IntegrationSyrischer Künstler baut in 5000 Stunden den Kölner Dom aus Holz – nun sucht er ein Atelier

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Ein Mann steht vor der Wand in einer blauen Übergangjacke und einem gestreiften Pillover.

Fadell Alkhuder hat vor einigen Monaten den Dom aus Holz nachgebaut.

Fadell Alkhuder hat einen Kölner Dom aus Holz geschaffen. Sein Werk erregte eine große Aufmerksamkeit in Medien. Doch ohne ein geeignetes Atelier kann der syrische Künstler sein Talent nicht entfalten.

In den letzten Jahren mussten viele Menschen aus Kriegsgebieten nach Deutschland fliehen, ob aus der Ukraine oder aus Syrien. Einer von ihnen ist Fadell Alkhuder. 2015 kam er nach Köln. Gerne hätte er sich direkt in den Arbeitsmarkt integriert: Doch die im Ausland erworbenen Zeugnisse gelten im deutschen System oft nicht als gleichwertig, Sprachbarrieren führen bei der Jobsuche zum Misserfolg.

Fadell Alkhuder arbeitete in Syrien als Künstler. Zusammen mit seinem Vater hat er eine professionelle, erfolgreiche Werkstatt betrieben. Dort stellten sie Gegenstände aus Holz her. Jetzt sitzt er in einem 15 Quadratmeter großen Keller ohne Heizung in Köln. Seine Werkstatt, genauso wie sein Haus in Syrien, haben die Assad-Regime-Vertreter besetzt. Weil er in Deutschland nicht arbeiten konnte, hat Alkhuder ein riesiges Kunstwerk geschaffen:

Nach 5000 Tausend Arbeitsstunden – Kölner Dom aus Boho-Holz

Einen 2,10 Meter langen, fast genauso hohen und 1,40 Meter breiten Kölner Dom aus Boho-Holz. Fünftausend Stunden - drei Jahre und sechs Monate - arbeitete er täglich im Keller. „Manchmal verbrachte ich mehrere Tage alleine in meiner Werkstatt. Ich konnte kein Deutsch und hatte keine Freunde in Deutschland“, erzählt Alkhuder.

Alkhuders Kölner Dom erregte die Aufmerksamkeit von vielen Medien, nicht nur im deutschen Raum, sondern auch im amerikanischen. Das Presseecho führte auch dazu, dass in Köln Menschen auf Alkhuder aufmerksam wurden. „Von Fadell habe ich zum ersten Mal im Sommer erfahren. Ich war so überzeugt von seinem Talent, dass ich ihm sofort helfen wollte“, erzählt Oliver Heidrich vom Verein „wir bewegen e.V“.

Ein großes Holzmodell des Kölner Doms. Hinter dem Modell steht der Künstler in einem roten Pullover.

Fadell Alkhuder schnitzt an seinem Holzmodell des Kölner Doms.

Sein Verein hilft Menschen mit Fluchtgeschichte, sich beruflich zu integrieren und will damit auch dem Fachkräftemangel etwas entgegensetzen. Als Verein setzten sie sich für Chancengleichheit ein und versuchen, Potenziale der Menschen zu erkennen, um ihnen ein neues Leben in Köln zu ermöglichen. „Es ist weder fair den Menschen gegenüber, noch vernünftig für die Wirtschaft, Menschen mit ausländischen Abschluss einfach zu Lagerarbeiten zu schicken“, sagt Heidrich.

Begabte Geflüchtete bleiben häufig arbeitslos

Dass Alkhuder ein großes Talent hat, zeigt sich auch an einem zweiten Werk von ihm. Im Bonner Haus der Geschichte steht sein Wandrelief aus Holz, auf dem er seine Fluchtgeschichte aufgearbeitet hat. „Ich würde gerne handwerklich und künstlerisch zur Kölner Wirtschaft etwas beitragen“, sagt Alkhuder. Doch dafür braucht er ein Ort, wo er seine Kunst schaffen kann. „Flüchtlinge mit einer Geschichte wie die von Fadell sind zu Tausenden in Köln und sie brauchen unsere Hilfe ganz besonders“, sagt Oliver Heidrich. „Aber um sie unterstützen zu können sind wir auf Spenden angewiesen“.

Fadell Alkhuder ist mittlerweile besser in Köln angekommen. Weihnachten verbringt er hier gemeinsam mit seiner Frau und seinen fünf Kindern. Jedes Jahr lernen sie mehr weihnachtliche Traditionen kennen und versuchen, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. „Ich fühle mich sehr wohl und Köln, aber ich wäre noch glücklicher, wenn ich Köln etwas Künstlerisches beitragen könnte“, sagt Alkhuder. „Weil diese Arbeit mein Leben ist.“

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