Streit über SchwangerenberatungDonum Vitae wirft Kardinal Woelki Brandstiftung vor

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Kardinal Rainer Maria Woelki kritisiert Betriebe als Nutznießer von moderner Sklaverei.

Kardinal Rainer Maria Woelki kritisiert Betriebe als Nutznießer von moderner Sklaverei.

Köln – Der nordrhein-westfälische Landesverband des von katholischen Laien getragenen Vereins „Donum Vitae“ (Geschenk des Lebens) wirft dem Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Woelki, im Streit  über die Schwangerenberatung Brandstiftung vor.  „Ich bin verärgert und tief enttäuscht, dass Kardinal Woelki  die von seinem Münchner Mitbruder Reinhard Marx ausgestreckte Hand nicht nur zurückzieht, sondern sie in Köln abwehrend gegen Donum Vitae erhebt“, sagte die Verbandsvorsitzende Ursula Heinen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstag-Ausgabe).

Protest und Zorn

Nachdem das Erzbistum Köln eine verbindlich formulierte Note von Marx, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, zum künftigen Umgang der Kirche mit Donum Vitae um eine deutlich schärfere „Klarstellung“ ergänzt hat, regen sich bei Donum Vitae Protest und Zorn.

„Völlig inakzeptabel“ nannte die CDU-Politikerin und frühere Umwelt-Staatssekretärin Heinen die Kölner Forderung,  ehemalige Donum-Vitae-Berater müssten sich vor einer Anstellung beim Erzbistum von ihrer bisherigen Praxis – konkret: der Vergabe des umstrittenen Scheins als Nachweis der Pflichtberatung vor einer straffreien Abtreibung  – ausdrücklich distanzieren.

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Im Marx-Brief heißt es lediglich, Beraterinnen in kirchlichen Stellen müssten, „was ja auch selbstverständlich ist, die dort geltenden Regeln und Festlegungen respektieren und beachten“. Das Erzbistum Köln nutze „seine Privilegien als kirchlicher Arbeitgeber in einer für die Betroffenen unzumutbaren Weise aus“, kritisierte Heinen.

Bischöfe distanzierten sich

Mit der Gründung von Donum Vitae setzten katholische Laien die Konfliktberatung in privater Initiative fort. Das führte 2006 zu einer Erklärung der Bischöfe, Donum Vitae stehe „außerhalb der katholischen Kirche“. Während der mit allen Ortsbischöfen abgestimmte Marx-Brief diese Formulierung nicht wiederholt, zitiert und bekräftigt die Kölner Erklärung, verfasst vom zuständigen Weihbischof Ansgar Puff, sie. 

Weiter betont Puff, Marx’ Schreiben habe „keinen weiteren Einfluss auf die praktische Arbeit“ der Beratungsstellen in kirchlicher Trägerschaft. Zwischen diesen und Donum Vitae „sind keine institutionellen und personellen Kooperationen möglich“. Damit betätige sich das Erzbistum Köln als Brandstifter in einem Moment, in dem Marx als Feuerwehrmann unterwegs  sei,  kritisierte Heinen.

Wichtige Anlaufstelle für Schwangere

Heute seien die 64 Beratungsstellen von Donum Vitae NRW, dem größten Landesverband, mit mehr als 100 Beratern auch die nach „pro familia“ wichtigste Anlaufstelle für Schwangere in Not. „Das zeigt die Größe der von den Bischöfen gerissenen Lücke. Wir kümmern uns in christlichem Geist um Frauen, die von der Kirche allein gelassen werden.“

Marx’ in der vorigen Woche bekannt gewordener Brief an das Zentralkomitee der Katholiken (ZdK) sollte den jahrzehntelangen, kräftezehrenden Konflikt zwischen den Bischöfen und Donum Vitae aus der Welt schaffen. Dieser entstand, nachdem Papst Johannes Paul II. es den  Bischöfen untersagt hatte, sich weiter in der staatlich geregelten Konfliktberatung zu engagieren, zu der am Ende ein Beratungsschein gehört. Der Nachweis ermöglicht eine straffreie Abtreibung. Kritiker sprachen von „Tötungslizenz“.

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