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30 Künstler im StreamKölner können sich ihre Karnevalssitzung selber bauen

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Die Bläck Fööss spielen ihren Set für Jeckstream in Erftstadt ein.

Köln – Kaum haben die Baumärkte im vorweihnachtlichen Lockdown bis ins neue Jahr ihre Pforten geschlossen, da haben findige Karnevalisten eine Sitzung im Baukastensystem für zu Hause entwickelt – Zeit hat der jecke Heimwerker ja aktuell. Das Prinzip ist einfach: Im Angebot sind mehr als 30 Künstler, mit denen man jeweils 20-minütige Auftritte eingespielt hat.  Die kann man sich individuell zu seinem eigenen Programm zusammenstellen, sechs Künstler für 9,99 Euro, acht für 12,99 Euro. 

Von Bläck Fööss bis Volker Weininger

Zur Verfügung stehen Redner wie Sitzungspräsident Volker Weininger, Martin Schopps oder Ingrid Kühne, Bands wie Bläck Fööss, Rabaue oder Räuber und Solisten wie Jörg P. Weber oder Et Klimpermännche Thomas Cüpper.  Heraus kommt eine komplette Sitzung, denn auch die Moderationen und eine tuschende Saalkapelle – das Orchester Markus Kuhl – werden mitgeliefert. Und der Traum eines manchen Literaten wird endlich wahr: Egal ob Rhytmussportgruppe, Miljöh, Boore oder Brings – alle kosten dasselbe. Jeckstream heißt das innovative Projekt, das „überregionalen Karneval jederzeit und überall“ ermöglichen soll, ab 3. Januar an den Start geht und bis Karnevalsdienstag, 16. Februar, 23.59 Uhr, abrufbar ist. Am Aschermittwoch ist „Zick eröm“. Der „faire Jeck“ könne zur Unterstützung der Künstler bis zu fünf Streams gleichzeitig buchen  – wer zu mehreren in die Säle ziehe, kaufe ja auch entsprechend viele Tickets, so die Veranstalter.

Als sich im vergangenen Sommer abzeichnete, dass in der Karnevalssession 2020/2021 wohl kaum Sitzungen vor vollen Sälen stattfinden können, kamen an einem längeren Grillabend Rabaue-Sänger Alexander Barth und sein  Kumpel Christoph Runkel – beide sind bei Jan von Werth aktiv – auf die Idee, man könne Sitzungen für die, die nicht in den Saal kommen dürfen, per Stream nach Hause übertragen. Man konfrontierte Künstler mit der Idee und fragte an, ob sie mitmachen würden. „Die meisten waren sofort dabei“, sagt Alex Barth, „denn was haben die schon zu verlieren? Jetzt, wo es keine Auftritte gibt. So wurde aus einer Schnapsidee eine kollektive Sache.“

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Unternehmen aus Erftstadt liefert die Technik

Der Mann für die technische Umsetzung war auch schnell gefunden. Sascha Schaadt, der mit seiner Erftstädter Firma PA-Line den dortigen Kultursommer umsetzt, hat gerade erfolgreich den Vorstellabend der Kajuja gestreamt. Gemeinsam ist man jetzt auch für die Verbreitung der Puppensitzung des Hänneschen-Theaters zuständig.

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Die Produktion der Auftritte  ist weitgehend abgeschlossen. An diesem Freitag spielen noch Höhner und Brings ihre Auftritte live ein. Allerdings wäre Jeckstream auch in der Lage, für Künstler, die sich noch nicht entschieden haben, weitere Clips zu produzieren. Überhaupt will man flexibel sein. „Für alle Vereine zwischen Uckerath und Langenfeld, die ihre ausgefallene Sitzung 1:1 nachbauen wollen, bieten wir an, gegen eine Pauschale ein Kamerateam abzustellen“, erläutert Alex Barth. „Dann kann der jeweilige Präsident seine eigene Moderation aufnehmen.“ Ansonsten gibt es zwei Moderationen zur Auswahl: eine von Jörg P. Weber, die andere von Natascha Balzat und Katja Baum von „Kölsch ist Trumpf“. Auch können Vereine größere Kontingente ordern. „Wenn die dann zwei, drei Euro draufschlagen, um mit dem Geld ihre Kindertanzgruppe zu unterstützen, haben wir kein Problem mit“, so Barth.

Vereine können eigene Sitzung nachbauen

Mitmachen dürfen auch Mitglieder des Festkomitees Kölner Karneval (FK).  Wie das FK den Vereinen in einem Brief am Mittwoch mitteilte, hat man mit Rücksicht auf die Pandemie-Umstände die ansonsten bestehende Bindung an den WDR für diese Session ausgesetzt. „Viele Gesellschaften planen virtuelle Veranstaltungen  im Internet – und wir alle können froh sein, dass es diese technischen Möglichkeiten gibt, um in diesem ganz besonderen Jahr wenigstens ein wenig karnevalistischen Geist zu den Menschen zu bringen", heißt es in dem Schreiben.

WDR verzichtet auf Exklusivität

Deswegen habe der  Partner WDR dem Wunsch des Festkomitees zugestimmt, in diesem Jahr eine Ausnahme von der Exklusivität zuzulassen. „Das heißt für unsere Gesellschaften, dass sie ihren Mitgliedern und Partnern karnevalistische Bewegtbildinhalte zugänglich machen können. Auch die eigentlich notwendige Genehmigung durch den Festkomitee-Vorstand entfällt, damit jede Gesellschaft unkompliziert digitale Veranstaltungsformate umsetzen kann."

So seien sowohl aufgezeichnete als auch Live-Streaming-Formate von musikalischen und Redebeiträgen in der kommenden Session problemlos möglich. Davon unberührt seien allerdings die Rechte der Künstler, die selbstverständlich individuell von den Gesellschaften abgeklärt werden müssen. „Übrigens steht natürlich auch das Dreigestirn für Auftritte in digitalen Formaten zur Verfügung", verspricht das FK in seinem Brief: „Es kann über das Ressort Dreigestirn gebucht werden." Die Ausnahmeregelung gelte aber nur für die Session 2020/2021.

Hintergrund der grundsätzlichen Regelung ist die Exklusivität, die das Festkomitee mit dem WDR vereinbart hat. Nur mit exklusiven Inhalten sind die Kosten für die TV-Rechte, eine wichtige Einnahmequelle des FK,  zu rechtfertigen. Tickets gibt es ab sofort beiwww.jeckstream.de

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