei der Erweiterung von Flächen der Außengastronomie, so der Stadtsprecher.

Einen Kritikpunkt, den die Veranstalter formulieren ist, dass die diesjährigen Fördertöpfe für die freie Szene im Städtevergleich nicht so hoch ausgefallen seien, wie etwa in Hamburg und Bremen. „Da ist viel mehr Budget drin als in Köln“, so Jens Ponke. Dennoch sei die „Stadt absolut kooperativ“.

Auf die Dringlichkeit einfacher Lösungen bei Open-Air-Formaten habe man bereits im vergangenen Oktober im Kulturausschuss gepocht, sagt Bürgermeisterin Brigitta von Bülow, Kultursprecherin der Grünen. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Umsetzung da viel früher angegangen worden wäre“.

Unter „Erschließung von alternativen Spielstätten“ in der Beschlussvorlage des Kulturausschusses vom 27. April werden die Punkte nochmal konkretisiert: Auf Plätzen und (ungewöhnlichen) Orten in der Stadt sollen etwa (performative) Formate leicht ermöglicht werden. 

Stadt Köln plant Sommerbühne in Riehl

Schließlich will auch die Stadt eine Sommer-Bühne aufstellen. So bestätigte ein Sprecher auf Nachfrage, dass auf der Grünfläche „An der Schanz“ in Riehl im Juli eine Open Air-Bühne geplant sei. „Diese Bühne wird allerdings nur dann errichtet, wenn ausreichend Interesse seitens der freien Szene vorhanden ist. Eine entsprechende Nachfrage dazu wurde jüngst vom Kulturamt gestartet“, heißt es weiter.

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