Der Mann soll dem mutmaßlichen Drogenboss Sermet A. den Schlüssel übergeben haben.
Geiselnahme im WohnviertelJetzt äußert sich der Mieter der Villa in Rodenkirchen

In dieser Villa in Rodenkirchen wurde ein Pärchen festgehalten und misshandelt.
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Mit einem neuen Aspekt zur brutalen Geiselnahme in einer Rodenkirchener Villa wartete am Montag der aktuelle Prozess am Kölner Landgericht auf. Erstmals äußerte sich öffentlich der ursprüngliche Mieter des schicken Hauses im Eibenweg. Dem 24-jährige Ahmed A. wird Beihilfe zu dem Verbrechen vorgeworfen – da er dem mutmaßlichen Drogenboss Sermet A. seinen Schlüssel übergeben hatte.
Köln: Angemietete Villa in Fernsehbeitrag gesehen
Das Haus im Eibenweg habe Ahmed A. angemietet, um dort mit seiner damaligen Ehefrau zu leben und eine Familie zu gründen. Vor seinem Einzug habe er Sermet A., laut eigener Aussage ein guter Freund von ihm, angeboten, einige Tage dort unterzukommen – angeblich um das Haus als Liebesnest nutzen zu können. Er selbst habe sich zu der Zeit mit seiner Partnerin auf Rhodos aufgehalten.
Die Bedingung sei gewesen, dass Sermet A. „nichts versaut“ und bestellte Möbel entgegennimmt und zusammenbaut. „Es sollte eine Überraschung für meine Partnerin werden, wenn wir aus dem Urlaub zurückkommen“, erklärte der Angeklagte. Doch dann hätten sich die Ereignisse überschlagen. Er habe Nachrichten von Bekannten aufs Handy bekommen, „dann habe ich das Haus im Fernsehen gesehen“.
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Köln: Pärchen entführt und schwer misshandelt
In dem TV-Beitrag war von einer Geiselnahme die Rede, von einem in der Villa gefangen gehaltenen und misshandelten Pärchen aus dem Ruhrgebiet. Hintergrund der Entführung war ein Raub von 350 Kilogramm Marihuana aus einer Lagerhalle in Hürth und der Verdacht der Kölner Bande, das Paar aus Bochum oder dessen Umfeld könnten dahinterstecken. Bewiesen wurde das aber bis heute nicht.

Der Mieter der Villa mit seinem Verteidiger Jan-Victor Khatib im Kölner Landgericht
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Er sei aus allen Wolken gefallen, als er seine angemietete Villa im Zusammenhang mit der Geiselnahme im Fernsehen gesehen habe, erklärte Ahmed A. im Gerichtssaal: „Ich habe daraufhin den Sermet angerufen und ihn beleidigt: Du Idiot, was ist da passiert?“ Der mutmaßliche Kalker Drogenboss sei ihm am Telefon aber nur ausgewichen und habe ihn an einen Anwalt verwiesen.
Köln: Mieter will von Geiselnahme nichts gewusst haben
„Es ist unzutreffend, dass er den Schlüssel in dem Wissen weitergereicht hat, dass dort eine Geiselnahme geschieht“, erklärte Verteidiger Jan-Victor Khatib und wies damit den zentralen Vorwurf der Beihilfe für seinen Mandanten zurück. Einen Mitangeklagten, der ihn belastet haben soll – Kronzeuge Mohamed B. – bezeichnete Ahmed A. als einen unangenehmen Hochstapler.
Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Achim Hengstenberg erklärte Verteidiger Khatib für seinen Mandanten: „Er kannte den Hintergrund von Sermet A. und konnte sich vorstellen, dass er in der Villa womöglich Drogen lagert. Aber sicher nicht, dass Menschen dorthin verschleppt werden.“ Ahmed A. sitzt seit Monaten in Untersuchungshaft, auch ihm droht eine empfindliche Gefängnisstrafe.