Ziffernfolge 1794Das steckt hinter der Telefonnummer des Kölner Doms

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Kölns Wahrzeichen: der Dom

  • Bis zum Jahr 2002 waren die Telefonnummern der Kölner Dompropstei und der Dombauverwaltung unspektakulär.
  • Dann sollte die Telekom eine neue Nummer freischalten und lies der Verwaltung teilweise freie Hand.
  • Die Entscheidung der Mitarbeiter ist wohl als Ironie, aber auch als Zeichen gewachsener Souveränität zu sehen.

Köln – Ganz deutlich steht es auf der Homepage des Kölner Doms: „Eine der dunkelsten Zeiten in der Geschichte des Kölner Doms“ sei mit der Besetzung des Rheinlandes durch die Truppen der Französischen Revolution angebrochen. Die antiklerikale Revolutionsarmee schloss die Kirche für Gottesdienste, machte aus dem Dom ein Waffendepot und einen Stall, schmolz Kunstwerke ein und verfeuerte kostbare Holzarbeiten.

Eingebrannt hat sich das Jahr der Ereignisse: 1794. Und genau diese Ziffernfolge ist die Telefonnummer des Kölner Doms.

Telekom musste neue Nummer schalten

Wie es dazu kam, wird erst jetzt der Allgemeinheit bekannt. Als erstem aufgefallen war die skurrile Tatsache dem Köln-Korrespondenten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Andreas Rossmann. Der Journalist, mittlerweile im Ruhestand, hat seine damalige Glosse in einem neuen Buch wieder aufgelegt. In „Das kann nur Köln sein“ (Verlag Walther König, 18 Euro) versammelt Rossmann 68 seiner interessantesten Berichte.

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Damals hatte sich Rossmann nach Sturmschäden am Dom erkundigen wollen, als es vom Band hieß: „Unsere Rufnummer hat sich geändert. Bitte wählen Sie ...“ – genau: 1794-0.

Rolf Lauer (75), ehemaliger Kunsthistoriker in der Dombauverwaltung, erinnert sich: „Damals wurde die Telefonanlage umgestellt, das Domkapitel und die Dombauverwaltung sollten eine gemeinsame Telefonnummer bekommen.“

Rolf Lauer

Er kennt viele kleine und große Geheimnisse des Kölner Doms: Kunsthistoriker Rolf Lauer, pensionierter ehemaliger Experte in der Dombauverwaltung. 

Die Dompropstei hatte bis zum Jahr 2002 die Telefonnummer 1642-0, die Dombauverwaltung die Nummer 272801-0. Die Telekom wurde beauftragt, eine neue Nummer zu schalten.

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Andreas Rossmann schreibt, dass ein leitender Angestellter der Dombauverwaltung eines Tages in der Runde der Kollegen erklärt habe, die Telekom stelle eine Nummer mit den Anfangsziffern „17“ bereit. Den Rest könne man sich aussuchen.

„Die Nummer ist nicht nur boshaft“

Daraufhin hat man, wohl als Ironie, aber auch als Zeichen gewachsener Souveränität, die 1794 bestimmt. Lauer meint, dass das schon „gewisse komische Züge“ gehabt habe. Dennoch tauge die 1794 als Referenzzahl, denn: „Die Nummer ist nicht nur boshaft. Denn alles in allem überwiegen für Köln und auch für den Dom die positiven Einflüsse der Französischen Revolution.“

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Mit den Franzosen hätten die freiheitlichen Gedanken in Köln Einzug gehalten. Und: Schon kurz nach 1800 kam Napoleons erste Frau nach Köln und unterstützte den Erhalt des Doms mit Geldspenden. Denn mittlerweile war der ehrgeizige Korse am Zug und wollte Kaiser werden – das ging nur im Verbund mit der Kirche. Er stellte sich also gut mit dem Klerus. (red)

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