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Zoo-GeschichtenAls die Seelöwen in Köln einzogen

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Der Seelöwenfelsen wurde ab 1887 schnell zum Publikumsrenner. Die Ansichtskarte wurde vor 1905 nach Paris geschickt.

Der Seelöwenfelsen wurde ab 1887 schnell zum Publikumsrenner. Die Ansichtskarte wurde vor 1905 nach Paris geschickt.

Der Kölner Zoo investierte 1887 in eine Seelöwenanlage, die schnell zum Publikumsmagneten wurde und täglich Tausende Besucher anzog.

1887 hält eine neue Attraktion Einzug in den Kölner Zoo. Beziehungsweise drei neue Attraktionen. „Der Zoologische Garten hat gestern Nachmittag für sein im neuen Teil hergerichtetes Felsbassin drei Seelöwen bekommen“, schreibt die Kölnische Zeitung – „prächtige, fidele Kerle, welche sich alsbald in ihrer neuen Wohnstätte heimisch fanden“.

Zoodirektor Ludwig Heck hatte die amerikanischen Seelöwen einem Tierhändler in Alfeld an der Leine abgekauft. Ihr Tummelplatz wurde ein nagelneues Bassin mit einer mehr als neun Meter hohen Felsenanlage, die es immer noch gibt. Von einem 2,5 Meter hohen Felsvorsprung konnten die munteren Gesellen ins Wasser springen oder von unten den Fisch aufschnappen, den ihnen die Wärter dreimal am Tag publikumswirksam zukommen ließen. Die Tiere erwiesen sich als bedeutende Attraktion für den Zoo.

Auch heute erfreuen die Kölner Seelöwen die Besucher.

Auch heute erfreuen die Kölner Seelöwen die Besucher.

Am ersten „Zwanzigpfennigstag“ – hier war der Eintritt also besonders günstig – wurden allein am Vormittag 11.000 Besucher bei den Seelöwen gezählt. Die Kölnische Zeitung beobachtete, wie die Tiere „bald der ihnen zugeworfenen Fischkost in großen Sätzen nachjagten, bald einander liebkosend zusammen schwammen oder an dem Rande des Beckens sich emporhoben, um das Publicum neugierig zu betrachten, bald noch im Wasser allerlei Kurzweil trieben“.

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Keine günstige Investition

Allerdings rechnete sie auch vor, dass die Seelöwen den Zoo 7000 Mark gekostet hätten, dazu kämen Ausgaben für Futter in Höhe von 3000 Mark. Der lebende Fisch werde täglich aus Hamburg angeliefert. Die Anlage war mit 16.800 Mark ebenfalls keine günstige Investition. Auf die Eintrittsgelder war der Zoo also durchaus angewiesen.

Heute erhalten die Seelöwen auch schon mal eine eiskalte Fischtorte.

Heute erhalten die Seelöwen auch schon mal eine eiskalte Fischtorte.

Die Seelöwen waren in der 1882 eröffneten (zweiten) Erweiterung jenseits des privaten Stammheimer Wegs untergebracht. Auf 1,7 Hektar entstanden zudem ein weiterer Weiher, der im Winter zum Schlittschuhlaufen genutzt wurde sowie drei Rinderhäuser im Schweizer Blockhausstil, die ebenfalls noch existieren. Da der Besitzer des Stammheimer Wegs sich weigerte, seine Wege-Rechte abzutreten, musste eine Brücke das alte mit dem neuen Gelände verbinden.

Die Besucher der Konzerte an der Restauration nahe dem Eingang dürften froh gewesen sein, dass die Seelöwen sich im entlegensten Teil des Zoos tummelten. So blieben sie vom Gebrüll der Tiere verschont. Im Sommer des Jahres 1888 waren die Laute vom Seelöwenfelsen besonders eindringlich. Zum ersten Mal in Köln und überhaupt in einem Zoologischen Garten wird ein Junges geboren. Der Vater brülle jeden „aus vollen Kräften“ an, der sich der Mutter und dem Neugeborenen nähere, verlautbarte die Kölnische Zeitung.