Immobilienriese kauft Gerling-QuartierKommt das Kölner Premium-Areal zu neuem Glanz?

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Der Platz in der Kölner Innenstadt soll wieder allen offen stehen – eigentlich.

Köln – Das zum schicken Innenstadtquartier umgebaute ehemalige Gerling-Areal wechselt erneut den Besitzer. Der weltweit operierende Immobilienriese Hines wird zum größten Player im Friesenviertel. Das Unternehmen mit Hauptsitz in den USA verwaltet in 240 Städten Immobilien im Gesamtwert von mehr als 130 Milliarden Euro. Die bisherigen Eigentümer, Proximus Real Estate und Quantum, verkaufen die umgebauten Gebäude des Kölner Versicherungskonzerns Gerling an den Hines Pan-European Core Fund (HECF).

Über den Verkaufspreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart. Hines übernimmt im Friesenviertel eine Gesamtmietfläche von rund 25.000 Quadratmetern. Es ist die erste Aktivität des Unternehmens in Köln. Man wolle „nachhaltige Werte“ schaffen, so Christoph Reschke, Geschäftsführer bei Hines. Nicht zum verkauften Paket gehört das Hochhaus am Friesenplatz, das mittlerweile seit vier Jahren leer steht. Hier bleiben Proximus und Quantum die Projektentwickler. Gestritten wird über die Höhe eines geplanten Neubaus, der nach aktuellem Stand 67 Meter hoch werden darf.

Viele Besitzerwechsel, lange Baugeschichte

Für kritische Beobachter ist die Geschichte des Filetgrundstücks in der Innenstadt, wo einst der Gerling-Konzern seinen Sitz hatte, ein typisches Beispiel zum Umgang mit Immobilien auf dem Markt, der zunehmend von weltweit operierenden Unternehmen dominiert wird. Gerling-Nachfolger Talanx hatte die Gebäude im Jahr 2006 an die Firma Frankonia und die Sparkassen-Tochter Corpus verkauft.

Alles zum Thema Henriette Reker

Damals wurde ausdrücklich gelobt, dass die Entwicklung des zentralen Areals lokal verwurzelten Unternehmen übertragen werden konnte. Die Idee, hier auch gemeinnützigen Wohnungsbau zu realisieren – auch die GAG hatte sich für das Areal interessiert – war allerdings schon vorher verworfen worden.

Frankonia holte schließlich das österreichische Unternehmen Immofinanz als gleichberechtigten Partner ins Boot und versprach, bis 2013 mit dem Umbau des Quartiers fertig zu werden. Es folgte eine lange Geschichte mit immer neuen Verschiebungen und Verzögerungen, bei denen die Stadt zumeist nur tatenlos zuschauen konnte.

2012 übernahm Immofinanz die Frankonia-Anteile, das Joint-Venture wurde aufgelöst und die Fertigstellung für 2017 versprochen. Auch daraus wurde nichts. Anstatt das „konzernweite Vorzeigeprojekt“, zu dem das Gerling-Quartier erklärt worden war, zu vollenden, verkauften die Österreicher an Proximus und Quantum.

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Neben dem Ärger über den langsamen Baufortschritt – zurzeit ist von 2023 als Abschlussdatum die Rede – wurde die Quartiersentwicklung auch von der Debatte über die Privatisierung des öffentlichen Raums begleitet. Die Stadt war von Anfang an mit den Nutzungsrechten für Plätze und Straßen recht großzügig umgegangen. Eine 123 Meter lange Straße ging sogar ganz offiziell in Privatbesitz über.

Der Streit eskalierte 2020, als ein privater Sicherheitsdienst Passanten vom Gereonshof vertrieb. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sicherte den Kölnerinnen und Kölnern einen offenen Platz zu, doch den gibt es faktisch bis heute nicht. Es gibt Zugangsbeschränkungen und Absperrungen. Besucher werden – vor allem abends – streng beobachtet und für den Fall, dass sie den Eindruck des Verweilens erwecken, weiterhin vertrieben.

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