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Kölner KarnevalWeibliche Dreigestirne bei „Loss mer singe“-Sitzung – Mini-Comeback der Ex-Fööss

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Weibliche Prinzen und Dreigestirne standen bei der Loss mer singe Sitzung auf der Bühne. Teile der weiblichen Dreigestirne aus Oberaussem (links) mit Prinz Sabrina I. und Grevenbroich (rechts) mit Prinz Inga I.

Teile der weiblichen Dreigestirne aus Oberaussem (links) mit Prinz Sabrina I. und Grevenbroich (rechts) mit Prinz Inga I.

Loss mer singe setzte bei seiner Sitzung ein Zeichen für Frauen im Karneval – inklusive weiblicher Dreigestirne auf der Bühne. Dazu gab es ein Mini-Comeback von Ex-Bläck-Fööss.

„Su hol ich mir dat Jeföhl zoröck“ hieß es am Dienstagabend im Theater am Tanzbrunnen. Nach dem Abschluss der ersten regulären Kneipentour seit drei Jahren veranstaltete das Team von Loss mer singe seine Sitzung zum finalen Einstimmen vor den Karnevalstagen. Mit bloßem Schunkeln und Mitsingen gab man sich aber nicht zufrieden. Vielmehr war die Loss-mer-Singe-Sitzung ein klares und gelungenes Statement für mehr Frauen im Karneval – inklusive weiblicher Prinzen auf der Bühne.

Marie Band als Newcomer und Comeback von Ex-Fööss Erry und Bömmel

Im ausverkauften Theater (durchaus keine Selbstverständlichkeit, wie teils nur halb leere Säle andernorts zeigen) präsentierte Loss mer singe in gewohnter Manier eine Mischung aus etablierten Künstlerinnen und Künstlern sowie Newcomern im Kölner Karneval. So stand mit der „Marie Band“ mit Frontfrau Marie Enganemben die Zweitplatzierte des Nachwuchs-Wettbewerbs von Loss mer singe auf der Bühne. Die treibenden Melodien der afrokölschen Songs wie bei „Meteinander“ funktionieren zwar – im Saal leidet die Sängerin allerdings unter an der Akustik. Eine vielversprechende Newcomerin, die dem Karneval guttut, ist sie aber allemal.


  • Im Rahmen der Loss-mer-singe-Sitzung haben Kasalla ihre Urkunden für die Sessionshits der vergangenen zwei Jahre entgegengenommen. 2022 setzten sie sich mit „Rudeldiere“ durch, 2023 mit der Ballade „Sing mich noh Hus“. Wie in dieser Session üblich sang die Band den aktuellen Song aus dem Publikum heraus.
  • Im „WDR-Jeckduell“ konnten sich die Räuber mit „Wigga Digga“ durchsetzen, die bei Loss mer singe Platz zwei belegen. Auf Platz zwei landeten im Jeckduell die Höhner mit „Prinzessin“, (Platz drei bei Loss mer singe). Den Wettbewerb „Top Jeck“ von Radio Köln gibt es hingegen nicht mehr. An Weiberfastnacht findet allerdings die Party am Tanzbrunnen statt. 

Eine Band, die sich nicht mehr beweisen muss, sind die Bläck Fööss. Wobei nach dem Ausstieg von Erry Stoklosa und Bömmel Lückerath Ende vergangenen Jahres eine neue Ära in der Band angebrochen ist. Dass es auch ohne die Urgesteine funktionieren kann, zeigt der neue Sessionshit „In d’r Altstadt weed en Bud frei“ – auch wenn Sänger Mirko Bäumer sich scherzhaft beim Publikum beschwerte, dass es der Song nur auf Platz zehn des diesjährigen Loss-mer-singe-Wettbewerbs geschafft habe. Einen kurzen Blick in alte Zeiten gab es dann aber doch noch: Zu „En unserem Veedel“ kamen Erry und Bömmel überraschend mit auf die Bühne und gaben ein Mini-Comeback.

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Nici Kempermann mit weiblichen Prinzen auf der Bühne

Loss mer singe weist mit seiner Sitzung aber trotzdem den Weg in eine mögliche Zukunft des Karnevals, mit einer Gleichberechtigung der Geschlechter – auch auf der Bühne. Während es in klassischen Sitzungen wie auch in der Prinzenproklamation oft maximal einen weiblichen Act gibt, stellten Frauen bei der LMS-Sitzung mehr als die Hälfte, wie Sitzungspräsident Helmut Frangenberg verkündete. Neben der Marie Band waren das Rednerin Ingrid Kühne, Vera Bolten mit einem Stück aus dem Musical „Himmel und Kölle“, Mica Frangenberg, die mit Michael Kuhl „Ov krüzz oder quer“ sang und Kempes Feinest.

Sängerin Nici Kempermann hatte sich zu ihrem Song „Prinz“ passende Unterstützung eingeladen. „Einmol Prinz ze sin en nem Dreijesteen voller Östrogen“ singt Kempermann in dem Lied. Loss mer singe stellte ihr dazu ebensolche zur Seite: In einem fulminanten Einmarsch erschienen auf der Bühne amtierende und ehemalige weibliche Dreigestirne aus der Region. Zu Gast waren Pionierinnen wie der erste weibliche Prinz 2011 aus dem Oberbergischen, Anne I. oder Karina I. von 2012 aus Waldbröl. Dazu kamen amtierende komplette weibliche Dreigestirne aus Oberaussem und Odenthal. Ungewohnt und faszinierend zugleich, Frauen in den Ornaten zu sehen und die weiblichen Prinzen mit Federn an der Mötz.

Die Region macht Köln also vor, wie es gehen könnte – und auch hier bringt sich ein potenzielles Trifolium in Stellung. Das Dreigestirn „Kölsche Madämcher“ hat sich gesellschaftsübergreifend gebildet. Da die Damen Mitglieder in Gesellschaften sind, die dem Festkomitee angehören oder hospitierende Mitglieder sind, könnten sie sich tatsächlich als Dreigestirn bewerben.

Es besteht aus Prinz Gabi I. (Gabi Knappe) von der Damengesellschaft Schmuckstückchen und der Grossen von 1823, Bauer Ulla (Ulla Mangen) von den Kölschen Madämcher und Jungfrau Elke (Elke Tellenbach), ebenfalls von den Kölschen Madämcher. Ob sie sich für kommende Sessionen tatsächlich bewerben, bleibt abzuwarten. 

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