Kölner InnenstadtDie Ehrenstraße ist jetzt Fußgängerzone – Zustände erstmal chaotisch

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Die Ehrenstraße ist seit Donnerstag im Abschnitt zwischen Pfeilstraße und Friesenwall eine Fußgängerzone.

Köln – So wirklich trauen sie sich zu Fuß noch nicht auf die Fahrbahn, die eigentlich gar keine mehr ist. Die Ehrenstraße ist seit Donnerstag im Abschnitt zwischen Pfeilstraße und Friesenwall eine Fußgängerzone, auch wenn das nur wenige Schilder und Poller verraten. Schon seit Dienstag sind Teilabschnitte der Ehrenstraße und die Breite Straße in den neuen Status übergegangen.

Einzelne Autofahrer, die von der Albertusstraße aus kommen, ignorieren oder übersehen die Fußgängerzone am Donnerstagmittag noch. So wirklich genießen nur die Radfahrenden ihre neue Bewegungsfreiheit, wenn sie ebenso zentral wie gemächlich die Ehrenstraße durchfahren.

„Es ist aber schon ruhiger geworden“, sagt eine Mitarbeiterin des „Cafe de Paris“. Auch, wenn Autos über die Benesistraße, an der das Café liegt, auch weiterhin fahren dürfen. „Mich persönlich freut das.“ Auch ihre Gäste, die draußen sitzen, könnten den Frühling so noch besser genießen. Zwei Mitarbeiterinnen des Modegeschäfts Samsøe klingen fast ein wenig euphorisiert. „Als Team freuen wir uns sehr darüber“, erzählt eine: „Es war mit zwei offenen Türen schon oft sehr laut hier.“

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Die beiden sind optimistisch, dass sich die Ruhe drumherum positiv auf den den Stresspegel der Kundschaft auswirken wird. „Manchmal ist die Geräuschkulisse schon krass anstrengend.“ Offiziell informiert wurden sie vor der Umstellung nicht. Überhaupt hat die Stadt den Beschluss schon früher umgesetzt als bislang angekündigt – und das einigermaßen geräuschlos.

Stadt Köln will auf der Ehrenstraße Terrassen installieren

Bald soll auch sichtbar werden, dass Autos auf der Ehrenstraße nur noch in wenigen Ausnahmefällen Platz haben. Ab dem 4. Mai installiert die Verwaltung sogenannte „Stadt-Terrassen“, damit soll die Aufenthaltsqualität weiter erhöht werden. Zum Einsatz kommen diverse Stadtmöbel mit Sitzmöglichkeiten und Pflanzkästen, die sich auf ehemalige Parkplätze verteilen. Noch vorher sollen Straßenmarkierungen entfernt, auch die Parkschilder werden nun angepasst.

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Keine Durchfahrt mehr: Die Ehrenstraße ist jetzt eine Fußgängerzone.

Besonders froh seien die beiden Mitarbeiterinnen darüber, dass ein grüner BMW und ein gelber Ferrari, die von ihren Fahrern auf der Ehrenstraße regelmäßig lautstark präsentiert wurden, jetzt woanders ihre Runden drehen müssen. „Das ist hier halt eine Show-Straße“, es werde gerne geprotzt, erzählt die zweite Mitarbeiterin. Nun gibt es fast nur noch den Lieferverkehr, davon sei am Samsøe nach 11 Uhr nichts mehr zu hören.

Chaos auf dem Willy-Millowitsch-Platz an der Kölner Ehrenstraße

Kuriose Szenen spielen sich unterdessen wenige Meter weiter am Willy-Millowitsch-Platz ab. Autos erkennen die neue Begrenzung erst spät, drehen um oder fahren auf der Gertrudenstraße zurück in Richtung Neumarkt. Das müssen sie auch, wenn sie nicht zufällig das Gertrudenparkhaus ansteuern, das über die Südseite des Platzes weiterhin zu erreichen ist. Auch die Parkhäuser Bazaar de Cologne, Wolfsstraße und Karstadt sind künftig nur noch über den Neumarkt erreichbar.

Ein DHL-Fahrer springt vor den Pollern aus seinem Wagen und muss seine Pakete zu Fuß an ein Geschäft überbringen. „Das ist schon ein bisschen problematisch“, sagt er auf dem Weg zurück in seinen Lieferwagen. Immerhin der Kollege, der die gesamte Ehrenstraße beliefern muss, könne sie weiterhin über eine andere Zufahrt erreichen.

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Der Betreiber der „Caffé Bar Alfredo“, die unmittelbar am Willy-Millowitsch-Platz liegt, erzählt, er habe an den ersten Tagen der Sperrung bereits zweimal erlebt, dass größere Autos das neue Schild versehentlich umgefahren hätten. „Hier ist jetzt Chaos“, sagt er. Über die neue Fußgängerzone sei er erst kurzfristig offiziell informiert worden.

Ihn und seine Gäste hätte es nicht weiter gestört, wenn die Autos weiterhin mit Schrittgeschwindigkeit um den Willy-Millowitsch-Platz hätten fahren dürfen, sagt er. Ein junger Mitarbeiter, der offenbar in der Nähe wohnt, ergänzt: „Schreiben Sie, dass die Anwohner empört sind.”

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