Wegen CoronaKölner Dreigestirn wird erstmals zwei Jahre regieren

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Das designierte Kölner Dreigestirn ist am Montag am Tanzbrunnen vorgestellt worden.

Köln – Das hat es in der Geschichte des Kölner Karnevals noch nie gegeben: Erstmals wird ein Dreigestirn zwei Jahre regieren. „Ungewöhnliche Zeiten erfordern unkonventionelle Entscheidungen. Die großen Höhepunkte – von der Proklamation bis zum Rosenmontagszug – fallen ja in dieser Session weg. Daher sollen die drei das alles halt ein Jahr später erleben dürfen“, sagte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn, als er am Montag in den Rheinterrassen am Tanzbrunnen das Dreigestirn für die bevorstehende Session 2021 (Motto: „Nur zesamme sin mir Fastelovend“) – und zugleich für 2022 vorstellte.

Die angehenden Tollitäten kommen nach 20 Jahren wieder mal aus dem Traditionskorps der Altstädter: Sven Oleff (44) als Prinz Sven I., Gereon Glasemacher (31) als Bauer Gereon und Björn Braun (37) als Jungfrau Gerdemie.

„Wir wollen Optimismus verbreiten“

„Als wir uns beworben haben, war uns schon klar, auf was wir uns da einlassen. Wir hätten es auch ohne das Bonbon einer zweiten Session gemacht“, verriet Oleff. „Wir wollen Optimismus verbreiten, denn es ist wichtig, dass es auch in diesen schwierigen Corona-Zeiten in Köln ein Dreigestirn gibt. Aber es geht auch um Lebensmut, Zuversicht und Achtsamkeit.“ Als im vergangen Monat das Angebot des Festkomitees mit der Verlängerung kam, habe man genau überlegt, sich mit den Familien abgestimmt und zugesagt. Es sei ja nicht nur finanziell ein Mehraufwand, sondern vor allem auch von der Zeit her, die man neben dem Beruf aufbringen müsse.

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Oleff hat reichlich Erfahrungen auf den Karnevalsbühnen . Er tanzte bei den Höppemötzjern und den Rheinveilchen und zuletzt vier Jahre als Hänneschen bei der Tanzgruppe Kölsch Hänneschen. Mit Ehefrau Isabel und Töchterchen Carlotta (3) wohnt er in Nippes, und als Meister im Sanitär- und Heizungshandwerk führt er heute den Familienbetrieb. Auch seine Mitstreiter sind tänzerisch vorbelastet. Der angehende Bauer Glasemacher, beruflich als Wirtschaftspsychologe für einen großen Software-Konzern tätig, war in der Kindergruppe der Blauen Funken und anschließend bei den Lyskircher Hellige Knäächte un Mägde aktiv, die Jungfrau in spe kommt aus dem Tanzkorps der Altstädter. Den Namen Gerdemie hat er sich als Hommage an eines der bekanntesten Mariechen aus dem Kölner Karneval ausgesucht.

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Gerdemie Basseng tanzte in den 60er Jahren für das grün-rote Traditionskorps und war die erste, die mit ihrem Tanzoffizier mit Hebefiguren auftrat. „Gleichzeitig wollen wir auch allen anderen aktiven und ehemaligen Mariechen für ihr ehrenamtliches Engagement danken“, sagte Braun, der als Rechtsanwalt arbeitet. Mit Ehefrau Maike – ebenfalls Anwältin – hat er Sohn Konstantin (2), das Paar erwartet in wenigen Wochen ein zweites Kind.

Zwei Sessionen, aber keine zwei Jahre

Genau wie die angehenden Tollitäten waren auch die Altstädter nicht auf zwei Jahre vorbereitet. „2020 bestehen wir 100 Jahre. Da wollten wir laut Vorstandsbeschluss explizit kein Dreigestirn stellen, um uns auf die Jubiläumsfeiern konzentrieren zu können“, sagte deren Präsident und Ex-Jungfrau Hans Kölschbach. „Aber manchmal kommt es anders als man denkt. Das ist auch für einen Verein wie die Altstädter eine riesige Herausforderung.“ Und nun soll es ein Dreigestirn für zwei Sessionen, aber keines für zwei Jahre werden, so betont Kuckelkorn. „Es wird keine Auftritte im Sommer und keinen Daueraufenthalt in der Hofburg geben. Am Abend des Karnevalsdienstag ist wie gehabt erst einmal »Zick eröm«. Die drei geben ihre Insignien wieder ab und packen die Ornate ein.“

Dann gelten Oleff, Glasemacher und Braun die folgenden Monate als designiertes Dreigestirn 2022, ehe sie dann erneut von der Oberbürgermeisterin proklamiert werden. Auch solch eine zweifache Proklamation ist in der Geschichte des Fastelovends einzigartig. Eine „kölsche Lösung“ halt, die Vorbildfunktion für die ganze Region und darüber hinaus haben könnte. So überlegen auch die Düsseldorfer, ihr Prinzenpaar zwei Sessionen durchlaufen zu lassen, ebenso die Bonner. Dort soll das Pärchen allerdings erst 2022 offiziell proklamiert und mit dem Prinzen- und Bonna-Ornat eingekleidet werden. Die Termine in den kommenden Monaten sollen sie in einem Schmuck-Kostüm bewältigen.

Kuckelkorn im Amt bestätigt

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn ist bei der Mitgliederversammlung der dem Festkomitee Kölner Karneval angeschlossenen Gesellschaften einstimmig in seinem Amt bestätigt worden. Ebenfalls wiedergewählt in den geschäftsführenden Vorstand wurden seine beiden Vizepräsidenten Christine Flock (Kinder- und Jugendkarneval) und Dr. Joachim Wüst (Justitiar und Programmgestalter) sowie Holger Kirsch (Zugleiter), Michael Kramp (Kommunikation) und Markus Pohl (Schatzmeisterei und Museum). Neu im erweiterten Vorstand des Festkomitees ist Marcus Becker, der seine karnevalistische Heimat in der noch jungen KG Köln-Rodenkirchen hat.

Ausgeschieden aus dem geschäftsführenden Vorstand ist Bernd Höft, der verschiedenen Entscheidungsgremien des Festkomitees 16 Jahre lang angehört hatte. „Zu seinen Aufgabenbereichen ‚Strategie und Protokoll’ gehörte unter anderem die kreative Mitarbeit an der Entwicklung der Sessionsmottos in seiner Amtszeit”, so FK-Präsident Christoph Kuckelkorn.

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