Kölner AusstellungGutes Ende einer Utopie

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Oskar Stocker (l.) und Louis Rivera aus Graz

Oskar Stocker (l.) und Louis Rivera aus Graz

Köln – Irgendwann waren sie kurz davor aufzugeben. Im Jahr 2012 starteten Guido Schlimbach, künstlerischer Leiter der Kunst-Station Sankt Peter, und der Grazer Künstler Oskar Stocker ihr Projekt „Facing Cologne“. Die von Stocker gemalten Porträts von jüdischen, christlichen und muslimischen Kölnerinnen und Kölnern sollten ein Beitrag sein zum interkulturellen und interreligiösen Dialog in der Stadt. Ausstellungsorte sollten das jüdische Gemeindezentrum, die Kirche Herz Jesu und – zur Eröffnung – die Großmoschee in Ehrenfeld sein. Was nicht nur wegen der Bauverzögerung schließlich unmöglich wurde.

„Ich nähe das jetzt alles zusammen“, prophezeite Stocker Guido Schlimbach, und mit Hilfe des ebenfalls aus Graz stammenden Louis Rivera entstand das monumentale Hungertuch, das in der Fastenzeit (bis Palmsonntag) in St. Agnes am Neusser Platz zu sehen ist. Wer welcher Religion angehört, ist bewusst nicht zitiert, Stocker geht es um das respektvolle Zusammenleben. Das Mosaik zeigt „Menschen wie du und ich, die sich auf ihre Weise für das Wohl dieser Stadt einsetzen“, so Birgitt Caspers vom Kunstkreis St. Agnes. Es ist das zweitgrößte Gotteshaus nach dem Dom, „in Sankt Peter hätte ich das nicht untergekriegt“, sagt Schlimbach.

Zwei Jahre hat Stocker gemalt, hat sich oft Stunden Zeit genommen für seine Modelle von Prominenten wie Kardinal Rainer Woelki, diverse Bürgermeister und Markus Ritterbach – aber auch ein Domschweizer und ein Dönerbuden-Besitzer aus der Haltestelle Neumarkt.

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Uraufführung

Rahmenprogramm zur Ausstellung: Sonntag, 10. März, 12.15 Uhr, Werkgespräch mit Dominik Meiering, leitender Pfarrer von St. Agnes. Sonntag, 24. März, 17 Uhr, Uraufführung des Werks „Four Agnes“ von Wulfin Lieske, Gitarre. Thema einer Diskussion am Mittwoch, 27. März, 19.30 Uhr: “Ist die Säkularisation ein Segen für die Religion?“ Sonntag, 7. April, 12.15 Uhr, gestaltet Guido Schlimbach das Werkgespräch.

Kleine Panne: Nicht alle Porträtierten konnten zur Ausstellungseröffnung Donnerstagabend eingeladen werden. Die Liste mit den Namen war in Stockers Rucksack, der ihm vor einem Blumengeschäft in Graz vom Rad gestohlen wurde.

Verbunden werden die Bilder von zwei langen Bahnen, auf denen Louis Rivera sich mit den Weltreligionen, ihren Protagonisten und Symbolen auseinandersetzt. Zu sehen sind Szenen aus dem Kölner Dom, etwa ein Wasserspeier, Architektur-Zitate der Moschee, die älteste Schriftrolle der Welt, Texte auf hebräisch und armenisch, ein Porträt von Abraham.

Porträts von jüdischen, christlichen und muslimischen Kölnern bilden – mit Zitaten der Weltreligionen – das Hungertuch.

Porträts von jüdischen, christlichen und muslimischen Kölnern bilden – mit Zitaten der Weltreligionen – das Hungertuch.

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