Kampf gegen TaschendiebstahlBundespolizei löst Fahndungsgruppe mit Polizei Köln auf

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Polizisten nehmen einen jungen Mann nach einem Taschendiebstahl fest. (Symbolbild)

Köln – Es hatte sich angekündigt: Seit Jahren schon schraubt die Bundespolizei ihr Engagement in der Taschendiebstahls-Fahndungsgruppe mit der Kölner Polizei immer weiter zurück – jetzt ist das Aus des gemeinsamen Ermittlungsteams endgültig besiegelt. Die Einheit mit dem etwas sperrigen Namen „Gemeinsame Projektgruppe Taschendiebstahl“ (GPT) wird aufgelöst – trotz nachweisbarer Erfolge. Der Grund: Die Bundespolizei will ihr Personal künftig lieber in ihrer eigenen „Fahndungs- und Ermittlungsgruppe Taschendiebstahl“ einsetzen, die landesweit an Bahnhöfen operiert und damit auch sehr erfolgreich ist, wie die Bundespolizei betont. Die letzten drei Ermittler, die derzeit noch mit der Kölner Polizei zusammenarbeiten, sollen im September von der GPT abgezogen werden. Das bestätigte Bundespolizeisprecherin Christin Fußwinkel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage.

Enttäuschung bei der Polizei Köln

Bei der Kölner Polizei sorgt die Nachricht für eine herbe Enttäuschung. Offiziell enthält sich die Behörde auf Anfrage zwar jeder Wertung, teilt bloß sachlich mit, die gemeinsame Dienststelle werde „auf Wunsch der Bundespolizei aufgelöst“. Intern aber befürchtet man, dass als Folge die Fallzahlen in der Stadt wieder spürbar steigen werden. „Die Projektgruppe ist ein Erfolgsmodell. Ihr Ende bedeutet eine deutliche Schwächung bei der Bekämpfung des Taschendiebstahls in der Stadt“, sagt ein involvierter Kripo-Ermittler.

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Die Projektgruppe war 2005 angesichts massiv gestiegener Taschendiebstahlszahlen in Köln gegründet worden und bestand anfangs aus 40 Ermittlern, darunter elf von der Bundespolizei. Köln galt seinerzeit als deutsche „Hauptstadt der Taschendiebe“. In den folgenden Jahren gelang es der GPT, die Zahlen von 14.500 auf 4700 im Jahr 2021 zu senken. Noch im Sommer 2015 schwärmte der damalige Präsident der Bundespolizeidirektion St. Augustin auf einem Pressetermin: „Diese Gruppe wird es vermutlich noch sehr lange geben.“ Es wurden dann tatsächlich immerhin noch sieben Jahre, allerdings zog die Bundespolizei Jahr für Jahr immer mehr Beamte ab und füllte im Gegenzug ihre eigene, 2014 gegründete NRW-Ermittlungsgruppe auf. Inzwischen arbeiten dort 25 Beamte und Beamtinnen, die auch künftig „den Kölner Raum im Fokus“ behalten sollen, wie Sprecherin Fußwinkel versichert.

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„Zusammengeschobene Schreibtische“ als Erfolgsmodell

Das gemeinsame Fahndungsprojekt zwischen Landes- und Bundespolizei in Köln war bei seiner Gründung vor 17 Jahren bundesweit einmalig und Vorreiter für Nachahmer. Formell ist die Bundespolizei zuständig für die Kriminalität in Zügen und Bahnhöfen, also vor allem im Hauptbahnhof und im Bahnhof Deutz/Messe. Die Polizei Köln dagegen fahndet und ermittelt außerhalb der Bahnhöfe. Nach dem „Prinzip der zusammengeschobenen Schreibtische“ in der Wache an der Stolkgasse tauschten sich die Ermittler beider Behörden in der GPT aber eng über ihre Erkenntnisse aus, sie teilten Informationen über Täter und ihre Vorgehensweisen und gingen gemeinsam auf Streife – ohne Rücksicht auf Zuständigkeitsbereiche. Die nehmen die Täter schließlich auch nicht, vor allem nicht die Profis unter ihnen, die ganze Tatserien hinlegen. In Zukunft ermitteln die Taschendiebstahlsfahnder beider Behörden wieder in ihren eigenen Bereichen, wie vor 2005.

„Das ist so, als rührten zwei Köche im selben Topf“

Um das Ende der gemeinsamen Fahndungsgruppe zu kompensieren, haben Bundes- und Landespolizei vorige Woche zwar einen „Entwurf einer schriftlichen Vereinbarung zur zukünftigen Zusammenarbeit von Bundespolizei und Polizei Köln im Deliktsfeld Taschendiebstahl“ erarbeitet, wie Sprecher beider Behörden unisono mitteilen. Die Befürchtung im Polizeipräsidium am Walter-Pauli-Ring ist aber, dass das Papier nicht viel mehr als eine gut gemeinte Absichtserklärung sein könnte. Denn Fakt ist: Die Schreibtische rücken auseinander, ab Herbst ermittelt man wieder in getrennten Büros. „Der administrative Aufwand in der Zusammenarbeit wird wieder steigen“, befürchtet der Kripo-Ermittler der Polizei Köln. „De facto bearbeitet die Bundespolizei künftig ihre Verfahren und wir unsere, obwohl es sich oft um dieselben Täter handelt. Das ist so, als rührten zwei Köche im selben Topf.“

Die Aufkündigung der gemeinsamen Fahndungsgruppe komme überdies zur Unzeit. Denn seit Frühjahr 2021 steigen die Taschendiebstahlszahlen in Köln laut Polizei wieder massiv an: von knapp 175 im April bis auf knapp 600 im Dezember – Tendenz weiter steigend.

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