Predigt zu FronleichnamKölner Kardinal Woelki beklagt „Jagd nach immer mehr Spaß“

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Woelki steht im Kardinalsgewand vor dem Dom

Kardinal Woelki beim Fronleichnamsgottesdienst auf dem Roncalliplatz

Kardinal Woelki warb in seiner Predigt für die Botschaft von Jesus Christus, „die allen Hunger stille“.

Am Ende von Kafkas Erzählung „Ein Hungerkünstler“ offenbart der Protagonist, der weitgehend vergessen in einem Zirkuskäfig haust, einem Aufseher, was ihn zum extremen Fasten gebracht hat: „Weil ich nicht die Speise finden konnte, die mir schmeckt.“ Daran knüpfte Kardinal Rainer Woelki in der Predigt an, die er am Donnerstag beim Fronleichnamsgottesdienst auf dem Roncalliplatz hielt.

So wie der Hungerkünstler lebenslang ungesättigt bleibt, weil er keinen Geschmack daran findet, „was ihm Tag für Tag wohlfeil angeboten wird“, spürten die Menschen bei der Jagd nach einem „nie endenden Glück“ und „immer mehr Spaß“, getrieben von der „Gier nach Leben, nach einem in vollen Zügen gelebten Leben“, einen Mangel: „Trotz unseres Wohlstands, trotz eines Marktes nahezu unbegrenzter Möglichkeiten hungern wir, hungern wir nach dem, was allen Hunger stillt, hungern wir nach dem Brot, das Leben gibt, unzerstörbares Leben.“

Kafka-Zitat bei Woelkis Kölner Fronleichnamspredigt

Fronleichnam, das Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi, stehe für die Antwort, wo und wie diese Nahrung zu finden sei. An diesem Tag feiern die Katholiken, dass Christus nach ihrem Verständnis durch die Wandlung von Brot und Wein im Sakrament der Eucharistie gegenwärtig wird. Jesus biete sich „als das wahre Lebensbrot an, das unseren Hunger stillt“, sagte der Kölner Erzbischof. Beim Abendmahl mache der „gekreuzigte und auferstandene Herr Brot und Wein zum Zeichen seiner selbst“ und teile sich darin mit.

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Kardinal Woelki leitete den Fronleichnamsgottesdienst auf dem Roncalliplatz.

Kardinal Woelki leitete den Fronleichnamsgottesdienst auf dem Roncalliplatz.

„Christus wolle „unser ganzes Leben durchformen“ und werde „uns nie allein lassen, besonders nicht in den Nöten unseres Lebens“. Im Anschluss an die Heilige Messe zog nach jahrhundertealter Tradition eine Prozession durch die Innenstadt, mit einer Station an der Minoritenkirche; sie endete mit dem Eucharistischen Segen im Dom.

Prozession durch die Innenstadt und Schiffprozession auf dem Rhein

Nicht nur das Zentrum Kölns wurde zum Schauplatz einer Demonstration christlichen Glaubens. Die katholische Kirchengemeinde St. Clemens und Mauritius hatte wieder zur Mülheimer Gottestracht eingeladen. Nach einem Gottesdienst in der Liebfrauenkirche zogen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zum Rheinufer. Dort starteten die MS Rhein-Fantasie und begleitende Boote zur Schiffsprozession entlang des Stadtteils Mülheim. Höhepunkt war der Segen „über Strom und Land“.

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