Bundesminister erhalten VorführungWie ukrainische Verletzte am Köln-Bonner Flughafen versorgt werden

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Vorführung eines MedEvac-Fluges zur Verlegung von Patienten aus der Ukraine nach Deutschland.

Vorführung eines MedEvac-Fluges zur Verlegung von Patienten aus der Ukraine nach Deutschland. Es wurden schon über 1000 Kleeblatt-Patientinnen verlegt.

Seit Kriegsbeginn wurden rund 1000 verletzte Ukrainer nach Deutschland gebracht. Am Flughafen Köln-Bonn erklärten Verantwortliche die Abläufe.

Das Dröhnen der Maschinen unablässig startender und landender Flugzeuge erschwert es dem Kölner Berufsfeuerwehrmann Stefan Jucken am Dienstagnachmittag auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn, seinen prominenten Zuhörerinnen und Zuhörern zu erläutern, was gerade am Rand des Rollfelds um sie herum passiert: Medizinisches Fachpersonal begleitet Menschen aus dem Flieger der Scandinavian Airlines in Richtung der wartenden Rettungswagen der Feuerwehr Köln. Gleichzeitig werden über einen an zwei Seiten verglasten „Ambulance Lifter“, der ungefähr so groß ist wie ein Übersee-Container, weitere Personen aus dem Flieger geholt, die nur noch liegend transportiert werden können.

Die Bundesinneninnenministerin Nancy Faeser, Gesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD), der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Oleksii Makeiev, sowie EU-Kommissar Janez Lenarčič, Bundeswehrgeneräle, Staatssekretäre und zahlreiche weitere Gäste sind am Dienstag nach Köln gekommen und damit der Einladung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unter der Leitung von Ralph Tiesler gefolgt.

Seit 2022 sind mehr als 1000 Verletzte aus der Ukraine nach Deutschland gebracht worden

Die Aktion, die an diesem Tag mit Schülerinnen und Schülern der Rettungsdienstschule Köln nachgestellt wird, verdeutlicht die eingespielten Abläufe zur Rettung von Menschen, die hier ablaufen, seit der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann.

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Seit März 2022 sind inzwischen mehr als 1000 Personen aus den Hauptkriegsgebieten des Landes mit unterschiedlichsten Verletzungen nach Deutschland transportiert worden, um hier spezialisierte Hilfe zu erfahren und das ukrainische Gesundheitssystem gleichzeitig zu entlasten. Es waren 692 Soldatinnen und Soldaten, aber auch Zivilistinnen und Zivilisten, darunter mehrere Kinder. EU-weit sind demnach bisher 3137 Aufnahmen erfolgt, davon insgesamt 1903 Militärangehörige. Es überwiegen kriegstypische Verletzungsmuster, wie Schuss-, Explosions- und Sprengverletzungen, Verbrennungen oder der Verlust von Gliedmaßen.

Das Grundgerüst der Mission wird vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz getragen

Das logistische und strukturelle Grundgerüst dieser Mission ist der sogenannte Kleeblatt-Mechanismus, eine Kooperation zahlreicher Staaten der Europäischen Union im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens. In Deutschland koordiniert auf Länder- und Bundes-Ebene das BBK alle über das Netzwerk eingehenden Hilfeersuche. „Wir sind hier nations-, organisations- und aufgabenübergreifend versammelt als Zeichen für eine gemeinsame europäische Solidarität und unseren Rückhalt für die Ukraine“, sagt Ralph Tiesler.

Sein Dank gelte allen Beteiligten auf nationaler, aber auch internationaler, operativer, aber auch strategischer Ebene, die dies durch ihren unermüdlichen Einsatz ermöglichten, so der BBK-Präsident weiter. Dem schlossen sich Faeser, Lauterbach und alle weiteren Funktionsträger und Amtsinhaberinnen an. Sie schauten sich unter anderem die von Norwegen organisierten Flugzeugtransporte unter dem Projektnamen „Med-Evac“, der Abkürzung für medizinische Evakuierung, an.

Deutschland ist stolz darauf, so viele schwerverletzte ukrainische Soldaten hervorragend versorgt zu haben.
Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

„Seit zwei Jahren sterben durch Putins mörderischen Krieg jeden Tag Menschen in der Ukraine“, sagt die Bundesinnenministerin. „Viele Soldaten, aber auch viele Menschen in der Zivilbevölkerung erleiden furchtbare Verletzungen – aber die schwerverletzten Kinder nach den russischen Raketenangriffen zu sehen, zerreißt uns allen das Herz“, so Nancy Faeser.

„Dass bereits 1000 schwerverletzte ukrainische Patienten in deutschen Kliniken behandelt werden mussten, lässt das unermessliche Leid erahnen, das Putins grausamer Angriffskrieg verursacht“, ergänzt Karl Lauterbach. Es sei Beleg für die perfide Strategie des russischen Präsidenten, auch Krankenhäuser und Gesundheitsinfrastruktur zu zerbomben. „Deutschland ist stolz darauf, so viele schwerverletzte ukrainische Soldaten hervorragend versorgt zu haben. Das wird in der Ukraine anerkannt und hier fortgesetzt, solange es nötig ist.“

Die internationale Koordination erfolgt über den Katastrophenschutz der EU

Die Evakuierung und Versorgung von schwerverletzten und schwerkranken Ukrainerinnen und Ukrainern ist ein wesentlicher Baustein der humanitären Unterstützung Deutschlands für die ukrainische Zivilbevölkerung. Bund und Länder greifen dabei auf ihre Erfahrungen in der Corona-Pandemie zurück.

Denn in dieser Zeit ist der für die Verlegung in Deutschland angewandte und aus fünf Länder-Regionen bestehende „Kleeblatt-Mechanismus“ entstanden, mit dem Patienten bestmöglich und nach Kapazitäten in die verschiedenen Krankenhäuser und Spezialkliniken verteilt worden sind. Das Lagezentrum im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe wird seit Beginn des Ukraine-Krieges als „sechstes Kleeblatt“ genutzt. Die internationale Koordination erfolgt über das Katastrophenschutzverfahren der Europäischen Union.

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