Fokus auf das Kölner EhrenamtKalker Ex-Bezirksbürgermeister schreibt über „Kleine Helden“

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Das Cover von „Kleine Helden“ zeigt Marco Pagano vor dem Kölner Dom.

Marco Pagano berichtet über die Belastungen, die das Bezirksbürgeramt mit sich bringt.

Das Kölner Ehrenamt in „Kleine Helden“ – der Kalker Ex-Bezirksbürgermeister Marco Pagano schreibt über Freud und Leid in der Kommunalpolitik.

Marco Pagano, ehemaliger Bezirksbürgermeister von Kalk, schreibt über seine kommunalpolitischen Erfahrungen und arbeitet sich an der Stadtverwaltung ab

„Kleine Helden“ heißt die aktuelle Buchveröffentlichung des Dietz Verlags, in der Marco Pagano, ehemaliger Bezirksbürgermeister von Kalk, seine Erfahrungen als Kommunalpolitiker verarbeitet. Sie könnte ebenso gut die Überschrift eines der Kapitel tragen: „Der Stachel sitzt tief“.

Volldampf fürs Kölner Ehrenamt

Auf 175 Seiten erklärt der bekennende „Politjunkie“, weshalb er im Jahre 2018 im für Politiker recht zarten Alter von 38 Jahren überraschend den Rücktritt von seinem Amt verkündet hatte. Er, der nicht müde wird, das ehrenamtliche Engagement als unverzichtbar, gar als „Motor der Gesellschaft“ zu preisen. Sicher, da gab es auch berufliche Gründe und vor allem fehlte natürlich die Zeit für Familie und Freunde: „15 bis 20 Wochenstunden unter Volldampf“ habe das Amt des Bezirksbürgermeisters in Anspruch genommen, so Pagano.

Das Cover von „Kleine Helden“ zeigt Marco Pagano vor dem Kölner Dom.

Eine Liebeserklärung an Ehrenamt und Kommunalpolitik.

Wohl gemerkt, es handelt sich um ein Ehrenamt mit kaum nennenswerter Aufwandsentschädigung, ein Privatvergnügen sozusagen, das nicht leicht mit den privaten Verpflichtungen noch relativ junger Menschen zu verbinden ist. Aber vor allem sind es die konkreten Bedingungen, unter denen Kommunalpolitik, und speziell die politische Arbeit im Stadtbezirk betrieben wird, die dem SPD-Mann zu schaffen machen.

Kölner Kommunalpolitik und ihre Schattenseiten

Da sind zunächst völlig überzogene Erwartungen von Bürgern, die nur in den seltensten Fällen wissen, dass ein Kölner Bezirksbürgermeister kein Berufspolitiker ist und auch nur einen sehr eingeschränkten Zuständigkeitsbereich hat, den er höchstens mit einem guten Draht zu seiner Ratsfraktion erweitern kann – und parteiinterne Querelen und Machtkämpfe sind noch mal ein eigenes Thema.

Die Folge sei aber, dass dem Bezirkspolitiker, der ja stets vor Ort greifbar ist, alles angelastet wird, was schief läuft vor der eigenen Haustür, während die kleinen Erfolge kaum wahrgenommen und wertgeschätzt werden. „Freiwild“ seien Kommunalpolitiker häufig.

Andererseits kann Pagano den Zorn oft auch verstehen. Etwa, wenn in Rath-Heumar engagierte Bürger mit den Parteien im Jahr 2016 ein dringend notwendiges Konzept zur Umgestaltung der Rösrather Straße erarbeiten und die Verwaltung bis heute nichts davon umgesetzt hat.

Oft Stillstand in Köln-Kalk – Lösungen müssen her

Personalmangel, Schlendrian oder schlicht Neid, weil andere Leute die guten Ideen hatten? Man weiß es nicht, die Stadtverwaltung ist bei Pagano überwiegend eine Black Box mit kafkaesken Zügen, denn auch bei anderen wichtigen Themen wie den Hallen Kalk, dem Drogenkonsumraum oder einem neuen Standort für die Rath-Heumarer Sportvereine herrsche seit Jahren faktisch Stillstand.

Pagano macht kein Hehl daraus, dass diese Haltung der Verwaltung der Hauptgrund für seinen Rücktritt war. Er versteht auch die Frustration der Bürger angesichts solcher Verzögerungen, die schlimmstenfalls mit dem Rückzug aus dem Ehrenamt ende. Obwohl das Engagement immer wichtiger werde, das zeigten unzählige Beispiele, unter denen das Hövi-Land ein besonders gelungenes sei. Verbessern könne man die Situation höchstens, meint der Autor, wenn man zumindest die Kölner Stadträte und Bezirksbürgermeister zu Berufspolitikern mit entsprechender Macht und Autorität mache, das sei in vergleichbaren deutschen Großstädten wie Hamburg, München oder Berlin längst der Fall.

Wiederholungen und fragwürdige Ausdrücke des ehemaligen Kölner Politikers

Ansonsten kritisiert Pagano den zunehmenden Egoismus, die soziale Schieflage und die Hetzer in den sozialen Medien, er ruft zum fairen, sachlichen Konkurrenzkampf zwischen Politikern auf und zu offenen Diskussionen. Werdende Politiker sollten authentisch und verlässlich sein – und vor allem anpacken.

Ob er mit solchen allgemeinen Ratschlägen, viele „Kleine Helden“ zum Ehrenamt bewegen wird, nachdem er seine eigenen Probleme so ausführlich geschildert hat, steht allerdings in den Sternen. An einigen Stellen hätte man sich auch eine straffere Gliederung in der Darstellung gewünscht, in den 15 Kapiteln wiederholt sich so manches. Auch an Ausdrücken wie „Gläubiger des Ehrenamts“ darf man ruhig noch feilen.

Vorstellung im Domforum

Marco Pagano: Kleine Helden - Eine Liebeserklärung an Ehrenamt und Kommunalpolitik, Dietz Verlag, 176 Seiten, 18 Euro. Am Dienstag, 2. Mai, um 19.30 Uhr stellt Pagano sein Buch im Domforum vor und diskutiert mit Franz Meurer, Pfarrer aus Höhenberg-Vingst sowie Lisa Steinmann, Ratsfrau der Stadt Köln und ehemaliges Mitglied des NRW-Landtags. (hwh)

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