Erzbistum KölnKirche bittet um Hilfe zur Aufklärung sexuellen Missbrauchs – Name veröffentlicht

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Papst Franziskus mit Michael Eschweiler im Jahr 2017. Der Priester überreichte eine Narrenkappe.

Papst Franziskus mit Michael Eschweiler im Jahr 2017. Der Priester überreichte eine Narrenkappe.

Das Erzbistum Köln bittet mögliche Missbrauchsbetroffene, sich zu melden. Der Name eines Priesters wurde dazu veröffentlicht.

Im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch von Minderjährigen in der katholischen Kirche hat das Erzbistum Köln den Namen eines Priesters veröffentlicht und mögliche Betroffene aufgerufen, sich zu melden. Der vor einem Jahr gestorbene Geistliche Michael Eschweiler werde in mehreren Fällen beschuldigt, Minderjährige sexuell missbraucht und sich ihnen gegenüber sexuell grenzverletzend verhalten zu haben, teilte das Erzbistum auf seiner Internetseite mit. Die Vorwürfe seien von dem Priester zum Teil eingeräumt worden.

Bislang war über einige bekannt gewordene Vorwürfe als „Fall E.“ berichtet worden. Nach Eschweilers Tod vor etwa einem Jahr hat sich das Erzbistum jetzt entschieden, seinen vollen Namen zu nennen und an den Orten seines Wirkens nach möglichen weiteren Opfern zu suchen. „Ziel ist es, mögliche bisher unbekannte Betroffene zu erreichen, um ihnen die notwendige Hilfe und Unterstützung zukommen lassen zu können“, erklärte das Erzbistum. 

Der Priester sei zwischen 1978 und 2022 an mehreren Orten in Nordrhein-Westfalen tätig gewesen, vor allem im Kreis Euskirchen, der Eifel und im Rhein-Erft-Kreis. Seine beruflichen Stationen: 

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  • Seel­sorge­bereich Stadt Bedburg (1987-2002)
  • Seel­sorge­bereich Elsdorf (1988-1991, 1993-1997)
  • Seel­sorge­bereich Berg­heim/ Erft (1978-1979, 1982-1987)
  • Seel­sorge­bereich Wesseling (2003-2004, 2018-2019)
  • Seel­sorge­bereich Zülpich (2002-2005)
  • Seel­sorge­bereich Bad Münster­eifel (1979-1982, 2022)
  • Seel­sorge­bereich Swisttal (2006-2018, 2020)
  • Katho­lische Kranken­haus­seelsorge Wupper­tal (2006-2017)
  • Katho­lische Land­volk­bewegung im Erz­bistum Köln (1997-2012)

Im sogenannten Gercke-Gutachten, in dem der Umgang des Erzbistums mit Missbrauchsfällen untersucht worden war, sind anonymisiert mögliche Vergehen Eschweilers aus den 1980er-Jahren am Collegium Josephinum, einem ehemaligen kirchlichen Jungeninternat in Bad Münstereifel, dokumentiert, aber auch Übergriffe gegen Jugendliche Anfang der 2000er-Jahre.

Von Posten abberufen – Dann in anderer Gemeinde wieder tätig

Auch in einer Studie der Mönchengladbacher Pädagogin Claudia Bundschuh über den jahrzehntelangen Missbrauch im Collegium Josephinum kam E. vor. Kurz vor der Publikation dieser Arbeit im Jahr 2017 versetzte der Kölner Kardinal Rainer Woelki Eschweiler in den Ruhestand und verbot ihm die öffentliche Ausübung des Priesteramts. Der Vatikan ordnete 2020 ein kirchliches Strafverfahren gegen Eschweiler an, das wegen einer Erkrankung des Geistlichen ruhte.

Den Posten in Bedburg hatte Eschweiler im Jahr 2002 dem Gercke-Gutachten zufolge räumen müssen, nachdem er einer 16-jährigen Messdienerin Avancen gemacht hatte. Auf seiner anschließenden Station in Zülpich von 2002 bis 2005 war Eschweiler in den Pfarrgemeinden St. Peter Zülpich, St. Margareta Hoven, St. Severin Merzenich und St. Peter Nemmenich im Einsatz. Damals hatten sich Gemeindemitglieder für seinen Verbleib in der Region eingesetzt.

Das Erzbistum nennt auf seiner Internetseite Ansprechpartner für Betroffene, um Hinweise auf das Verhalten Eschweilers zu geben und Hilfe zu erhalten. Einem Missbrauchsopfer hatte das Erzbistum zuletzt 300.000 Euro Schmerzensgeld zahlen müssen. (mit dpa)

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