60 Jahre SeverinsbrückeWurde ein Pfeiler beim Bau der Brücke zur Grabstätte?

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1959: Noch ist die sechste Kölner Rheinbrücke im Bau. Am 7. November wird sie eröffnet.

1959: Noch ist die sechste Kölner Rheinbrücke im Bau. Am 7. November wird sie eröffnet.

  • Vor sechzig Jahren wurde die Severinsbrücke als sechste Kölner Rheinüberquerung mit einem Festakt eröffnet.
  • Damals kam Bundeskanzler Konrad Adenauer und Kardinal Josef Frings zur Einweihung.
  • Wir blicken zurück: Auf den Bau mit schwerem Unglück, über das Kunstwerk auf dem Pylon bis zur Entwicklung zum wichtigen innerstädtischen Verkehrspunkt.

Köln – Mitte der 1990er Jahre umwehte die Severinsbrücke sogar ein Hauch von Glamour. Aktionskünstler HA Schult hatte mit einem Hubschrauber eine Weltkugel aus Neonröhren auf den 77 Meter hohen Pylon setzen lassen. Die Severinsbrücke wurde zum Stadtgespräch.

1999: HA Schults leuchtende Weltkugel thront auf dem Pylon. Im Jahr 2000 wird sie abgenommen.

1999: HA Schults leuchtende Weltkugel thront auf dem Pylon. Im Jahr 2000 wird sie abgenommen.

Viele Kölner waren begeistert von der in die Nacht leuchtenden Kunstinstallation und hätten sie gern länger dort gesehen, andere reagierten kritisch. Die Stadt verbannte das Werk schließlich im Jahr 2000 auf das Dach einer Versicherung. Seither tut die Severinsbrücke wieder unauffällig ihren Dienst. So wie seit nunmehr 60 Jahren.

Am 7. November 1959 erklärte Bundeskanzler Konrad Adenauer das erste komplett neue Brückenbauwerk Kölns nach dem Zweiten Weltkrieg für eröffnet, Kardinal Frings übernahm die Einweihung.

1959: Bundeskanzler Konrad Adenauer und Kardinal Josef Frings eröffnen die Brücke.

1959: Bundeskanzler Konrad Adenauer und Kardinal Josef Frings eröffnen die Brücke.

Zunächst wanderten an jenem kalten Tag Menschenmassen vom Vringsveedel nach Deutz und wieder zurück, danach folgten die Automassen. Dem stark anschwellenden Individualverkehr wurde auch in Köln immer mehr Raum gegeben. Die Severinsbrücke, benannt nach dem Kölner Bischof Severin, sollte vor allem den innerstädtischen Verkehr entlasten.

Wie sehr sie das noch immer tut, zeigt sich, wenn es mal nicht rund läuft: „Wenn da Störungen auftreten, merkt man das sofort im ganzen Straßennetz“, sagt Roman Suthold vom ADAC Nordrhein. Jede Baustelle und jeder Unfall auf der Severinsbrücke könne zu Staus bis in die Innenstadt und auf der rechten Rheinseite bis zum Flughafen führen. Die Severinsbrücke sei ein Nadelöhr und gemeinsam mit der Zoobrücke für den innerstädtischen Verkehr unverzichtbar, wenn es um die Überwindung des Rheins gehe.

Schweres Unglück beim Bau

Die Anfänge waren schwierig. 39 Entwürfe für das „Projekt Gotenring“ wurden eingereicht. Nach endlosen Debatten entschied der Stadtrat 1955, eine sogenannte Zügelgurtbrücke mit nur einem Pylon umzusetzen, da zwei Pfeiler die Schifffahrt zu sehr behindert hätten. Da für die Brückenrampen im Vringsveedel und in Deutz zahlreiche Häuser abgebrochen werden sollten, fürchteten die Bewohner um die gewachsenen Strukturen ihres Veedels.

1958: Ein Arbeiter blickt vom 77 Meter hohen Pylon auf die Brückenbaustelle hinab.

1958: Ein Arbeiter blickt vom 77 Meter hohen Pylon auf die Brückenbaustelle hinab.

Bei der Betonierung des Fundaments kam es dann am 21. September 1956 zu einem der schwersten Unfälle im Köln der 1950er Jahre. Fünf Arbeiter starben nach offiziellen Angaben, und sechs weitere wurden verletzt, als die Glocke, unter der sie auf dem Boden des Rheins arbeiteten, Schlagseite bekam und binnen Sekunden volllief. Der Grund waren plötzlich wegbrechende Holztafeln und Stützen der Betonpfeiler.

Bis heute hielten sich Gerüchte, dass damals nicht alle Opfer geborgen worden seien und der Pfeiler der Severinsbrücke tatsächlich eine Grabstätte sei, so der Kölner Filmemacher Hermann Rheindorf, der den Fall aufarbeitete. Doch alles spreche dafür, dass das tatsächlich nur Gerüchte seien.

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„Uns Bröck es fädich – und ein neuer und stolzer Bestandteil unserer Stadt“, sagte Oberbürgermeister Theo Burauen am 7. November 1959, als die sechste Kölner Brücke nach Plänen des Architekten Gerd Lohmer schließlich ihren Dienst aufnahm. Länge: 691 Meter. Breite: 29,50 Meter. Kosten: 25,3 Millionen D-Mark. Der Zahn der Zeit hat mittlerweile auch an der Severinsbrücke genagt. Nach Abschluss der Arbeiten an der Mülheimer Brücke soll deshalb auch sie saniert werden. Dann werden die Kölner Autofahrer wieder einmal merken, wie wichtig diese Rheinüberquerung für sie ist.

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