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Köln früher und heuteWie aus einer Ruine das Schokoladenmuseum wurde

Lesezeit 4 Minuten
Köln, Rheinauhafen um 1925SammlungBrokmeier

Hafenzollamt (l.) und Malakoffturm an der Einfahrt zum Hafen, ca. 1925

  • In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
  • In dieser Folge geht es um den Rheinauhafen, den einst wichtigsten Güterumschlagplatz der Hafenstadt Köln.
  • Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich der Ort vom Industriehafen zum Wohn-, Büro- und Kulturquartier entwickelt.
  • Den ersten großen Impuls für die Umgestaltung gab der legendäre Schokoladenfabrikant Hans Imhoff.

Köln – Schokoladenfabrikant Hans Imhoff konnte es nicht schnell genug gehen, seinen Traum umzusetzen. Am 12. Dezember 1991 lud er die Verwaltungsspitze und den damaligen Stadtkonservator Ulrich Krings zu einem Treffen ein, bei dem Krings nicht schlecht staunte.

Imhoff legte nahezu baureife Pläne vor, wonach das historische Hafenzollamt an der Nordspitze des Rheinauhafens von Anbauten aus den 1950er Jahren befreit und um Elemente aus Glas und Stahl ergänzt werden sollte. So stellten sich Imhoff und sein Architekt Fritz Eller das künftige Schokoladenmuseum vor.

Das Treffen im Dezember 1991 war für Hans Imhoff ein Erfolg: Zwar hatte er „freihändig“ den Planungs- und Bauauftrag an das Architektenbüro Eller vergeben – ohne vorausgehenden Wettbewerb und ohne Kontaktaufnahme mit der Denkmalpflege. Die Zustimmung der Denkmalbehörden bekam der impulsive Unternehmer mit dem „kölsch Hätz“ dennoch.

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Das Zollamt aus dem Jahr 1896 sei zu diesem Zeitpunkt eine „geflickte Kriegsruine“ gewesen, erinnert sich Ulrich Krings – verunstaltet durch unsensible Reparaturen aus den 1950er Jahren: „Eller hatte ein Händchen, exakt alles zu erhalten, was vom Urbau von 1896 noch da war.“ Dazu waren postmoderne Ergänzungen vorgesehen, unter anderem ein Kopfbau in Schiffsform.

Seit 1993 ist das ehemalige staatliche Hafenzollamt nun Teil des 53 Millionen D-Mark teuren Schokoladenmuseums. Nur kurze Zeit zuvor hatte sich Imhoff zum Herrn der nördlichen Rheinauhalbinsel emporgeschwungen. Von der Häfen und Güterverkehr Köln AG hatte er nicht nur das Zollgebäude erworben, sondern auch den nördlichen Teil der Halle 10, die Drehbrücke und den Malakoffturm.

Nun machte er sich mit unkonventionellen Methoden ans Werk, den ersten Schritt zur Neugestaltung des Rheinauhafens zu gehen und seinen Traum vom eigenen Museum zu verwirklichen. Das Areal hatte sich zwar längst vom Industrie- zum Yachthafen gewandelt. Doch das von der Stadt anvisierte „industrienahe Denkmalkonzept mit Neunutzung“ für die Hafengebäude kam nicht recht voran. Das Schokoladenmuseum und das Sport- und Olympiamuseum änderten dies zumindest im nördlichen Teil. Neues entstand, Altes blieb erhalten.

Turm diente zur Bewachung

„Das ehemalige Hauptsteueramt und der Malakoff-Turm erinnern heute an die glorreiche Zeit Kölns als Hafenstadt“, sagt Ulrich S. Soénius, Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs. Wobei der Malakoffturm das einzige Relikt des Rheinauhafens ist, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Das „Werthchen“, die kleine Insel vor der Altstadt, war Mitte der 1850er Jahre zu einem geschützten Hafen ausgebaut worden. Der neugotische Turm diente zur Bewachung der Einfahrt.

Doch schon Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich seine Umgebung radikal. Unter Federführung des Stadtbaumeisters Josef Stübben wurde das alte Hafenbecken zugeschüttet, das „Werthchen“ abgebaggert und eine neue, größere Halbinsel geschaffen. Der Malakoffturm blieb an seinem Standort, wechselte aber durch die massiven Umbauten die Seiten. Stand er früher auf der Halbinsel, gehörte er ab 1898 zur Stadtseite.

8-PS-Motor im Malakoff-Turm

Weil er zudem seine militärische Bestimmung als Teil der rheinseitigen Stadtbefestigung verloren hatte, beherbergte er von nun an die hydraulischen Anlagen für den Betrieb der neuen Drehbrücke. „Im Malakoffturm befindet sich noch heute eine liegende Drei-Zylinder-Presspumpe, die durch einen 8 PS starken Wechselstrom-Motor angetrieben wird“, so Soénius.

Der ebenfalls im Turm untergebrachte Vorratsbehälter mit gepresstem Wasser habe ein Fassungsvermögen von 800 Liter, was für zwei Brückenöffnungen und -schließungen reiche. „Brücke und Turm sind durch unterirdische Leitungen miteinander verbunden“, so der Experte. Seit 1994 werde die Brücke zwar elektrisch betrieben, doch die alte Hydraulik sei theoretisch noch immer einsatzfähig. 2004 wurde der Turm in die Gastronomie des Schokoladenmuseums einbezogen, das Gelände drumherum wird als Biergarten genutzt.

„Wegweisende Entscheidung“

„Der Rheinauhafen war wesentlich verantwortlich für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt“, so Soénius: „In der Jahrtausende währenden Tradition der Hafenstadt – der ältesten Deutschlands – war der Neubau des Hafens Ende des 19. Jahrhunderts eine wegweisende Entscheidung.“

Auch das Engagement von Hans Imhoff vor fast 30 Jahren sei ein Glückfall gewesen. Seine markante Einfahrt habe der Rheinaufhafen behalten. Durch die Symbiose von Tradition und Moderne sei die nördliche Eingangssituation heute für hunderttausende Touristen und Bürger ein „besonderer Ort“.

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