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Kommentar

2600 Finisher beim Brückenlauf
Ein Leben als Läufer: „Ich bin verbrückt nach Kölle“

Ein Kommentar von
3 min
14.09.2025, Köln: Warum ich Köln liebe! Der Brückenlauf aus persönlicher Sicht. Der ASV Köln veranstaltet den 43. Brückenlauf. Nachdem die Veranstaltung im letzten Jahr ausfallen musste, gibt es nun gleich mehrere Laufdistanzen.  Foto: Arton Krasniqi

Völlig neue Perspektiven: Der neue Halbmarathon des Brückenlaufs führt nach dem Start am Schokoladenmuseum Richtung Süden bis zur Rodenkirchener Brücke. Dort geht's auf die andere Rheinseite. Foto: Arton Krasniqi

Erfolgreiche Halbmarathon-Premiere und eine kölsche Runde über 11,11 Kilometer mit einem Frauenanteil von 50 Prozent. Der Brückenlauf erfindet sich neu. 

Irgendwie sind sie in einem Vierteljahrhundert alle ein Teil meines Brückenläufer-Lebens geworden: Der fliegende Holländer Edgard Creemers, bei dem man sich nie sicher sein kann: Taucht er wieder am Start auf und fliegt über vier Brücken wieder als Erster ins Ziel? Wie so oft in all den Jahren. Birte, die Labrador-Hündin mit eigener Startnummer und Zeitmess-Chip am Halsband, die auf schnellen Pfoten mit ihrem Herrchen über viele Jahre den Rhein entlang flitzte, kurzer Abstecher in den Rhein inklusive.

Kann mir jemand mal das Wasser reichen?

Was wohl aus Startnummer 5140 geworden ist, die vor 20 Jahren am ersten Pfeiler auf der Mülheimer Brücke mit einer eindeutigen Botschaft begrüßt wurde? „Ich liebe Dich.“ Ein paar hundert Meter ging die Lovestory weiter. Da wussten Tausende Läufer, wer gemeint ist: Die 5140 heißt Dirk und möge „bitte, bitte“ wenigstens bis Kilometer zehn durchhalten. Vor jedem Start frage ich mich aufs Neue: Hat Dirk das damals gepackt? Und mit wem läuft er seither vielleicht gemeinsam durchs Leben?

Lustige Shirts habe ich in all den Jahren getragen, bin als „Aufzug-Blödfinder“, „Treppenhaus-Bezwinger“ oder „Auto-Stehenlasser“ vom Sportmuseum losgerannt. Richtung Severinsbrücke. Ich war „verbrückt nach Kölle“ und bin „übers Wasser gelaufen“. Zu Zeiten, als die Kölner dem Brückenlauf noch die Bude eingerannt haben und es Sponsoren gab, die für solche Späße Geld locker machten.

14.09.2025, Köln: Warum ich Köln liebe! Der Brückenlauf aus persönlicher Sicht. Der ASV Köln veranstaltet den 43. Brückenlauf. Nachdem die Veranstaltung im letzten Jahr ausfallen musste, gibt es nun gleich mehrere Laufdistanzen.  Foto: Arton Krasniqi

Wo laufen sie denn? Das erste Mal führte der Brückenlauf am Sonntag über die Zoobrücke. Foto:. Foto: Arton Krasniqi

Dass wir ausgerechnet in dem Jahr, als ein bekannter Mineralwasser-Produzent aus der Eifel als Hauptsponsor einstieg war, fast verdurstet wären, weil es bei 30 Grad nichts mehr zu trinken gab, ist dem ASV bis heute peinlich. Dabei habe ich ihm das längst verziehen, zumal er sich im nächsten Jahr auf dem T-Shirt mit viel Humor für die Panne entschuldigt hat: „Kann mir jemand mal das Wasser reichen?“

Angenommen. Es hat Jahre gedauert, bis ich mir die Brücken-Reihenfolge der Brücken merken konnte. Wie war das noch? Kommt nach der Severinsbrücke erst die Deutzer oder die Hohenzollernbrücke? Dort hat uns der Heizer eines Museumszugs mit lang gezogenen Pfeiftönen seiner Dampflok vor zwei Jahrzehnten angefeuert. Ein paar hundert Meter weiter, unten am Rheinufer, ist eine ehemalige Sprecherin des Köln-Marathons vor lauter Begeisterung und Ablenkung in vollem Tempo vor einen Laternenpfahl gerannt. Eine äußerst schmerzhafte Erfahrung.

Ein goldgelbes Kiwi-Meer am Offenbachplatz

Wenn ich an den Offenbachplatz denke, dann nicht an die Oper. Das Milliardengrab wird mir die Stimmung mein Lebtag nicht vermiesen. Das geht nicht vielen Kölnern so. Ich denke an Hunderte goldfarbene Kiwis. Aus Neuseeland. Auf langen Tischen aufgebaut auf dem Offenbachplatz, als der Brückenlauf dort sein Ziel hatte. Das muss vor 2006 gewesen sein. Alle halbiert, mit einem gelben Plastiklöffel versehen und in Eierkartons gesteckt, um nach dem Ziel von uns verputzt zu werden. Was für ein Anblick. An diesem Sonntag ist die Gold-Kiwi zu meiner Lieblingsfrucht aufgestiegen und hat die Erdbeere verdrängt.

Nach 25 Starts, das sind alle seit 1997, habe ich am Sonntag endlich das Ziel erreicht. Ich bin über alle großen und kleinen Brücken gelaufen, die der Rhein zu bieten hat. Zwei haben bis gestern gefehlt: die Rodenkirchener und die Zoobrücke. Die können ganz schön anstrengend sein. Mit ihren Rampen.

Bis Sonntag war im Süden bis spätestens an der Südbrücke Schluss. Irgendwann ist sie aus dem Programm geflogen, weil sich an ihrem engen Treppenaufgang Läuferschlangen bildeten, die sich nur durch das Anstimmen von Karnevalsliedern ertragen ließen.

Seit Sonntag hat der kleine Brückenlauf mit seinen kölschen Runden, die immer treppauf, treppab gingen, mal kürzer und mal länger waren, einen großen Bruder: den Halbmarathon. Und der hat sich bei seiner Premiere mit 1400 Finishern gleich von seiner besten Seite gezeigt. 

Jetzt wissen Sie, warum ich diesen Lauf so liebe. Weil ich verbrückt nach Kölle bin.