Kolumne des Kölner DreigestirnsJungfrau Gerdemie über den bewegenden Besuch im Ahrtal

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Das Dreigestirn bei seinem Ausflug ins Ahrtal.

  • Für das Kölner Dreigestirn ist es die zweite Session im karnevalistischen Ausnahmezustand unter Pandemiebedingungen.
  • Nach dem Lockdown im letzten Jahr werden die Tollitäten wohl nur am Wochenende im Ornat unterwegs sein und in erster Linie Sozialtermine wahrnehmen.
  • Reihum schreiben Prinz Sven I., Bauer Gereon und Jungfrau Gerdemie für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ ganz subjektiv auf, wie es Ihnen damit geht und was sie Besonderes erlebt haben.

Köln – Karneval verbindet die Menschen. Das klingt wie eine typisch kölsche Sprechblase, doch am Wochenende durften Prinz Sven I., Bauer Gereon und ich, Björn Braun, erleben, wie wahr dieser Satz ist – auch über die Kölner Stadtgrenzen hinaus. Denn nur wenige Erfahrungen im Karneval waren für mich so bewegend wie unser Besuch an der Ahr am vergangenen Wochenende.

Karnevalsvereine aus Flutgebieten luden das Kölner Dreigestirn ein

Eingeladen hatten uns einige Karnevalsvereine aus Bad Neuenahr-Ahrweiler – der Region, die vor sechs Monaten so schwer unter der Flutkatastrophe gelitten hat. Als Kölner Dreigestirn wollten wir den Menschen dort ein wenig Trost spenden und zeigen, dass sie nicht in Vergessenheit geraten sind. Am Ende war dieser Besuch für uns selbst sehr bereichernd.

Es war nicht meine erste Fahrt ins Ahrgebiet. Schon kurz nach der Flut sind wir mit den Altstädtern – wie viele andere Karnevalsvereine auch – vor Ort gewesen, um mit anzupacken, aufzuräumen, mitzuhelfen. Damals ähnelte das Ganze einem Kriegsgebiet. Heute, sechs Monate später, sind die größten Schäden behoben und der Müll beiseitegeschafft. Trotzdem war ich geschockt, wie viel immer noch zu tun ist. Die Innenstadt wirkt mancherorts wie ausgestorben, in vielen Häusern sind nach wie vor die Fenster vernagelt oder die Scheiben herausgebrochen. Der Putz fehlt bis zum 1. Stock, auch die Straßen sind noch längst nicht alle wieder in Stand gesetzt.

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Fasziniert vom Optimismus vor Ort

Um so beeindruckter war ich von dem scheinbar grenzenlosen Optimismus der Menschen dort, die unbeirrt am Wiederaufbau ihrer Heimat arbeiten. Der Verein „Die Ahrche“ hat zum Beispiel mit mehreren Zelten einen provisorischen Ort für das Sozialleben der Gemeinde geschaffen. Hier kommen die Helfer zusammen und wärmen sich bei einem Kaffee auf, die Kinder bekommen Bücher und Spielzeug, wenn das eigene in der Flut verloren ging, und die Sportvereine und Karnevalstanzgruppen haben wieder einen Platz zum Trainieren. Schräg gegenüber der Ahrche entsteht ein neuer Indoorspielplatz genau dort, wo bis zum Sommer noch Außengeräte installiert waren.

Gerdemie Ahr

Jungfrau Gerdemie mit einem Feuerwehrmann, der beim Wiederaufbau mithilft.

Viele Menschen, die wir getroffen haben, haben mich stark beeindruckt. Zum Beispiel der junge Feuerwehrmann, der seinen neuen Job auf Eis gelegt hat und nach der Flut geblieben ist, um weiter beim Aufbau zu helfen. Oder Wilhelm Söller, ehemals selbst Karnevalsprinz in Ahrweiler, der in der Flut nicht nur sein Hotel, sondern auch Bruder und Schwägerin verloren hat.

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„Das ein oder andere Tränchen ist geflossen“

Ich kann mir nur schwer vorstellen, was diese Leute durchgemacht haben, da ist schon das eine oder andere Tränchen bei uns geflossen. Trotzdem ist die Stimmung dort ganz stark geprägt von Zuversicht und Zusammenhalt – und das steckt an! Mit ganz viel positiver Energie ging’s für uns drei nach vier Stunden zurück nach Köln, und ich kann nur jedem ans Herz legen, sich auch mal auf den Weg an die Ahr zu machen. Einfach mal einen Tagesausflug machen und einen Kaffee oder ein Glas Wein trinken, um der Flutregion zu zeigen, dass man nach wie vor gerne zu ihnen kommt und die wunderschöne Landschaft genießt. Denn die Menschen im Ahrtal brauchen unseren Zuspruch.

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