Kölner FriesenplatzDie Drogen- und Trinkerszene ist eine Ecke weiter gewandert

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Friesenplatz BOPP

Viele Kölner klagen über die Zustände am Friesenplatz.

  • Der verschmutzte Eingang zum geschlossenen Geschäft Strauss Innovation hat sich zum Treffpunkt der Drogenszene entwickelt.
  • Inzwischen gibt es an einer anderen Ecke mehr Probleme. Der Grund ist eine weitere Baustelle der KVB.
  • Innenstadt-Bürgermeister Andreas Hupke ist für eine neue Form der Problemlösung.

Köln – Das neue Weingarten-Haus für Damenmode hat vor wenigen Wochen offiziell eröffnet und dafür gesorgt, dass der Friesenplatz wieder an Attraktivität gewonnen hat. Der positive Eindruck wird allerdings beim Blick auf das schräg gegenüberliegende Hochhaus deutlich getrübt. Das Ladenlokal im Erdgeschoss steht seit knapp zweieinhalb Jahren leer – damals schloss das insolvente Unternehmen Strauss Innovation seine Filiale. Der verschmutzte Eingang zum Geschäft entwickelte sich schnell zum Treffpunkt der Drogenszene.

Das liegt zum einen an der Nähe zu einer Praxis, die kontrolliert Methadon an Abhängige ausgibt, die an einer Drogenersatztherapie teilnehmen. Ein weiterer Grund ist der kurze Weg zu einem Kiosk auf der Zwischenebene der U-Bahn-Haltestelle. Da die Mitglieder der Gruppe erhebliche Mengen an Alkohol konsumieren, kaufen sie dort regelmäßig Bier und Spirituosen.

Die Drogen- und Trinkerszene hat sich in den vergangenen Wochen vor allem auf die gegenüberliegende Seite des Friesenplatzes verlagert, an der die Rolltreppe zur U-Bahn-Station von einem Haus überbaut ist. Der Grund dafür ist eine weitere Baustelle. Der Abgang vor der ehemaligen Strauss-Filiale ist seit Mitte März mit blauen Blechwänden abgesperrt und lässt sich deshalb nicht mehr benutzen. Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) tauschen dort die beiden Rolltreppen aus. Die Arbeiten sollen noch bis zum 7. Juni laufen.

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Am Friesenplatz gibt es viele Schmuddelecken.

Die bisherigen Anlagen wurden Ende März mit einem Kran herausgeholt, die neuen sind bereits eingesetzt. Warum die KVB weitere zwei Monate benötigt, um die Rolltreppen wieder in Betrieb zu nehmen, erklärt ein KVB-Sprecher mit der aufwendigen Montage. Es sei notwendig, den Schaltkasten zu demontieren und zu erneuern, die Außenbalustrade mit Handläufen anzubringen, Sensoren einzustellen und Kabel anzuschließen. „Ein Zeitraum von rund zwei Monaten für eine solche Montage ist im Rahmen“, sagt der KVB-Sprecher. Die normale Treppe in der Mitte zwischen den beiden Rolltreppen ist ebenfalls gesperrt, weil sie als Arbeitsfläche benötigt wird.

Bis zur Freigabe der neuen Rolltreppen werden sich die Drogensüchtigen und die Teilnehmer der Ersatztherapie – also die Substituierten – voraussichtlich vor allem auf der gegenüberliegenden Seite des Hohenzollernrings aufhalten. Die Gastronomen, deren Restaurants sich in Richtung der Venloer Straße aneinanderreihen, beklagen sich bereits darüber, dass sich ihre Gäste vor allem bei sonnigem Wetter belästigt fühlen und die Eingänge zu ihren Häusern als Urinal missbraucht würden. „Ich bin bereits seit 1989 mit meinem Laden hier und kann sagen, dass sich die Situation in den vergangenen drei Jahren immer weiter verschlimmert hat“, sagt Margarita Christodoulidou, Geschäftsführerin des Restaurants Alpha. Aus ihrer Sicht handele es sich bei dem Friesenplatz inzwischen um „einen Extremfall“. „Wir bekommen hier einen schlechten Ruf – das muss sich unbedingt wieder ändern“, sagt sie.

Catherine Laakmann, Betreiberin des Rex-Kinos, betrachtet die Situation differenziert. Seit der Wiedereröffnung ihres Hauses nach einer Sanierung und auch in den Monaten danach habe sich die Situation schon verbessert. „Die vielen Baustellen am Friesenplatz haben es sicher begünstigt, dass sich Teile der Drogenszene hier aufhalten“, sagt Laakmann. Die Situation sei aber nicht in erster Linie auf den Ort zurückzuführen, die Abhängigen benötigten auch verstärkt Hilfe. „Wer an einem Methadon-Programm teilnimmt, braucht in seinem Umfeld gesunde Menschen und nicht solche, die ähnliche Probleme haben“, so Laakmann.

Innenstadt-Bürgermeister fordert mehr Sozialarbeiter

Innenstadt-Bürgermeister Andreas Hupke vertritt ebenfalls die Meinung, dass es an Angeboten für die Abhängigen fehlt. „Der Sozialdezernent und das Gesundheitsamt sind exorbitant gefordert“, sagt er. Die Situation am Friesenplatz sei „eine Katastrophe“ – die Stadt müsse dort hochspezialisierte Sozialarbeiter einsetzen und ein dezentrales Hilfsangebot einrichten. Die Szene werde bislang lediglich von einem Ort zum anderen vertrieben. „Das löst das Problem aber nicht“, sagt Hupke.

Die Sozialarbeiter der Stadt haben festgestellt, dass am Friesenplatz hauptsächlich Alkohol getrunken und vereinzelt Cannabis geraucht wird. Der Konsum von Heroin und Kokain beschränke sich in der Regel auf die umliegenden Parkhäuser, die öffentliche WC-Anlage in der KVB-Zwischenebene sowie zurzeit auf die öffentlich zugängliche Baustelle auf der Platzfläche. „Das Klientel setzt sich zusammen aus Substituierten und je nach Kontrolldruck der Polizei auch aus Klienten vom Neumarkt“, sagte ein Stadtsprecher. Die Situation am Friesenplatz zeige die Notwendigkeit eines Drogenkonsumraums.

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