Kommentar zum 11.11. in KölnScheitern mit Ansage auf der Zülpicher Straße

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Eingang der Partymeile Zülpicher Straße am 11.11.2021

Köln – Am Elften im Elften hat Köln es wieder einmal geschafft: Auftakt zur Session und gleich bundesweite, ja internationale Aufmerksamkeit für eine Blamage. Ganz Köln? Nein! Es gab die jecken Orte, an denen man bei Veranstaltern und Teilnehmenden den Eindruck gewinnen durfte, dass sie wussten, was die Stunde geschlagen hat. Am Tanzbrunnen oder auf dem Heumarkt, genau wie in vielen Kneipen, wurde durchaus verantwortungsbewusst geschunkelt und gefeiert.

Ganz anders hingegen die Bilder vom Zülpicher Platz. So kann, so darf man einfach nicht agieren, wenn seit Tagen ständig neue Rekord-Infektionen gemeldet werden und eine Klinik nach der anderen wegen ihrer Covid-Patienten Alarm schlägt. Da sind Unverständnis und Zorn aus der ganzen Republik nachvollziehbar.

Scheitern mit Ansage auf der Zülpicher in Köln

Denn auch wenn 2G, also der Genesen- oder Geimpft-Status,  formal Voraussetzung zum Zutritt auf die Zülpicher war,  muss man festhalten: Es war ein Scheitern mit Ansage, viel zu viele Menschen auf viel zu engem Raum zuzulassen und zu glauben, man könne die versprochenen Kontrollen durchsetzen.   

Alles zum Thema Henriette Reker

So war es ein grobes Versäumnis des städtischen Krisenstabs, die Zahl der Jecken auf der Feiermeile nicht deutlich zu begrenzen. Stattdessen tanzten und betranken sich an diesem Hotspot für exzessives Feiern genauso viele Menschen wie in den Jahren vor der Pandemie. Als gäbe es Corona nicht. 

Kuckelkorn legt Messlatte hoch 

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn hatte erklärt, der 11.11. werde zur Generalprobe für den Straßenkarneval im kommenden Februar. In der Bewertung wird man jetzt sagen müssen: So wie auf der Zülpicher Straße dürfen die Verantwortlichen den Karneval keinesfalls auf und über die Bühne bringen. 

Stadt mit Ausflüchten und Beschwichtigungen

Die Beschwichtigungen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker bestätigen dieses Urteil nur. Zu behaupten, es seien in der Innenstadt auch nicht mehr Feiernde zusammengekommen als im Rhein-Energie-Stadion zu einem Heimspiel des FC, ist nicht mehr als ein trickreiches Rechenspiel. Die Stadt unterschlägt, dass die Zuschauer im Stadion auf festen Plätzen sitzen und in einem geordneten Verfahren dorthin gelangen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Vor einem Jahr hielt die Stadtspitze die Feierwütigen mit Appellen und Sanktionsandrohungen von Köln fern. In München wurde das Oktoberfest nach 2020 erneut abgesagt. Es ist verständlich, dass die Rheinländer es in diesem Jahr weiterhin mit ihrer flexiblen Linie versuchen wollen, mit der sie sich bislang – zum Beispiel im Vergleich zu Bayern – ganz gut sehen lassen konnten. Aber Toleranz bedeutet eben nicht Laisser-faire. Diesem Missverständnis sollte man nicht durch falsche Entscheidungen und Signale auch noch Nahrung geben.

Mit „2G plus“ die Session retten

Das von Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn vorgeschlagene „2G plus“-Reglement für öffentliche Räume, Gaststätten oder Säle könnte den Karnevalisten die Session retten. Eskalierende Partys ohne Vernunft, Herz und Sinn – das hat mit Karneval jedenfalls nichts zu tun.

KStA abonnieren