Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Desolater ZustandAlter Deutzer Friedhof ist „Denkmal des Monats“ – für Sanierung fehlen 800.000 Euro

Lesezeit 3 Minuten
Parkanlage, im Hintergrund ein großes Glasgebäude

Der Alte Deutzer Friedhof mit Grabdenkmälern befindet sich in direkter Umgebung der Lanxess-Arena in Köln-Deutz.

Die Parkanlage wurde pünktlich zum „Friedhofsmonat“ November ausgezeichnet. Gleichzeitig soll der Titel auf Missstände hinweisen.

Auf den ersten Blick ist es eine normale Parkanlage, die sich im Schatten der Lanxess-Arena zwischen der Gummersbacher Straße und der Deutz-Kalker-Straße erstreckt. Doch dann fallen vereinzelte Kreuze und Grabstätten auf, die aus uralter Zeit stammen müssen. Tatsächlich handelt es sich bei der weitläufigen Anlage mit ihren stattlichen Kastanien und Robinien um den „Alten Deutzer Friedhof“.

Mann mittleren Alters, der einen verrosteten Zaun anfasst.

Alexander Hess, Leiter des Arbeitskreises „Denkmal des Monats“ an der verrosteten Friedhof-Zaunanlage aus dem Jahr 1913/14. Sie muss dringend saniert werden.

Der Rheinische Verein für Denkmalpflege hat den 1822 vor den Toren der damals neuen Deutzer Befestigungsanlage errichteten Friedhof jetzt zum „Denkmal des Monats“ ausgerufen. „Der November ist der klassische Friedhofsmonat“, begründete Alexander Hess, Leiter des zuständigen Arbeitskreises, bei einem Ortstermin die Entscheidung.

Die gesamte Zaunanlage zur Gummersbacher Straße müsste erneuert werden
Gerhard Stricker, Grünflächenamt

Gleichzeitig soll die Auszeichnung dazu dienen, auf Missstände aufmerksam zu machen. Denn die Zaunanlage, die der Friedhof 1913/14 erhielt, befindet sich an der Seite zur Gummersbacher Straße in einem desolaten Zustand. Einige der aus Beton gestalteten Pfeiler sind umgestürzt oder wurden entfernt, die ornamenthaft gestalteten Metallgitter sind stark verrostet beziehungsweise nicht mehr vorhanden. Stellenweise müssen provisorische Baustellengitter den alten Friedhof schützen.

Köln-Deutz: Fehlende Unterlagen gestalten Restaurierung des Alten Friedhofs schwierig

Das schmiedeeiserne Haupttor an der Westspitze des Areals ist ein Werk des Deutzer Kunstschlossers Heinrich Hörkens. Die ebenfalls mehr als 100 Jahre alte Arbeit ist zwar noch vorhanden, aber gleichermaßen von Korrosion betroffen. „Die gesamte Zaunanlage zur Gummersbacher Straße müsste erneuert werden“, so Gerhard Stricker vom Grünflächenamt, der ebenfalls an der Begehung teilnahm.

Doch das Geld dafür, geschätzte 800.000 Euro, stehe derzeit nicht zur Verfügung. Mangels Unterlagen sei es außerdem schwierig, eine Planung für eine denkmalgerechte Restaurierung zu erstellen. Vorerst bleibt es also beim jetzigen Zustand. Alexander Hess erinnerte jedoch an die Möglichkeit, über den Verein für das Projekt zu spenden.

Das kleinere Problem dürfte der Zustand der zentral gelegenen Kreuzigungsgruppe aus dem Jahr 1849 sein. Weil sie von Vogelkot beschmutzt ist, wäre laut Hess ein Rückschnitt der meterhohen Eiben wünschenswert, die das Kunstwerk umwuchern. Hier sicherte Gerhard Stricker Abhilfe zu.

Anlage diente bis 1984 als kommunale Begräbnisstätte

Der Alte Deutzer Friedhof diente bis 1894 der Stadt und der Garnison Deutz als kommunale Begräbnisstätte. Im selben Jahr wurde er für Reihenbegräbnisse geschlossen, 1922 dann auch für Erbbegräbnisse. Die heutige parkähnliche Gestaltung stammt im Wesentlichen aus den 1950er Jahren, als das Gelände als Friedhofsschau der Bundesgartenschau im Jahr 1957 hergerichtet wurde.

Wie es davor aussah, weiß Josef Werker noch sehr gut. In den 1950er Jahren habe seine Familie direkt daneben gewohnt, so der 79-Jährige: „Da waren noch sehr viele Gräber. Einige wurden noch gepflegt, aber die meisten waren vernachlässigt.“ Für ihn und seine Freunde war die Anlage ein abenteuerlicher Spielplatz. Wenn abends die Tore geschlossen wurden, mussten die Jungs über den Zaun klettern, der heute so dringend Pflege benötigt.