Die Kölner Politik soll Bernd Fülle per Dringlichkeitsentscheidung als neuen geschäftsführenden Direktor der städtischen Bühnen bestätigen.
Nachfolge für WasserbauerBernd Fülle soll Interims-Direktor der städtischen Bühnen werden

Die Kölner Opern-Baustelle.
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Bernd Fülle soll ab dem 1. September neuer geschäftsführender Direktor der Bühnen der Stadt Köln werden. Oberbürgermeisterin Henriette Reker schlägt den Ratsmitgliedern vor, dass er das Amt interimistisch bis Ende August 2026 übernimmt. Da Fülles Vertrag schon in zwei Wochen beginnen soll, muss die Politik dafür eine Dringlichkeitsentscheidung treffen. Das kritisieren einige Mitglieder des Rates. Der derzeitige Bühnen-Manager Patrick Wasserbauer verlässt Köln wie berichtet und wird ab 1. November Geschäftsführer der Bayerischen Staatsoper in München.
Bernd Fülle kennt den Job, er hatte die Position von 1986 bis 2002 schon einmal inne, ab 1995 war er auch stellvertretender Generalintendant. Dann ging er an die städtischen Bühnen Frankfurt und war unter anderem Direktor des hessischen Staatstheaters Wiesbaden. Fülle ist 76 Jahre alt.

Bernd Fülle soll ab dem 1. September neuer geschäftsführender Direktor der Bühnen der Stadt Köln werden (Archivbild von 2020).
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Reker sagte: „Ich danke Patrick Wasserbauer für sein Engagement in Zeiten, in denen es aufgrund der Corona-Pandemie insbesondere für Orte der Darstellenden Kunst sehr herausfordernd war. Bernd Fülle darf den Weg in ein neues Kapitel der Kölner Bühnengeschichte bereiten. Sein Erfahrungsschatz stellt ein gutes Fundament für diese Aufgabe dar.“ Kulturdezernent Stefan Charles sagte: „Mit Bernd Fülle gewinnen wir einen erfahrenen Interimsgeschäftsführer, der das Haus kennt und den eingeschlagenen Weg konstruktiv fortsetzen wird.“
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Auf Fülle kommt ein herausfordernder Job zu: Die städtischen Bühnen sind Bauherr bei der Generalsanierung von Oper und Schauspiel am Offenbachplatz, die bekanntlich zeitlich und finanziell aus dem Ruder gelaufen ist. In seine Zuständigkeit fallen dann mehr als 850 Beschäftigte.
Sein Vorgänger Wasserbauer stand für seine Geschäftsführung stark in der Kritik, unter anderem weil die Jahresabschlüsse der Bühnen lange nicht vorlagen und er 15 Millionen Euro bei einer insolvent gegangenen Bank angelegt hatte.
Kritik an kurzfristiger Einführung der Verwaltung
Dass Fülle schon in zwei Wochen übernehmen soll, befürworteten die kulturpolitischen Sprecher von Grünen und CDU, Brigitta von Bülow und Ralph Elster beide auf Anfrage: Die Bühnen müssten handlungsfähig bleiben und das Interim werde von einem erfahrenen Theater-Manager gefüllt.
Der Prozess ist allerdings ungewöhnlich: Weil vor Füllers angestrebtem Arbeitsbeginn am 1. September das zuständige politische Gremium, der Hauptausschuss, nicht mehr tagt, hat Reker eine Dringlichkeitsentscheidung in Umlauf gebracht: Sie und ein Ratsmitglied zeichnen den Abschluss des Arbeitsvertrags schon einmal ab, sobald absehbar ist, dass eine Mehrheit der Politik auch dahintersteht. Der Hauptausschuss stimmt dann im Nachgang zu.
Wasserbauer hat erst Ende September seinen letzten Arbeitstag, solange wären beide Co-Direktoren. Im zweiten Schritt soll Fülle dann für den 1. Oktober als alleiniger Betriebsleiter bestellt werden, dafür ist der Stadtrat zuständig. Der tagt erst am 4. September wieder.
Maria Helmis-Arend (SPD) kritisiert: „Man weiß schon sehr lange, dass Wasserbauer geht und hat es verschlafen, jetzt einen progressiven Neuanfang vorzubereiten. Der Vorgang steht beispielhaft für das Kommunikationsdesaster des Kulturdezernenten und der Stadtspitze. Fülle ist die Expertise nicht abzusprechen, er ist aber auch schon wiederholt in Rente gegangen.“ Lorenz Deutsch (FDP) kritisiert ebenfalls die „erneut ausbleibende kommunikative Begleitung“ und sagte: „Es beginnen jetzt die Vorbereitungen für den Umzug an den Offenbachplatz. Da sollte das Team zeitgleich neu aufgestellt werden.“