Kölner Techno-Party„Wir fordern ‚mehr Frauen auf die Bühne‘ – sind aber keine Kampffeministinnen“

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28.02.2024, Köln: Das Wir-Schwestern-Kollektiv veranstaltet seit 2006 Partys im Odonien. Foto: Uwe Weiser

Das Wir-Schwestern-Kollektiv veranstaltet seit 2006 Partys im Odonien in Köln. Annett Selk (r.) ist eine der Initatorinnen. Foto: Uwe Weiser

Zum Weltfrauentag veranstaltet das Kölner Kollektiv „Wir Schwestern“ eine Party im Odonien. 

Diversität und Sicherheit im Nachtleben: Seit ein paar Jahren ist die Clubszene für diese Themen sensibilisiert. Symposien finden statt, Kampagnen werden initiiert: Frauen als DJs sollen mehr Sichtbarkeit und mehr Raum bekommen, Menschen sollen ausgelassen feiern dürfen, ohne diskriminiert oder sexuell belästigt zu werden.

Die Frauen vom Kollektiv „WIR Schwestern“ haben sich in Köln schon 2006 die Vielfalt auf die Fahne geschrieben. „Mehr Frauen auf die Bühne, das war unser Motto, als wir damals angefangen haben. Da war das noch ziemlich neu, nicht einmal in Berlin gab es das. Wir haben uns mittlerweile Respekt erarbeitet, weil wir schon so lange dabei sind“, sagt Annett Selk, Initiatorin der Partyreihe.

‚WIR Schwestern‘: Party am Weltfrauentag im Odonien

Anlässlich des internationalen Frauentags findet die nächste Party am Freitag, 8. März, im Odonien, der Heimstätte der Eventreihe, statt. Selk, die auch den Markt für gutes Leben in Ehrenfeld organisiert, kennt die Kölner Club- und Veranstaltungsszene gut, seit sie 1999 aus Rostock hergezogen ist.

„In den ersten Jahren haben bei uns ausschließlich Frauen-DJs aufgelegt. Seit 2014 legen auch ab und zu Männer auf, befreundete oder bekannte DJs. Einfach auch deswegen, weil wir keine Kampffeministinnen sind, sondern um zu zeigen, dass wir alle zusammengehören, wie Ying und Yang“, so die 45-Jährige. Mittlerweile habe das Kollektiv auch einen festen männlichen Resident-DJ. 

Die Club- und Veranstalterszene sei immer sehr männlich dominiert gewesen. Line-Ups von Clubevents oder Festivals unterscheiden zudem häufig in Haupt- und Nebenacts, sichtbar gemacht durch Groß- oder Kleinschrift.

„Wir unterscheiden hier nicht. Bei uns wird jeder Name gleich groß geschrieben und die Reihenfolge spiegelt nicht die Wichtigkeit wider“, so Selk. Mittlerweile bewerben sich auch junge männliche DJs, um auf einer Wir-Schwestern-Party aufzulegen. „Wir verschließen uns nicht diesem Tik-Tok-Techno, der im Trend liegt. Ich bin da nicht so idealistisch wie andere. Vivien Hauser, Mitgründerin von Wir-Schwestern und ich, haben den Mut und sind offen geblieben. Klar, wir haben diesen Oldschool-Techno im Hintergrund, aber freunden uns auch mit neueren Strömungen an. Weshalb sollten wir diese ablehnen?“

Am 8. März feiert das Wir-Schwestern-Kollektiv den Weltfrauentag.

Am 8. März feiert das Wir-Schwestern-Kollektiv den Weltfrauentag.

Das Programm für den Weltfrauentag steht bereits fest: DJ Shaleen ist Teil des von Techno-Legende Ellen Allien gegründeten Berliner Label BPitch und legt Vinyl auf – was mittlerweile auch immer seltener werde. Vielmehr scrollen die jüngeren DJs auf ihren Laptops durch Tausende Stücke. Weitere Acts sind Eszter, AGNY, Jackie Houser-Brown und lokale DJs wie Pardis, Latz&Leder, Bishalbacht und Tamera. Auch ein Live-Act ist wieder mit dabei: Maria Die Ruhe, die aus Leipzig zu Gast ist: Sie mischt elektronische Beats mit ihrer Stimme.

Selk kam wegen der Poller Wiesen nach Köln

Selk ist vor 25 Jahren wegen der Clubszene hergekommen. „Wegen der Poller Wiesen (Elektro-Festival in Köln, Anm. d. Red.). Das war damals recht neu und open-air-mäßig gab es noch nicht so viel und dann habe ich mich in Köln verliebt, Berlin war mir zu dicht“, so Selk. Zunächst arbeitete sie als Bürokauffrau, dann in einem Sportverlag, schließlich studierte sie Medienwirtschaft, hat Marketing für Events gemacht und mittlerweile ist sie hauptsächlich mit dem Markt für gutes Leben beschäftigt, der nächstes Mal am 6. und 7. April im Bürgerhaus Stollwerck stattfindet.

Tickets kosten rund 20 Euro. Es gibt einen Online-Vorverkauf und eine Abendkasse.

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