KlangprobeWenn's im Traum mal brenzlig wird

Lesezeit 4 Minuten
Peter Bojko (v.l.), Oliver Kuhl, Martin Pankuweit, Berthold Naber und Jared Foster        

Peter Bojko (v.l.), Oliver Kuhl, Martin Pankuweit, Berthold Naber und Jared Foster        

Köln – Cosmic Paula – das klingt nach einer Comic-Figur, nach einer imaginären, kumpelhaften Superheldin. Überall auf der Welt und im Universum zu finden, um das Böse ein für alle Mal auszurotten. Ganz so weit geht die gleichnamige Kölner Band zwar nicht. Doch kosmischen, zumindest weltweiten Erfolg hätte das Quintett schon gerne mit seinem Indie-Rock zwischen alter und neuer Schule. „Unsere Musik ist nicht extrem verspielt, sie geht eher geradeaus“, sagt Schlagzeuger Oliver Kuhl. „Und das soll der Bandname widerspiegeln, auch er sollte eingängig sein und einen Wiedererkennungswert haben.“

Oliver Kuhl: Ich fand das Schlagzeug schon immer spannend, aber für einen kleinen Jungen ist es natürlich ein großes und zudem teures Instrument. Mit 16 habe ich dann einfach die Rückwand einer alten metallenen Schreibmaschine zu einer Trommel umfunktioniert und mit heimlich gekauften Stöcken darauf gespielt. Das habe ich drei Monate lang durchgezogen und damit meine Mutter so sehr genervt, dass sie mich schließlich an einer Musikschule angemeldet und mir ein gebrauchtes Schlagzeug gekauft hat.

Martin Pankuweit: Mit neun Jahren habe ich mir die 1986 veröffentlichte Scheibe „Black Celebration“ von Depeche Mode gekauft. Meine Eltern fanden es zwar etwas befremdlich, dass ich so komisch-düstere Musik höre, aber ich fand die Platte klasse und finde sie auch heute noch großartig.

Jared Foster: „I Bet on Sky“, das 2012 erschienene Album der US-amerikanischen Indie Rocker Dinosaur Jr. Das ist eine Band, mit der ich groß geworden bin und immer, wenn sie eine neue Platte herausbringt, dann finde ich die klasse. Meine Freundin mag Dinosaur Jr. überhaupt nicht. Sie sagt, es sei Alte-Männer-Musik. Aber das ist mir egal.

Peter Bojko (32), Gesang, ist freiberuflicher Schauspieler und Musiker und lebt in Sülz.

Martin Pankuweit (36), Gitarre, ist Deutschlehrer und wohnt in Ehrenfeld.

Berthold Naber (24), Gitarre, studiert Mathematik und Sport auf Lehramt und hat seinen Wohnsitz in der Südstadt.

Jared Foster (35), Bass, arbeitet als Schreibkraft und lebt in Nippes.

Oliver Kuhl (36), ist Produktmanager und wohnt in Brühl.

Aktueller Tonträger:

„Cosmic Paula“ (erschienen 2011, 6 Tracks), kann auf der Homepage der Band kostenlos heruntergeladen werden.

Band@cosmicpaula.de www.cosmicpaula.de

Im Jahr 2009 hat sich das Quintett gegründet, damals spielte man noch in einer etwas anderen Besetzung. Aktueller Neuzugang ist Peter Bojko, seit Januar der Sänger und Frontmann. Auf dem bereits 2011 erschienenen, selbstbetitelten Mini-Album ist er daher zwar nicht zu hören, trotzdem geben die sechs darauf verewigten Tracks einen guten Einblick in das Wesen von Cosmic Paula: Das mit feisten Riffs und hymnischem Gesang gesegnete Stück „Parolen“ etwa rumpelt im knackigen Punkrock-Stil aus den Boxen und animiert spontan zum lautstarken Mitsingen. „2010“ indes umgarnt den Hörer mit wunderbar warmen, stürmisch inszenierten Gitarrenmelodien, in denen Bands wie die US-amerikanischen Alternative Rocker Foo Fighters ihre Spuren hinterlassen haben.

„Beim Entstehungsprozess der Songs kommen unsere unterschiedlichen Einflüsse zusammen, bei mir sind das etwa Bands wie Placebo, Bloc Party, The Wombats und eben die Foo Fighters“, sagt Gitarrist Martin Pankuweit. „Diese Bands spielen eine Rolle, wenn meine Riffs entstehen.“ Bassist Jared Foster indes hört „fast nurPunkrock aus den 1980ern und Rockabilly“. So unterschiedlich die Einflüsse der Musiker auch sind: Cosmic Paula klingen nicht nach einer krude zusammengestellten Zitatensammlung.

Die Band vermittelt ihre musikalische Vision originell und punktgenau – ohne Effekthascherei, dafür mit einer Menge Ohrwurmqualität. Foster: „Für mich hat unsere Musik eine Nähe zur frühen Hamburger Schule, bevor Bands wie Tomte oder Kettcar berühmt wurden und als die Sterne noch richtig rockig waren.“ Auch textlich erinnern Cosmic Paula an die poetische Alltagslyrik der Hamburger Schule: Sie thematisieren die in der jugendlichen Seele schwelende Aufbruchstimmung ebenso wie verletzte Gefühle und die Angst vor der Stagnation. „Schiff am Horizont, viele Meilen weit. Irgendwo ein Fluss, der nicht weiter weiß. Zentnerschwere See, legt sich sachte ab. Vielleicht wird’s langsam Zeit, das Schwimmen einzustellen“, heißt es in „Tintenschläger“.

Aber was ist ein Tintenschläger? „Der Text wurde inspiriert von dem Alptraum eines kleinen Jungen, in dem ihm – wie er es nannte – ein Tintenschläger begegnet ist“, antwortet Kuhl. „Was das genau für ein Wesen war, konnte er nicht sagen, der Junge wusste nur, dass er Angst vor ihm hatte, aber auch, dass der Tintenschläger ihm half, wenn es im Traum brenzlig wurde.“ Cosmic Paula haben bislang zwar noch nicht die Welt gerettet, aber sie machen sie ein kleines Stückchen spannender.

KStA abonnieren