Kirchenaustritte und InflationÜberschuss des Kölner Erzbistums sinkt um 55 Millionen Euro

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Zu sehen ist ein Kreuz steht hinter dem Strebewerk am Kölner Dom.

Das Kölner Erzbistum konnte für das Jahr 2022 zwar einen Überschuss verbuchen, allerdings lag dieser deutlich unter dem Vorjahreswert.

Der Finanzbericht 2022 des Kölner Erzbistums zeigt: Kirchenaustritte und Inflation sorgen für einen geringeren Überschuss als im Vorjahr.

„Der Weg vom Überschuss zu Defizit ist nicht weit“, sagte Gordon Sobbeck, Finanzdirektor des Erzbistums Köln, als er am Dienstag im Generalvikariat den Finanzbericht 2022 vorstellte. Dieser weist einen Überschuss in Höhe von 30,2 Millionen Euro aus. Allerdings liegt er deutlich unter demjenigen des Vorjahres, der dank finanzieller Sondereffekte 85 Millionen Euro betrug. Und die Lage verschlechtert sich. Es gebe „mehr Alarmsignale als Hoffnungszeichen“, sagte Sobbeck. So kalkuliert der Wirtschaftsplan für dieses Jahr mit einem Fehlbetrag in Höhe von 25 Millionen Euro.

Erzbistum Köln: Kirchensteuern sind wichtigste Einnahmequelle

Wichtigste Einnahmequelle sind die Kirchensteuern. 2022 lagen sie mit 689 Millionen Euro um 1,6 Prozent höher als 2021. Sobbeck betonte, die 1,6 Prozent seien nur der nominale Wert. Wegen der hohen Inflation seien die Einnahmen real gesunken. Der weit überwiegende Teil der Kirchensteuern wird für die Arbeit in den Pastoralen Einheiten verwendet (Kirchengemeinden, Gemeindeverbände und Dienstleistungen): Mehr al als 253 Millionen Euro fließen dorthin, unter anderem für Seelsorge, Personal, Instandhaltung und Bewirtschaftung der Gebäude. 100 Millionen Euro werden für Kindertagesstätten, Schulen und weiterer Bildungsbereiche zur Verfügung gestellt. Die Ausgaben für besondere pastorale Aufgaben wie Jugend- und Erwachsenenpastoral sowie geistliche Begleitung und Internationale Katholische Seelsorge belaufen sich auf 72 Millionen Euro. Die Caritas bekam über 58 Millionen Euro. Darüber hinaus ergaben sich Sonderausgaben, zum Beispiel gut 1,4 Millionen Euro für die Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine.

Wirtschaftlicher Rahmenplan soll Erzbistum durch Krisen steuern

Der „finanzielle Umbruch“ beschleunige sich, sagte Sobbeck. Bisher betrage das Minus bei den Kirchensteuern in diesem Jahr 5,7 Prozent. Die demografische Entwicklung und die hohe Zahl der Kirchenaustritte wirken zusammen. Hinzu kommen die anhaltende Inflation und nötige Investitionen in den Klimaschutz. Bei allem ist die Grundlage stabil: Ende 2022 betrug das Gesamtvermögen des Erzbistums 4,264 Milliarden Euro, ein Plus von 2,2 Prozent. Um sich auf die schwierigeren Zeiten vorzubereiten, hat es einen langfristigen wirtschaftlichen Rahmenplan erstellt.

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Nach den Worten Sobbecks soll er das „pastoral-inhaltlich Notwendige und Wünschenswerte mit dem wirtschaftliche Machbaren bestmöglich in Einklang bringen“. Dafür liege noch kein fertiges Konzept „in der Schublade“, aber „viele Ansätze sind bereits entwickelt“. Ein Ansatz betrifft den Immobilienbestand – 4600 Gebäude, davon 1200 Kirchen und Kapellen. Die Bestandaufnahme steht kurz vor dem Abschluss. Dann geht es um die Frage, was sich halten lässt oder abgestoßen werden kann. Der Finanzdirektor geht von einer Reduktion von 20 bis 30 Prozent aus – in einem „mehrjähigen Prozess“.

Bislang sechs Millionen Euro für Missbrauchsopfer bereitgestellt

Was Zahlungen an Missbrauchsopfer angeht, sind laut Sobbeck dafür bislang sechs Millionen Euro bereitgestellt worden. Ende dieses Jahres würden die Kosten „neu berechnet“. Die Millionen stammen aus einem Sonderfonds, aus dem auch Mittel zur Anschubfinanzierung der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) geflossen sind, eines – umstrittenen – Lieblingsprojekts Kardinal Woelkis. Sobbeck sagte, die Trägerstiftung, deren „Businessplan“ er lobte, habe mehr Spenden eingenommen als geplant. Eine Zahl nannte er nicht. Der Businessplan sieht jährlich steigende Ausgaben vor, von 2,9 Millionen Euro in diesem Jahr auf 4,6 Millionen Euro im Jahr 2029. Die Mittel sollen sich vor allem aus Zuschüssen des Erzbistums und Spenden zusammensetzen. Für dieses Jahr hat das Erzbistum 2,5 Millionen Euro bewilligt; bis 2029 soll der Zuschuss auf zwei Millionen Euro pro Jahr sinken.

Über allen Finanzfragen steht für Gordon Sobbeck die Überzeugung: „Unsere Gesellschaft braucht eine sichtbare, starke und verlässliche Kirche.“

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